Ein digitales Kunstwerk ist am Donnerstag bei Christie's in London für fast 70 Mio. Dollar (58,86 Mio. Euro) verkauft worden. Es war der erste Verkauf eines Kunstwerks, das nicht in physischer Form existiert, durch ein großes Auktionshaus. "Everydays – The First 5000 Days" ist ein digitales Werk des US-Künstlers Mike Winkelmann, bekannt als Beeple. Es ist eine Collage aus 5.000 Einzelbildern, die über einen Zeitraum von mehr als dreizehn Jahren tageweise entstanden sind.

Der Verkauf brachte Beeple in die Top Drei der wertvollsten lebenden Künstler, teilte Christie's in einem Tweet mit. Das Werk liegt in Form einer neuen Art digitaler Vermögenswerte vor – einem sogenannten "Non-Fungible Token" (NFT). Das bedeutet, dass es durch die Blockchain-Technologie authentifiziert wird, was seine Originalität und sein Eigentum bescheinigt.

Boom

Der Markt für NFTs ist in den vergangenen Monaten in die Höhe geschnellt, da Enthusiasten und Investoren ihre Ersparnisse nutzen, um Gegenstände aufzukaufen, die online existieren. Vergangenes Monat wurde ein zehn Sekunden langer Videoclip mit dem Bild eines gefallenen Donald Trump, ebenfalls von Beeple, für 6,6 Mio. Dollar auf einem NFT-Marktplatz namens Nifty Gateway verkauft.

"Ohne die NFTs gab es einfach keine Möglichkeit, digitale Kunst zu sammeln", sagte Beeple, der sich auf respektlose digitale Kunst spezialisiert hat, die sich mit Themen wie Technologie, Reichtum und amerikanische Politik auseinandersetzt. Auf die Frage, was er von den Multi-Millionen-Dollar-Geboten für seine Arbeit halte, zeigte sich der 39-jährige Grafikdesigner, der Konzert-Visuals für Künstler wie Justin Bieber, One Direction und Katy Perry entworfen hat, sprachlos.

Reaktion

"Ich weiß nicht ... vielleicht kann man ein Emoji in die Geschichte einbauen", sagte er. "Es ist so verrückt." Bei NFTs sind die Tantiemen des Künstlers im Vertrag festgeschrieben: Beeple erhält jedes Mal zehn Prozent, wenn das NFT nach dem ersten Verkauf den Besitzer wechselt. "Ich glaube wirklich, dass dies als das nächste Kapitel der Kunstgeschichte gesehen werden wird", sagte Beeple. (APA, 11.03.2021)