Der Doomguy aus der Kult-Shooter-Serie "Doom" wird wohl bald exklusiv auf der Xbox und dem PC sein Feuerwerk starten.

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God of War, Horizon, Spider-Man, Uncharted, The Last of Us – die Liste an starken Playstation-Exklusivtiteln, die ein großes Publikum ansprechen und dazu die eigene Brand stärker positionieren, ist lang. Bei Microsoft hatte man in den letzten Jahren Probleme, Marken wie Halo, Fable, Crackdown oder Gears of War richtig zu positionieren beziehungsweise neu zu definieren. Im Vorjahr kaufte Microsoft deshalb Zenimax und damit das renommierte Spieleentwickler-Studio Bethesda um die Rekordsumme von 7,5 Milliarden Dollar. So gehören Marken wie Doom, Fallout oder The Elder Scrolls auf einmal dem US-Konzern. Aber was plant Microsoft mit den vielen Brands? Wo geht die Reise im Spielebereich hin?

Eine Reise mit Bethesda.
Bethesda Softworks

Die Zukunft heißt "Game Pass"

Microsoft will keine Spiele mehr für 70 Euro verkaufen. Zumindest nicht in erster Linie. Wichtig ist der Game Pass. Ich hadere, erneut zu schreiben "das Netflix der Spiele", aber wer selten mit dem Gaming-Universum von Microsoft zu tun hat, kann sich so am schnellsten etwas darunter vorstellen. Die anderen mögen mir verzeihen.

Der Game Pass kostet zwölf Euro im Monat, meist bekommt man ihn bei Aktionen sogar wesentlich günstiger. Dafür gibt es mehrere hundert Spiele im Abo, die man sich jederzeit auf den PC oder die Xbox (One oder Series X/S) laden kann. Zusätzlich bietet Microsoft seit einiger Zeit an, einen Teil der Bibliothek auch direkt zu streamen. Ähnlich wie bei Google Stadia auf Wunsch auch auf Smartphone oder Tablet. Microsoft will, dass der Kunde unabhängig von der Plattform überall und auf jedem Device spielen kann. Eine neue Konsole, wie sie im Herbst 2020 etwa veröffentlicht wurde, ist gut für eine erhöhte Berichterstattung und jene Leute, die noch eine Konsole kaufen wollen. Microsoft will allerdings viel mehr den Game Pass verkaufen und dazu braucht es zugkräftige Spiele.

Die Rolle von Bethesda

Rund 15 Millionen Abonnenten freuen sich aktuell darüber, ab dem Erscheinungstag Microsoft-Games wie Age of Empires oder Halo im Game Pass zu erhalten. Aktuelle Blockbuster von anderen Herstellern fehlen jedoch – etwa Call of Duty, Assassin’s Creed oder Battlefield. Schön, alte Klassiker wie Witcher 3 hat man sich mittlerweile gesichert, dank EA Play seit letztem Jahr auch einen sehr großen Teal der Electronic-Arts-Bibliothek. Hier weiß man aber nicht um die länge der Deals, das heißt wie immer bei solchen Abo-Services, können Spiele, die heute im Angebot sind, morgen wieder verschwinden.

Deshalb ist eine Möglichkeit Studios zu kaufen, um noch mehr eigene Spiele im Game Pass anbieten zu können, die Spieler zu einem Abo-Abschluss verleiten können. Ebenfalls ähnlich zu Netflix gilt es, langfristig zu denken. Ein erfolgreicher Film bindet Kunden nicht für Jahre an den Dienst. Eine Serie mit 10 Staffeln zwingt ihn zu bleiben. Genauso ist das bei den Spielen. Am besten kommen regelmäßig neue Blockbuster in den Game Pass und noch besser ist es, wenn noch mehr davon für die nächsten Jahre angekündigt sind.

Die Bethesda-Bibliothek ist groß. Mini-Serien wie Prey, Dishonored, The Evil Within oder Rage im Portfolio zu haben ist sicher nicht schlecht. Mit ausreichend Budget und der richtigen Idee kann man hier gute Fortsetzungen produzieren. Interessant wird es bei aktuellen Dauerbrennern, wie etwa Wolfenstein, Fallout oder Doom. Abgesehen von Fallout, wo man mehr auf die Historie als auf den letzten Stolperer Fallout 76 aufbauen kann, sind Wolfenstein und Doom bei Spielern aufgrund von sehr guten Spielen zuletzt aktuell hoch angesehen. Potenzielle Fortsetzungen können Game Pässe verkaufen.

Dann ist da noch The Elder Scrolls. Im Schnitt erscheint alle vier bis sechs Jahre ein Teil der Rollenspiel-Saga. Seit dem fünften Teil sind bereits zehn Jahre vergangen. Das hat mehrere Gründe. Zunächst wurde das Spiel erst später für weitere Plattformen umgesetzt und zweitens erschien nur drei Jahre nach Skyrim, so der Untertitel von Teil fünf, The Elder Scrolls Online. Ein Spiel, das sowohl auf PC als auch auf Konsole regelmäßig mit Erweiterungen versorgt wird und laut Entwickler aktuell rund 18 Millionen Spieler zählt. Seit dem Vorjahr kann man das Spiel auch erstmals streamen – auf Google Stadia.

"The Elder Scrolls Online" läuft seit 2014 sehr erfolgreich auf mehreren Plattformen.
Foto: Bethesda

Exklusiv, exklusiv

In einem Blogeintrag bestätigt Xbox-Chef Phil Spencer Anfang März, man werde von "Fall zu Fall entscheiden", ob man die Bethesda-Bibliothek künftig exklusiv für Xbox und PC nutzen möchte. Das laute Raunen der Sony- und Nintendo-Communities war in diesem Moment wohl noch mehrere Lichtjahre weit zu hören. Bis dahin konnte man hoffen, dass Microsoft die "Minecraft-Strategie" fahren könnte. 2014 zahlte der US-Konzern dem Erfinder des super erfolgreichen Spiels 2,5 Milliarden Dollar, um sämtliche Nutzungsrechte zu übernehmen. Dennoch wurde das Spiel auf alle Plattformen umgesetzt. Microsoft verdient so bei Smartphone- oder Playstation-Spielern zumindest an der Lizenz.

Nun kann man erwarten, dass ein The Elder Scrolls Online auch weiterhin auf allen Plattformen verfügbar sein wird. Künftige Spiele, speziell wenn es klassische Einzelspieler-Erlebnisse sind, könnte sich Microsoft jedoch sinnvollerweise für den Game Pass aufbehalten. Allein das vor zwei Jahren angekündigte The Elder Scrolls 6 würde als Game-Pass-Exklusivtitel wohl die Abo-Zahlen nach oben schnellen lassen. Noch konkreter wird es, wenn Microsoft neue Dienste starten oder bestimmte Bereiche ausbauen möchte.

Streaming

Schon länger probiert Microsoft unter dem Schlagwort Xcloud ihre Spiele als Streaming-Service anzubieten. Momentan funktionieren nicht 100 Prozent aller Game-Pass-Spiele, weshalb die Marketing-Maschine in diese Richtung noch nicht auf Hochtouren läuft. Derweil bevorzugt man es, den Service als Bonus anbieten zu können und so beispielsweise langsam viele Games auf Touch-Steuerung zu optimieren, da man nicht von jedem Tablet-User verlangen kann, dass er einen Xbox-Controller eingesteckt hat.

Es gibt schon Konkurrenz im Bereich Streaming, aber keiner der Services hat ein derart starkes Exklusiv-Lineup wie Microsoft. Google Stadia könnte man die Lizenz für The Elder Scrolls Online wohl auch wieder wegnehmen und dann als Exklusiv-Streamingservice auf Xcloud anbieten.

Das beste Beispiel, dass Streaming eine Investition in die Zukunft sein kann war wohl Cyberpunk 2077 auf Google Stadia. Während Konsolen-Besitzer sich über Probleme beschwerten, war die Version auf dem Streaming-Service auch ohne teure Hardware wunderbar konsumierbar. Ein neues The Elder Scrolls oder Doom zum Ende einer Konsolengeneration auch via Streaming anzubieten, könnte den ein oder anderen Shitstorm wegen schwacher Abwärtskompatibilität gegen Microsoft verhindern. Zumindest bei den Spielern, die über eine starke Internetverbindung verfügen.

Mit Xcloud kann man jetzt schon Spiele streamen.
Foto: Microsoft

Zahlreiche Herausforderungen

Das Angebot des Game Pass ist schon seit Monaten allein von der Quantität schon sehr beeindruckend. Mit dem Einschlichten von 20 alten Bethesda-Spielen ist dieser Software-Berg noch um zahlreiche gute und sehr gute Titel erweitert worden. Um der Konkurrenz aber endgültig den Rang abzulaufen fehlt es an neuen Blockbustern, auf die kein Spieler verzichten will. Hier sieht sich Microsoft noch vor zwei Problemen stehen.

Erstens müssen Fortsetzungen von Doom oder Fallout schon sehr gut werden, damit sie als "System Seller" gehandelt werden dürfen. Auch die Kosten für ein neues The Elder Scrolls müssen erst einmal eingespielt werden, sollte man sich für einen exklusiven Weg entscheiden. Zweitens wird es immer schwieriger dieses eine Spiel zu machen, das jeder spielen will. Früher kam man kaum an den fünf wichtigsten Spielen des Jahres vorbei – heute sieht sich der Markt überschwemmt von Free-2-Play-Titeln und Games-as-a-Service-Spielen. Bei den einen zahle ich gar nichts, die anderen begeistern mich über Jahre und halten mich davon ab, auf dem Spielemarkt nach links oder rechts zu schauen.

Der Kauf von Bethesda war ein starkes Zeichen an die Hardcore-Gaming-Community, die auch ein Dishonored oder Fallout schätzen können, sofern es gut gemacht ist. Der Game Pass selbst hat aber andere Gegner zu besiegen und die wird auch nicht der Doomguy aus Doom für Microsoft im Alleingang erledigen können. Und wenn wir gerade von Doom sprechen: John Romero, der Erfinder der Shooter-Serie, wird sich 1994 wohl auch nicht gedacht haben, dass sein damaliger Blockbuster irgendwann in einem Abo-Dienst von Microsoft unter hunderten anderen Spielen landet. (Alexander Amon, 14.3.2021)