Den Mitarbeitenden immer auf den Fersen und über die Schulter schauend? Das hält sich hartnäckig.
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Rund 77 Prozent der österreichischen und deutschen Führungskräfte erachten eine regelmäßige Kontrolle der Mitarbeitenden als notwendig – dies erhebt der aktuelle "Hernstein Management Report" mit einer Befragung von über 1500 Führungskräften. Gefragt wurde nach dem ersten Lockdown, also nach vielen Wochen Erfahrung im oftmals erzwungenen Homeoffice.

Eine Mehrheit von 59 Prozent der Führungskräfte meint, dass Macht ein notwendiger Teil der Führungsarbeit sei. Es zeigt sich, dass der Machtbegriff eher negativ besetzt ist und bei knapp einem Drittel der Befragten negative Assoziationen weckt. Insgesamt ist der Umgang mit Macht offenbar schwierig – zumindest das Bekenntnis dazu.

Autorität ist gut

Über 80 Prozent der Führungskräfte sehen den Begriff "Autorität" positiv und assoziieren damit Eigenschaften wie souveränes Auftreten, Ausstrahlung und auch Mitarbeiterorientierung. Umgekehrt haben lediglich 20 Prozent der Führungskräfte positive Wahrnehmungen zum Begriff "Macht" und 30 Prozent negative Assoziationen, wie beispielsweise Machtmissbrauch, Ungerechtigkeit oder Egoismus. Zehn Prozent der Befragten stellen überhaupt in Abrede, dass Macht etwas mit Führung zu tun habe. In Deutschland wird der Machtbegriff noch etwas kritischer gesehen als in Österreich (33 Prozent versus 27 Prozent negative Assoziationen).

Die oberste Führungsebene hat die meiste Affinität zu Kontrolle. 32 Prozent stimmen der Aussage voll und ganz zu, dass Führung ohne regelmäßige Kontrolle nicht funktioniert. Im unteren Management sind es mit 22 Prozent deutlich weniger. Interessanterweise sind die Unternehmensinhaberinnen und -inhaber weniger kontrollorientiert als das Top-Management. Sie liegen mit 27 Prozent ungefähr gleichauf mit dem mittleren Management.

Nach Branchen wird das Kontrollerfordernis am stärksten im Finanzdienstleistungsbereich gesehen (28 Prozent), während diese Meinung im öffentlichen Sektor am schwächsten ausgeprägt ist (17 Prozent). "Für mich ist vor allem der Wunsch nach Kontrolle, den mehr als drei Viertel der Befragten kurz nach dem ersten Corona-Lockdown angaben, überraschend. Grundsätzlich sind jene Führungskräfte langfristig erfolgreich, die über Vertrauen und Ergebnisleistung führen. Und gerade durch Homeoffice kann das Vertrauen die elementare Basis für die Führungsarbeit sein. Durch die Arbeit an sich selbst und durch gezielte Maßnahmen im Team kann jedenfalls an der Vertrauenskultur gearbeitet werden", meint Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein-Instituts. (kbau, 17.3.2021)