Eine Nonne fleht Sicherheitskräfte an, Demonstranten zu verschonen. Auch in Myitkyina, im Norden Myanmars, wird unermüdlich protestiert.

Foto: AFP / Myitkyina News Journal

Ende der Woche haben sich in Myanmar überraschend diejenigen zu Wort gemeldet, die das aktuelle Blutvergießen zu verantworten haben. Zaw Min Tun, Sprecher der Militärjunta, sagte bei einer der seltenen Pressekonferenzen, dass die Sicherheitskräfte "diszipliniert" vorgehen und Gewalt nur "wenn nötig" anwenden würden.

Seit dem Putsch am 1. Februar sind laut Zählungen der Uno über 70 Menschen von Sicherheitskräften getötet worden, manche bei Protesten, manche in Polizeigewahrsam durch Folter. Sieben von ihnen wurden allein am Mittwoch durch Kopfschüsse umgebracht. UN-Sonderberichterstatter Thomas Andrews kommt daher zu einem ganz anderen Schluss als der Sprecher der seit Anfang Februar wieder alleine regierenden Junta: "Myanmar wird von einem mörderischen, illegalen Regime kontrolliert", sagte er am Donnerstag. Die Behauptungen des Militärs seien "absurd".

Mehr als 2000 Menschen sind seinen Angaben zufolge bisher festgenommen worden. Unter ihnen befinden sich auch mindestens 35 Journalisten. Sie hätten "zum Aufruhr angestiftet", erklärte der Juntasprecher. Das Militär würde die "Medienfreiheit respektieren".

So arbeitet das Militär an verschiedenen Fronten an der langsamen Niederschlagung der Proteste – Proteste gegen einen Putsch, der das Ende von knapp zehn Jahren Demokratisierung im Land einläutete.

Suu Kyi weiter unter Hausarrest

Die wohl prominenteste Festgehaltene ist Aung San Suu Kyi, die sich auch einen Monat nach dem Putsch unter Hausarrest befindet. Während die 75-Jährige in den vergangenen zehn Jahren das Land als De-facto-Regierungschefin in seiner demokratischen Öffnung ausschlaggebend mitgestaltete, muss sie jetzt mit einem weiteren langen Arrest rechnen.

Bisher wurde ihr der Besitz einiger illegaler Walkie-Talkies vorgeworfen. Nun will das Militär schlagkräftigere Argumente gegen sie in der Hand haben: Suu Kyi habe illegale Gelder in der Höhe von 600.000 US-Dollar in bar und mehr als elf Kilogramm Gold im Gegenwert von 680.000 US-Dollar angenommen. Suu Kyis Anwalt hat die Vorwürfe am Freitag als "schlechten Scherz" zurückgewiesen: "Sie mag andere Schwächen haben, aber sie hat keine Schwächen in ihren moralischen Prinzipien."

Anhörung am Montag

Die Proteste auf den Straßen gehen unermüdlich weiter – gerade im Vorfeld der Anhörung von Suu Kyi, die vielen im Land als "Mutter der Nation" gilt. Ihr Einsatz für Demokratie ist im Land unumstritten. Ihr Umgang mit ethnischen Minderheiten und deren mangelnde Einbindung in den Staat wurden vor allem im Ausland kritisiert. Am Montag soll die nächste Anhörung zu ihrem Fall stattfinden. Die neuen Vorwürfe zeigen einmal mehr auf, dass sie nicht mit einer baldigen Freilassung rechnen kann.

Im Uno-Sicherheitsrat gab es diese Woche wieder keine Einigung darauf, den Putsch auch "Putsch" zu nennen, weil sich Länder wie China und Russland querlegen. Südkorea hat unterdessen seine Militärkooperation mit Myanmar beendet. Großbritannien hat seinen Bürgern und Bürgerinnen am Freitag empfohlen, das Land zu verlassen: Das Level an Gewalt würde steigen. (Anna Sawerthal 12.3.2021)