Sophie Aujesky (Wave) und Adele Neuhauser (Bibi Fellner) im neuen "Tatort".

Foto: ORF/Prisma Film/Petro Domenigg

"Jana Gruber, 42, erstochen." So wenig bleibt am Lebensende von einer Wiener Prostituierten übrig. Das zumindest konstatiert Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) am Sonntag in der Tatort-Folge Die Amme.

Einen Buben muss die Tote auch noch gehabt haben, aber der ist weg. Bald zeigt sich: Es gibt noch einen weiteren, ganz ähnlichen Fall, es drängt also die Suche nach zwei Kindern.

Bibi Fellner (Adele Neuhauser) muss man manches zwei- oder am besten dreimal sagen, denn sie ist so schrecklich müde. Das hängt mit ihrer Schlaflosigkeit zusammen, nicht mit dem Fall, obwohl das recht naheliegend wäre.

Zwei entführte Kinder, Prostituiertenmord – diese Krimi-Mischung sollte eigentlich für erhöhten Adrenalinausstoß sorgen, erst recht am Sonntag. Die Buben nämlich grapschte sich ein Mann, der sich als Frau ausgibt.

Absurd statt furchteinflößend

Langhaarperücke, Rock, roter Lippenstift und hohe Schuhe, fertig ist die liebende Möchtegern-Mama. Doch diese ist weder gruselig noch furchteinflößend, sondern bloß absurd. Immerhin versucht sie nicht auch noch zu stillen, wie es der Titel ja nahelegen würde.

Gegenüber Eisner, für den es der 50. Fall ist, tritt der Entführer als angeblicher V-Mann aus Graz auf, der nach Crack sucht. Das ist alles recht unübersichtlich und überladen. Man wünscht sich irgendwann das Gleiche wie Bibi Fellner: endlich einschlafen zu können.

Am Schluss gelingt das der Frau Majorin Fellner auch, wenngleich äußerst unfreiwillig. Vielleicht träumt sie dabei auch vom Polizeiruf 110 aus Rostock über einen Amoklauf. Der läuft an diesem Sonntag parallel zum Wiener Tatort in der ARD und ist wirklich sehenswert. (Birgit Baumann, 13.3.2021)