"Schreiben Sie Ihre Kolumnen eigentlich von zu Hause, oder gehen Sie in die Redaktion?" Eine oft gehörte Frage, schon lange vor Corona. Die Antwort: manchmal von zu Hause, aber öfter von der Redaktion, weil man den Austausch mit den Kollegen oder mit Menschen überhaupt einfach braucht. Davon abgesehen gibt es natürlich eine gewisse Infrastruktur, die im Büro eher zur Verfügung steht, aber das ist im Laufe der Jahre durch die Digitalisierung immer weniger geworden.

Aber der Hauptgrund, im Büro zu arbeiten, besteht darin, zwanglos mit den Kolleginnen und Kollegen, den Chefinnen und Chefs einfach etwas zu besprechen, dabei Anregungen zu erhalten, Schmäh zu führen, mitzukriegen, was so in der Bude läuft. Und manchmal nachher auf ein Glas zu gehen.

Jetzt sind wir ganz überwiegend im Homeoffice. Das ist den Gegebenheiten – des STANDARD-Großraumbüros – geschuldet. Wir kommunizieren auf allen Kanälen, die Konferenzen finden per Video statt, aber nicht nur aktuelle Besprechungen, sondern auch große Austauschrunden und Grundsatzdiskussionen.

Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer und Arbeitgeber wünschen sich auch nach der Krise Homeoffice.
Foto: imago images/Westend61

So ist es inzwischen in zahlreichen anderen Betrieben, die nicht gerade im direkten Produktionsprozess stehen. Rund 70 Prozent der heimischen Unternehmen und Dienststellen haben inzwischen Erfahrungen mit Homeoffice-Arbeit gemacht. Eine kürzlich präsentierte Umfrage des Arbeitsministeriums fasste Minister Martin Kocher so zusammen: "Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber war mit dem Homeoffice während der Krise zufrieden." Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer und Arbeitgeber wünschen sich auch nach der Krise Homeoffice.

Hybridlösung

Allerdings nicht exklusiv. Die meisten Arbeitnehmer wollen eine Hybridlösung – ein paar Tage zu Hause, dann wieder zurück ins Büro. Und so wird es auch sein, wenn man die Pandemie überwiegend in den Griff bekommen hat. Das entspricht auch einem schon länger anhaltenden Trend, der sich allerdings bisher mehr auf Freischaffende, Einzel-und Kleinunternehmer, Teleworker, Leute im Kreativ-Business usw. konzentriert hat: hineinarbeiten vom Wohnsitz auf dem Land oder einer Bürowohnung in der Stadt.

Selbstverständlich hat das Homeoffice für viele gewaltige Nachteile. Vor allem Frauen mit (Schul-)Kindern sehen sich plötzlich mit einer gewaltigen Belastung konfrontiert, wenn die Kinder wegen Corona zu Hause bleiben müssen, sie selbst aber am (Küchen-)Schreibtisch sitzen. Auch arbeitsrechtlich ist längst nicht alles gelöst – und so manche Ehe und/oder Partnerschaft gerät in die leise Krise, wenn man zugleich im Homeoffice ist und buchstäblich 24 Stunden aufeinander pickt. Vielleicht noch erinnerlich ist die Aussage des Vizerektors der Med-Uni Wien und Regierungsberaters, Oswald Wagner, ein verpflichtendes Homeoffice wäre gut, denn dann wäre ja die Frage der Kinderbetreuung im Lockdown gelöst. Er musste sich schnell entschuldigen, u. a. damit, dass er selbst keine Kinder habe.

Die Vermutung ist, dass das Homeoffice bleiben wird, die allermeisten aber nicht durchgehend zu Hause werden sitzen wollen. Abgesehen von der körperlichen Gesundheit ist die Vereinsamung eines der größten Probleme der erzwungenen Corona-Isolation.

Auch wir in der Redaktion denken schon darüber nach, wie man einander wieder treffen kann, ohne allzu engen physischen Kontakt. Bei gemeinsamen Spaziergängen etwa. Der Mensch ist eben ein soziales Wesen. (Hans Rauscher, 12.3.2021)