Robotische Staubsaugroboter finden immer mehr Akzeptanz. Alleine in den USA durchbrach der Markt bereits 2019 einen Gesamtumsatz von zwei Milliarden Dollar. Prognostiziert wurde ein Anwachsen auf rund fünf Milliarden Dollar bis 2025. Eine Tendenz, die durch die Pandemie, aufgrund welcher sich viele Menschen viel länger daheim aufhalten, verstärkt werden könnte.

Wer sich am Markt umsieht, findet vor allem amerikanische und chinesische Hersteller. Branchenprimus ist "Roomba"-Macher iRobot, dessen Hauptquartier in Bedford im US-Bundesstaat Massachusetts liegt. Eine größere Rolle (Stand 2019) spielen auch Ecovacs und Xiaomi aus China, Samsung (Südkorea) und Neato (USA).

Europäische Firmen, mit Ausnahme des belgischen Cecotec und Dyson aus Großbritannien, sind auf den vorderen Plätzen nicht zu finden, rüsten aber auf. Miele, Vorwerk, Bosch und Co versuchen ebenfalls, sich ein größeres Stück am wachsenden Kuchen für smarte Wohnungsreinigung zu sichern. Ebenfalls in Österreichs Nachbarschaft gelegen ist Tesla Electronics. Mit Elon Musks Autokonzern hat dieser nichts zu tun, denn er existiert schon etwas länger.

Ob der Name eine Referenz an Nikola Tesla ist, oder doch nur die Abkürzung für "Technika Slaboproud", geht aus der Firmengeschichte nicht eindeutig hervor. Von 1946 bis 1990 existierte man als Staatskonzern, der anschließend filetiert und privatisiert wurde. Ein guter Teil der Abteilungen verschwand oder ging in anderen Firmen auf. Die Haushaltselektroniksparte wurde jedoch 2011 wiederbelebt, als sich die ebenfalls tschechische Inter-Sat die Namensrechte sicherte.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Seit ein paar Jahren hat man auch Staubsaugroboter im Programm. Das aktuelle Spitzenmodell trägt die Bezeichnung "Robostar iQ600" und bietet vielversprechende Spezifikationen und Wischfunktion um rund 450 Euro, was beispielsweise in Schlagdistanz zu Xiaomis aktueller Roborock S6-Reihe ist. DER STANDARD hat den "Tesla unter den Putzrobotern" getestet.

Basics

Wenngleich er von einem europäischen Anbieter stammt, ist der iQ600 ebenfalls made in China. Dokumente der US-Telekombehörde FCC zeigen, dass es sich um eine angepasste Variante des Modells T4 des Schanghaier Unternehmens Lambot handelt.

In Sachen Design setzt man bei dem Roboter auf Bewährtes. Er ist rund, ausgestattet mit Stoßsensoren, Infrarot und laserbasierter Umgebungsvermessung (SLAM), die in einem kleinen "Türmchen" auf der hinteren Seite des Roboters untergebracht ist. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Roboter und der Ladestation zwei Behälter, von denen einer eine Kammer für Staub und Schmutz (300 ml) sowie ein Wasserreseroir (230 ml) hat und der andere nur zum Staubsaugen dient und eine Kammer mit 460 ml bietet.

Weiters kommen zwei rotierende Seitenbürsten nebst Ersatzpaar für selbige hinzu, als auch eine im Roboter selbst verstaute Bürste zur Säuberung der Bürstenwalze, ein Tuch zur Sensorenreinigung und zwei Mikrofaser-Aufsätze (davon einer als Ersatz) für die Wischfunktion.

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Diese beiden Aufsätze, als auch die Hepafilter der Wasser- und Staubbehälter sind mit Wasser waschbar und leicht zu tauschen. Allgemein wird empfohlen, für die Wischfunktion nur Wasser zu verwenden, doch auch eine leichte Seifenlauge sollte dem Roboter nichts anhaben.

Unter der Haube werkt ein Nidec-Elektromotor, der einen Ansaugdruck von bis zu 3500 Pascal (Pa) produzieren können soll. Das ist beachtlich, denn sämtliche bekanntere Konkurrenz operiert im Bereich von 2000 bis 2500 Pa. Dennoch soll mit dem integriert 6400-mAh-Akku eine Laufzeit von bis zu 220 Minuten bzw. Flächenabdeckung von bis zu 340 Quadratmeter möglich sein. Ein Ersatz für einen regulären Staubsauger wird aus dem Tesla iQ600 trotzdem nicht. Denn diese gehen üblicherweise mit einer Saugkraft von um die 20.000 Pa zu Werke, was speziell bei Teppichen und Teppichböden aus hygienischen Gründen auch erforderlich ist.

App

Die Basissteuerung (starte Reinigung, Rückkehr zum Dock) ist über zwei Buttons am Gehäuse möglich. Genauere Anweisungen gibt man dem Roboter über eine eigene App mit. Mit dieser gelingt auch die Ersteinrichtung schnell. Das Dock verbindet sich via Wifi 5 (802.11ac) via 2,4 und 5 GHz. Die Software, als auch die Sprachausgabe des Roboters kann in mehreren Sprachen konfiguriert werden. Deutsch ist allerdings nicht dabei, Englisch schon.

Ärgerlich: Tesla Electronics hat für jede einzelne Modellreihe seiner Saugroboter eine eigene App in petto, statt ein Programm als zentrale Anlaufstelle für sämtliches Equipment zu verwenden. Das ist, selbst wenn der Roboter das einzige Produkt des Herstellers im Haushalt ist, ärgerlich, denn eine Anbindung an Google Home, Apple Home etc. ist nicht möglich, womit auch die Aktivierung per Sprachbefehl flachfällt.

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Das Anlegen eines Accounts läuft über eine Schnittstelle des chinesischen Herstellers Slamtec, die Datenabfrage beschränkt sich auf eine E-Mailadresse und die Wahl eines Passworts. Laut Privacy Policy ist Inter-Sat für die DSGVO-konforme Verwaltung aller Nutzerdaten verantwortlich. Versprochen wird, dass dafür eine starke Verschlüsselung zum Einsatz und es auch Restriktionen und Kontrollen hinsichtlich des Zugriffs von Mitarbeitern auf den Datenbestand gibt. Das Unternehmen ist verpflichtet, DSGVO-Auskunftsbegehren nachzukommen. Das sollte man wissen, denn über die App kann auch aus der Ferne auf den Roboter zugegriffen werden (es sei denn, dies wird durch Einstellungen am WLAN-Router verhindert). Zudem wird über den Lidar-Sensor des Roboters eine Karte angelegt, die ungefähr dem Layout der gereinigten Umgebung (Grundriss minus Hindernisse).

Die App ist ausreichend übersichtlich gestaltet, wenngleich die Navigation etwas einfacher sein könnte. Störend fällt auf, dass es recht lange dauert, bis Dock und Roboter verbunden und steuerbar sind. Zudem muss die Verbindung auch jedes Mal neu aufgebaut werden, wenn man für ein paar Momente zu einer anderen App wechselt oder das Telefon kurz in den Standby-Modus geht.

Das Programm ist auch die Anlaufstelle für das Anlegen eines Reinigungsplans. Hier kann man vorab einzelne Reinigungen anlegen oder den Roboter auch zu bestimmten Tagen und Zeiten los schicken. Auswählbar sind dabei auch selbst anlegbare Reinigungszonen oder die vom Sauger selbständig angelegte Aufteilung des Areals. Nicht konfiguriert werden kann die Art der Reinigung, hier wird stets auf die allgemeine Voreinstellung zurückgegriffen. Nicht ganz verständlich ist, warum die optimierte Reinigungsplanung und der "Teppichboost" (der die Saugleistung verstärkt, wenn ein Teppich erkannt wird) nicht von Haus aus eingeschaltet sind. Positiv anzumerken ist das Kindersicherungsfeature, mit dem die Knöpfe am Roboter nur noch zum Ein- und Ausschalten verwendet werden können.

Saugen

Gesaugt wird in vier Stärkestufen. Bei der Wischfunktion gibt es vier Stufen, wobei neben einer kompletten Deaktivierung der Unterschied nur in der Wassermenge liegt, die der Roboter in den Wischaufsatz durchlässt.

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Der Lasersensor ist auch die Basis dafür, dass der Roboter sich gut zurechtfindet und die Umgebung – im konkreten Fall eine 46-Quadratmeter-Wohnung – tatsächlich intelligent reinigt. Modelle ohne solcher Ausstattung fahren mehr oder weniger zufällig durch die Gegend, was sich oft in einem ungleichmäßigen Reinigungsergebnis abbildet.

Die effektive Reinigungszeit am Testort lag für einen Durchlauf bei etwas mehr als einer halben Stunde für eine Fläche von 37 Quadratmetern. Mit aktivierter Wischfunktion verlängerte sie sich um wenige Minuten. Gesaugt wurde mit der zweitstärksten Einstellung, die von der Lautstärke etwas intensiverem "Zimmerlärm" entspricht. 13 bis 15 Prozent der Akkukapazität wurden dabei laut App genutzt.

Die beworbene Reinigungszeit von 220 Minuten erscheint eher utopisch, sofern man nicht auf den schwächsten Saugmodus umstellt. Auch 340 Quadratmeter gehen sich eher nicht aus. Denn selbst bei leichter Verschmutzung dürfte der Staubbehälter voll sein, ehe der Roboter seine Tour beendet hat. Für übliche Wohnungsgrößen von Singlehaushalten bis hin zu Familien sollte es aber reichen.

Bei der Aufnahme von Staub, Haaren und üblichem Schmutz wie Brotkrumen erweist sich der Tesla iQ600 als recht zuverlässig. In einem Härtetest mit drei Spuren aus Mehl, Haferflocken und Rosinen blieb im ersten Durchlauf (ohne Wischfunktion) ein bisschen was übrig, nämlich jener Schmutz, der von den Seitenbürsten in den Bereich geschoben wurde, den der Roboter bereits passiert hatte. Nach dem zweiten Durchlauf hatte er aber sämtliches Material, soweit mit freiem Auge zu sehen, "geschluckt".

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Wischen

Recht wenig bringt das Bodenwischen mit dem Roboter, unabhängig davon, welche Intensitätsstufe man wählt. Ein paar kleinere Schmutzpartikel, die dem Sauger entkommen, können damit aufgenommen werden und es reicht auch, um etwa leichte Kalkflecken aufzuwischen. Mit jeglicher ernsthafterer Herausforderung ist er aber überfordert. Der Testparcours aus Sojasauce, Ketchup und Wein in etwas angetrockneter Form sah nach Behandlung durch den Sauger trotz maximaler Wassernutzungseinstellung fast genau so aus, wie davor.

Warum die Wischfunktion auf diesem und so vielen anderen Robotern extrem ineffektiv ist, ist auch einfach erklärt. Ein gutes Reinigungsergebnis setzt entweder mechanische Krafteinwirkung, Hitze oder idealerweise beides voraus. Der Robostar iQ600 liefert allerdings weder das Eine, noch das Andere. Der Mopp liegt mit nur wenig Druck auf und wird vom Staubsauger einfach über den Boden gezogen. Der Beitrag zur Luftfeuchtigkeit der Wohnung dürfte somit größer sein als der Beitrag zur Oberflächenhygiene. Hier muss man auf künftige Generationen von Robotern hoffen, die wohl in der Lage sein werden, den Textilaufsatz stärker auf den Boden zu drücken und zumindest einfache Wischbewegungen damit auszuführen.

In Sachen Navigation zeigt sich der Tesla-Bot solide. Dünnere Kabel, liegen gelassene Wäschestücke und Ähnliches sollte man freilich entfernen, bevor er auf die Reise geht, da er sich andernfalls daran "verschlucken" kann. "Problembereiche" können alternativ auch per App zur auf der Wohnungskarte zur Sperrzone erklärt werden. Manchmal gibt sich der Roboter etwas launisch und weigert sich etwa, unter einem Stuhl durchzufahren, der ihm meist keine Probleme bereitet. Im Vergleich mit Xiaomis erstem Staubsaugroboter aus 2017, der sich stark auf seine Stoßsensoren verließ, fährt er deutlich vorsichtiger, was Besitzer empfindlicher Möbelstücke erfreuen sollte.

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Fazit

Wer auf der Suche nach einem potenten Saugroboter mit intelligenter Navigation im niedrigeren Preissegment ist, der kann den Tesla iQ600 durchaus in die engere Wahl nehmen, sofern man ihn nicht in einen Smart-Home-Hub integrieren möchte. Die Saugleistung und -dauer sind ebenso überzeugend wie die Akkulaufzeit. Der Austausch von Verschleißteilen und die Reinigung von Zubehör gestalten sich angenehm einfach. Die App ist solide und umfangreich, wenn auch behäbig. Die Wischfunktion hingegen bietet nur sehr eingeschränkten Nutzen, ein Manko, das der Roboter sich mit so gut wie allen Konkurrenzprodukten teilt. (gpi, 14.3.2021)