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2012 war das Verhältnis noch besser: Mittlerweile fordern demokratische Politiker wie Kirsten Gillibrand (links) und Chuck Schumer (rechts) den Rücktritt ihres Parteikollegen Andrew Cuomo.

Foto: AP / J. Scott Applewhite

New York – Nach Belästigungsvorwürfen mehrerer Frauen gegen New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo fordern inzwischen auch führende Vertreter seiner eigenen Partei den Rücktritt des Demokraten. Chuck Schumer und Kirsten Gillibrand, die New York im US-Senat vertreten, schlossen sich Freitagabend Forderungen von mehr als einem Dutzend Abgeordneten im US-Repräsentantenhaus an. Cuomo lehnt einen Rücktritt weiterhin entschieden ab.

"Ich wurde von den Menschen im Bundesstaat gewählt", sagte der 63-Jährige. "Ich wurde nicht von Politikern gewählt. Ich werde nicht wegen Vorwürfen zurücktreten."

Mittlerweile mindestens sieben Frauen – die meisten Ex-Mitarbeiterinnen – werfen Cuomo sexuelle Belästigungen vor. Bei den Anschuldigungen geht es um körperliche und verbale Bedrängungen. Cuomo hat sich für mögliche "Fehlinterpretationen" seines Verhaltens entschuldigt. Aber er blieb auch am Freitag dabei: "Ich habe nicht getan, was mir vorgeworfen wird, Punkt."

Lob für Mut der Frauen

Unter wachsendem öffentlichen Druck leitete New Yorks Justizministerin Letitia James eine Untersuchung ein. Cuomo hat zugesagt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten.

Schumer – der Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat – und Gillibrand fanden in einer gemeinsamen Stellungnahme deutliche Worte: "Aufgrund der mehrfachen, glaubwürdigen Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung und Fehlverhaltens ist klar, dass Gouverneur Cuomo das Vertrauen seiner Regierungspartner und der Menschen in New York verloren hat. Gouverneur Cuomo sollte zurücktreten." Sie lobten den Mut der Frauen, die die Vorwürfe öffentlich gemacht haben.

Laut "New York Times" haben 14 der 19 Abgeordneten aus New York im US-Repräsentantenhaus den Rücktritt Cuomos gefordert. Der Vorsitzende des Justizausschusses Jerry Nadler betonte, Cuomo habe das Vertrauen der New Yorker verloren und müsse zurücktreten. Die prominente Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez erklärte, Cuomo könne New York angesichts der vielen glaubwürdigen Vorwürfe nicht mehr effektiv führen.

Problem für Biden

Bereits am Donnerstag hatten Dutzende Demokraten im Repräsentantenhaus des Bundesstaats New York Cuomos Rücktritt gefordert. Der Vorsitzende der Kammer, der Demokrat Carl Heastie, teilte mit, gegen Cuomo würden Ermittlungen für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren eröffnet.

Auch für die Regierung des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden wird der Fall zunehmend zum Thema. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, antwortete am Freitag nicht direkt auf die Frage, ob Cuomo zurücktreten solle. Psaki sagte stattdessen, jede Frau, die Anschuldigungen wegen Belästigung erhebe, solle gehört und mit Respekt behandelt werden. Der US-Präsident unterstütze die Untersuchung von New Yorks Justizministerin James.

Ehemaliger Hoffnungsträger

Cuomo galt eine Zeit lang als ein Hoffnungsträger der Demokratischen Partei. In der Corona-Pandemie inszenierte er sich als Gegenentwurf zum damaligen republikanischen Präsidenten Donald Trump. Er geriet dann aber wegen nachträglich stark nach oben korrigierter Zahlen zu Todesfällen in Pflegeheimen in den Verdacht, das wahre Ausmaß des Dramas verschleiert zu haben. Dadurch stand Cuomo bereits unter Druck, bevor die Belästigungsvorwürfe publik wurden.

Eine der Frauen, die mit den Vorwürfen an die Öffenlichkeit gingen, ist eine Ex-Wirtschaftsberaterin Cuomos namens Lindsey Boylan. Die heute 36-Jährige beschuldigte den Gouverneur unter anderem, sie 2018 in seinem Büro in Manhattan ungefragt auf die Lippen geküsst zu haben. "Gouverneur Andrew Cuomo hat innerhalb seiner Verwaltung eine Kultur geschaffen, in der sexuelle Belästigung und Drangsalieren so allgegenwärtig sind, dass es nicht nur geduldet, sondern erwartet wird", schrieb sie auf der Online-Plattform Medium. Kritiker bringe er durch Einschüchterung zum Schweigen. (APA, 13.3.2021)