Astra Zeneca hat eine weitere drastische Kürzung seiner Impfstofflieferungen in die Europäische Union angekündigt.

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Brüssel – Astra Zeneca hat eine weitere drastische Kürzung seiner Impfstofflieferungen in die Europäische Union angekündigt. Man beabsichtige, im ersten Halbjahr dieses Jahres 100 Millionen Dosen in die EU-Staaten zu liefern, 30 Millionen davon im ersten Quartal, teilte der britisch-schwedische Pharmakonzern am Freitagabend mit. Zuletzt war der Konzern noch von 220 Millionen Dosen bis zur Jahresmitte ausgegangen.

"Obwohl unermüdlich daran gearbeitet wurde, die Lieferungen zu beschleunigen, muss Astra Zeneca enttäuschenderweise eine Kürzung der geplanten Corona-Impfstoff-Lieferungen in die EU ankündigen", hieß es in einer Mitteilung.

Schon vor Wochen hatte Astra Zeneca Lieferkürzungen bekanntgegeben. Damals hatte der Konzern angekündigt, im ersten Quartal statt mindestens 80 Millionen Impfdosen nur 40 Millionen in die EU liefern zu können. Allerdings versprach der Hersteller, die Produktion schnellstmöglich hochzufahren und die EU auch aus anderen Teilen der "globalen Lieferkette" zu versorgen.

Exportbeschränkung in USA

Diesem Plan kommen nun aber Exportbeschränkungen in die Quere, unter anderem in den USA. Laut zwei hochrangigen EU-Vertretern habe die US-Regierung erklärt, die EU solle zunächst nicht damit rechnen, in den USA hergestellte Impfdosen zu erhalten, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, trat zwar am Freitag Berichten entgegen, dass es ein Exportverbot für Impfstoffe aus den USA gibt. Sie räumte aber ein, dass die Hersteller zunächst ihre Zusagen gegenüber der US-Regierung erfüllen müssten, ehe sie ausführen dürfen.

Für Aufsehen sorgte auch ein Bericht der "New York Times", wonach sich in den USA Millionen ungenutzte Dosen des Astra-Zeneca-Impfstoffs angesammelt hätten. Allein 30 Millionen Impfdosen seien bereits in einer Anlage im Bundesstaat Ohio abgefüllt, weitere Dutzende Millionen Dosen in einem Labor in Maryland produziert worden, schrieb die Zeitung. Anders als in der EU ist der britisch-schwedische Impfstoff in den USA noch nicht zugelassen.

EU kritisiert Unternehmen

"Leider werden Exportbeschränkungen die Lieferungen im ersten Quartal nun reduzieren und werden dies wahrscheinlich auch im zweiten Quartal", hieß es nun von Astra Zeneca. Die EU hatte sowohl den USA als auch Großbritannien vorgeworfen, anders als sie selbst, keinen in den Ländern produzierten Impfstoff zu exportieren. Mit der britischen Regierung war darüber in den vergangenen Tagen sogar erneut Streit entbrannt, da London dies zurückgewiesen hatte.

Die Lieferkürzung bei Astra Zeneca stieß in Brüssel auf scharfe Kritik: "Es ist an der Zeit, dass der Vorstand von Astra Zeneca seine treuhänderische Verantwortung wahrnimmt und jetzt alles Notwendige tut, um die Verpflichtungen von AZ zu erfüllen", schrieb Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Industrie, in der Nacht zum Freitag auf Twitter. (APA/dpa, red, 13.3.2021)