Das Theater ecce – im Bild mit der Produktion "All inclusive" von Ben Pascal – gehört zu den Fixpunkten im Salzburger Kulturangebot. Die Suche nach Proberäumen begleitet das freie Theater seit Jahren.

foto: ecce

Kommenden Donnerstag soll im Kulturausschuss des Salzburger Gemeinderats eine Art Grundsatzbeschluss für den Bau eines Probenhauses der freien Salzburger Theater- und Tanzszene fallen. In der Beschlussvorlage wird ein Grundstück am nördlichsten Rand der Stadt Salzburg in einem Gewerbegebiet favorisiert.

Wie vom STANDARD schon Mitte Februar berichtet, soll das Projekt als Ersatzquartier für das von der ÖVP unmittelbar nach ihrem Wahlsieg bei den Kommunalwahlen 2019 versenkte Kreativzentrum Rauchmühle im dicht besiedelten Salzburger Stadtteil Lehen dienen. Anders als beim Kreativzentrum sind nun freilich keine Synergien mehr mit kreativ orientierten Start-up-Unternehmen vorgesehen.

Mietvertrag

Folgt man dem Grundsatzamtsbericht, dann sollen sich Stadt und Land Salzburg bei der Ausstattung des Gebäudes beteiligen, das inmitten eines Geländes von Baustoffhändler und Immobilienverwerter Hannak errichtet wird. Nach Fertigstellung soll die Stadt das Gebäude anmieten.

Die Kulturabteilung der Stadt Salzburg wird in dem Amtsbericht beauftragt, für die fünf Proberäume auf knapp 600 Quadratmetern einen Mietvertrag mit der Firma Hannak zu verhandeln. An einer Einigung – informell ist von einer Jahresmiete in der Größenordnung von 150.000 Euro die Rede – zweifelt im Salzburger Magistrat kaum jemand.

Immerhin verfügt Hannak über beste Kontakte zur Salzburger ÖVP-Spitze. Der Vorsitzende der Wilhelm-Hannak-Privatstiftung ist ein ehemaliger Rechtsanwaltskanzlei-Partner von Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

Ersatzproberäume

Während Mietvertrag und die kolportierten Ausstattungskosten für Stadt und Land in der Höhe von rund 500.000 Euro wohl kaum ein Problem darstellen werden, klingt der Zeitplan ziemlich ambitioniert: Baubeginn soll heuer im Mai sein, das Probenhaus könne dann Ende 2022 in Betrieb gehen. Für die Zeit bis dahin müssten Ersatzproberäume gesucht werden.

Noch im Februar hatte ein Sprecher von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) auf Anfrage des STANDARD von einem Probenstart in drei bis vier Jahren gesprochen.

100 Nutzergruppen

In der Kulturszene reagiert man abwartend. Bis dato sei man in die konkreten Planungen für ein mögliches Probenhaus auf den Hannak-Gründen einfach nicht einbezogen worden, hat der Dachverband Salzburger Kulturstätten wiederholt moniert. Auch den aktuellen Amtsbericht kenne man nur vom Hörensagen.

Der Dachverband vertritt nicht nur 75 Kulturinitiativen in Salzburg, sondern hat auch von den rund 100 potenziellen Nutzergruppen des Probenhauses ein Verhandlungspouvoir erhalten. Unter anderem sei man beauftragt worden, für die Einbindung und die Expertise der Nutzergruppen einzutreten, sagt Dachverbandsgeschäftsführer Thomas Randisek auf Anfrage.

Konkret geht es um ein Ton- und Videostudio und um eigene Werkstätten für die Produktionen. Da niemand von einem Start Ende 2022 ausgeht, steht auch das Thema "Zwischenlösung bis Bauende des neuen Probenhauses" ganz oben auf der Wunschliste.

Almosen

Eine ganz grundsätzliche Kritik kann sich Randisek aber doch nicht verkneifen: Rechnet man die Investitionssummen für die großen renommierten Häuser wie Salzburger Festspiele, Landestheater, Belvedere und andere sowie die neu aufgetauchten Projekte wie etwa das Weltkulturerbe-Zentrum oder ein Sound-of-Music-Museum zusammen, komme man in den nächsten zehn Jahren auf eine Summe von einer halben Milliarde Euro. "Für die freie Szene bleibt gerade einmal ein Tausendstel." (Thomas Neuhold, 15.3.2021)