Ab Juli kosten Transporter mit Diesel- oder Benzinantrieb um bis zu 10.000 Euro und damit deutlich mehr als derzeit. Die Differenz ist der Öko-Aufschlag.

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Die unter dem Titel Ökologisierung im Dezember beschlossene Erhöhung der Normverbrauchsabgabe (NoVA) rückt näher, und die Nervosität steigt. Insbesondere gewerbliche Nutzer sehen sich durch die NoVA-Neuberechnung gravierend benachteiligt. Denn die Anschaffung von Leicht-Lkws (bis 3,5 Tonnen) und gewerblichen Nutzfahrzeugen der Kategorie N1 wird per 1. Juli teils empfindlich teurer.

Nach steirischen Wirtschaftsbündlern, die mit Petition und Unterschriftenlisten einen Aufschub der Erhöhung für Gewerbe und Handwerk erwirken wollen, versucht es nun der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband im Nationalrat. Die NoVA-Reform bringe massive finanzielle Belastungen für die aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin gebeutelten Kleinbetriebe, warnt die Spartenobfrau Transport und Verkehr, Katarina Pokorny.

Lieferprobleme

Das Problem: Leicht-Lkws und Transporter mit Elektroantrieb sind bei weitem nicht ausreichend verfügbar, und in den Regionen fehlt es vor allem an Ladeinfrastruktur. Die Energieversorger könnten die Stromanschlüsse gar nicht liefern, beklagen ober- und niederösterreichische Gewerbebetriebe ebenso wie steirische. "Mir hat man gesagt, ich möge mir einen Trafo herstellen, dann hätte ich Strom für meine Ladestellen. Ähnliches hört man von Autohäusern, die von Importeuren zur Errichtung von E-Ladestellen verpflichtet werden. Es fehle den Versorgern an Leitungskapazitäten.

Massiver Anstieg

Aber zurück zu den E-Lieferwagen, die im Vorfeld der NoVA-Erhöhung zu Vorziehkäufen führen. Die Kostenbelastung für derartige Fahrzeuge, die von der Abgabe bisher befreit waren, ist eindrücklich: Ein Fiat Ducato kostet ab Juli 2021 um bis zu 15.000 Euro mehr als im Juni. Bis 2024 wird der bei der Erstzulassung fällige Öko-Aufschlag auf mehr als 21.000 Euro steigen.

Ähnliche Beispiele gibt es für den Mercedes Sprinter, einen Kastenwagen, der in der Allradversion um gut 13.000 Euro teurer wird (bis 2024 gar um gut 24.200 Euro). Beim VW-Crafter Doka-Pritsche sieht das Rechenbeispiel nicht viel besser aus.

Was die Unternehmer zur Weißglut bringt: die Ungleichbehandlung, die mit der grundsätzlich ökologisch konzipierten NoVA-Erhöhung Einzug hält. Die für Tischler, Zusteller, Installateure und im Baugewerbe betrieblich unverzichtbaren Nutzfahrzeuge werden strenger behandelt als private oder als Firmenauto genutzte SUVs, also schwere Stadtgeländewagen.

Zuckerbrot und Peitsche

Deren Anschaffung wird sogar mit tausenden Euro an E-Auto-Prämie gefördert, weil sie ihren Spritverbrauch und somit den CO2-Ausstoß als Plug-in-Hybrid massiv senken können. Zumindest auf dem Papier. Denn in der Praxis weisen diese Fahrzeuge mit E- und Verbrennungsmotor meist einen jenseitig hohen Benzinverbrauch aus. Da man mit dem E-Antrieb allerdings in der Regel aber nur 40 bis 50 Kilometer weit kommt – er ist ja Stadt konzipiert -, ist der CO2-Ausstoß ist der Praxis deutlich höher.

Bemessen wird die NoVA freilich an den durch den E-Motor verfälschten, unrealistischen durchschnittlichen Emissionen. Unterm Strich wäre der Umwelt mehr geholfen, wenn die Umrüstung einer Fahrzeugflotte auf einen Wagen mit modernerem Verbrennungsmotor nicht bestraft würde, sagen Umweltökonomen ebenso wie Abgeordnete der Regierungsparteien. .

Schlupfloch geschlossen

Hoffnung auf einen Aufschub der NoVA-Erhöhung machen die Regierungsparteien nicht. Man wollte das Schlupfloch für nicht-gewerbliche Pick-ups schließen und Anreize zum Umstieg auf emissionsärmere Kraftfahrzeuge schaffen, heißt es bei den Grünen. Es gebe bereits Alternativen, der Markt reagiere auf die Umsteuerung. In der Wirtschaftspartei ÖVP reagiert man beschämt. Man verstehe die Not der Gewerbe- und Handwerksbetriebe, sehe aber keine Chance auf einen Aufschub oder Änderungen. (Luise Ungerboeck, 15.3.2021)