Die Non-Profit-Organisation Ethical Traveler hat ihre Liste der weltweit ethischsten Reiseziele für das Jahr 2021 vorgestellt. Und das unter Berücksichtigung der aktuell schwierigen Lage. Die Gründe dafür sind bekannt: Die Pandemie hat nicht zuletzt den Tourismus zum Erliegen gebracht. Corona hat auch vor jenen Ländern nicht haltgemacht, die sich in den letzten Jahren in Hinblick auf die Förderung der Menschenrechte, den Umweltschutz und die Unterstützung der öffentlichen Wohlfahrt verbessert haben. Und die es gleichzeitig schafften, eine Tourismuswirtschaft aufzubauen, die allen in der jeweiligen Destination zugutekommt.

Vor diesem Hintergrund und in der Hoffnung, dass Reisen bald wieder möglich sein werden, ist diese Liste zu sehen. So habe man sich entschlossen, einige der Länder, die in den letzten fünf Jahren schon einmal auf der Gewinnerliste standen, genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Autoren haben untersucht, wie diese mit der Pandemie umgegangen sind und wie sich die Krise auf die jeweilige Reise- und Tourismusbranche ausgewirkt hat. "Wir haben auch recherchiert, ob es positive Initiativen und Chancen gibt, die aus dieser Krise hervorgehen – zum Beispiel Strategien, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten", heißt es. Man wolle jedenfalls dazu beitragen, neue, in jeder Hinsicht nachhaltige Reisemodelle zu unterstützen, die auch den Menschen vor Ort zugutekommen. "Obwohl alle unsere Gewinner schwer unter der Pandemie gelitten haben, haben sie es geschafft, ihre Prioritäten richtig zu setzen und einen klügeren, nachhaltigeren Weg in die Zukunft einzuschlagen", schreiben die Autoren.

Belize

Belize hat trotz seiner geringen Größe vieles zu bieten: exotische Vögel, alte Maya-Ruinen, Unterwasserhöhlen, Regenwald, Berge und das Belize Barrier Reef, das zweitgrößte der Welt. Das Land war schon 2017 und 2018 ein "Ethical Destinations"-Gewinner.

Belize
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Obwohl Belize die Ausbreitung von Corona relativ gut eindämmen konnte, sind die wirtschaftlichen Auswirkungen für die am stärksten vom Tourismus abhängige Wirtschaft Lateinamerikas verheerend. Zehntausende im Tourismussektor verloren ihren Arbeitsplatz. Belize hat die Pandemie zum Anlass genommen, über die Zukunft des Tourismus nachzudenken. Das Land hat einen ehrgeizigen Plan ins Leben gerufen, um seinen Tourismussektor nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehören Investitionen in die Infrastruktur neuer und bestehender Reiseziele, die Qualitätssicherung und Investitionen in Ökosysteme und die Schaffung einer widerstandsfähigen Wirtschaft, die die natürlichen Ressourcen auch schätzt und schützt.

Benin

Auf dem Gebiet von Benin, schon 2018 mit dem Ethical Destinations Award ausgezeichnet, befindet sich unter anderem der Pendjari-Nationalpark, der als einer der besten in Westafrika gilt: ein Refugium, in dem Löwen, Geparden, Leoparden, Elefanten und hunderte andere Tierarten leben. Dass die Touristen wegen Corona ausbleiben, bedeutet: Die Tiere erobern ihren Lebensraum zurück, sind aber gleichzeitig durch Wilderei gefährdet, weil viele Ranger ihren Job verloren haben. Ebenso wie zahlreiche andere Menschen, deren – meist informelle – Arbeit vom Tourismus abhängig war. Viele der Umweltdienstleistungen – wie der Schutz vor Wilderei und die Sicherheit der Parks – wurden größtenteils von den Reiseveranstaltern bezahlt, die 2020 einen sehr starken Geschäftsrückgang verzeichneten. Leider hat es die kleineren, lokalen Reiseveranstalter und die bescheidenen, familiengeführten Lodges am härtesten getroffen; viele mussten schließen, weil sie nichts mehr verdienten.

Benin
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Die Krise zeigt jedoch, welche wichtige Rolle der Ökotourismus für den Naturschutz in Afrika spielt. Wildtier-Ökotourismus, wenn er richtig gemacht wird, kommt sowohl dem Naturschutz als auch den Gemeinden zugute, die von ihm abhängen. Darüber hinaus werden die Rufe immer lauter, das Safari-Erlebnis zu "entkolonialisieren" und den innerafrikanischen Tourismus anzukurbeln. Die Krise hat auch zu der Erkenntnis geführt, dass Naturschutzbemühungen weniger abhängig vom Tourismus werden müssen.

Kap Verde

Kap Verde wurde bereits dreimal von Ethical Destinations ausgezeichnet (2014, 2015, 2017) und kehrt heuer erneut zurück, dank seiner Fortschritte in vielen Bereichen, einschließlich Umweltfragen. Der Archipel wurde mit dem internationalen Preis der Unesco für den Schutz und das Management von Kulturlandschaften sowie mit dem SOS-Award für die höchste Reisesicherheitsbewertung ausgezeichnet. Es ist das einzige afrikanische Land, das diese Position erreicht hat.

Kap Verde
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Kap Verde ist stark vom Tourismus abhängig. Der Wirtschaftszweig macht etwa 25 Prozent des BIP und 39 Prozent der gesamten Arbeitsplätze aus. Der Einbruch durch die Krise ist groß. Dennoch arbeitet die Regierung mit Hotels und anderen tourismusbezogenen Unternehmen zusammen, um sicherzustellen, dass Arbeitnehmer weiterhin bezahlt werden. Mitarbeiter, die zwischen April und Dezember entlassen wurden, erhielten 70 Prozent ihres Einkommens – zur Hälfte von der Regierung und zur Hälfte von den Unternehmen – bezahlt. Im Oktober begann man sich langsam wieder für den Tourismus zu öffnen und treibt die Pläne zur Diversifizierung des Tourismussektors und des Handels im Allgemeinen voran. Dennoch räumen die Behörden ein, dass das Land erst in zwei Jahren wieder das Touristenniveau von 2019 erreichen wird, und dass die fehlende Erholung zu massiven wirtschaftlichen und sozialen Problemen führen wird. Ein Schritt, um dieses Problem anzugehen, ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Cabo Verde Tourism Institute und dem U.N. Development Program Accelerator Lab, um ein "Tourism Recovery"-Programm zu entwickeln, das darauf abzielt, das Land als sicheres Reiseziel zu fördern.

Ecuador

Bekannt für die Galapagos-Inseln, bietet Ecuador auch bunte koloniale Zentren wie Quito, weiße Sandstrände, Kichwa-Dörfer, Kirchen und Klöster aus dem 17. Jahrhundert, den Amazonas-Regenwald und die Anden. Ecuador wurde 2019 mit dem Ethical Destinations Award ausgezeichnet. Es war das erste Land in Südamerika, das von Corona heimgesucht wurde, und eine der am schlimmsten betroffenen Regionen in Bezug auf Infektionen und Todesfälle. Wie überall leidet auch die Tourismusindustrie. Ganz besonders aber die Galapagos-Inseln, die bis zu 90 Prozent vom Tourismus abhängig sind.

Ecuador
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Die Abgeschiedenheit der Inseln – ein Aspekt, der viele Besucher anzieht – hat die Notlage nur noch verstärkt. Auf dem gesamten Archipel gab es zum Beispiel kein einziges Beatmungsgerät zur Behandlung von Covid-19-Patienten. Die Preise für Waren stiegen um 40 Porzent, während die Wirtschaftskrise viele Inselbewohner arbeitslos gemacht hat. Das Ausbleiben der Touristen wirkt sich nicht nur auf die Geschäfte aus, sondern auch auf die Naturschutzbemühungen. Die Touristengebühren finanzieren die Erhaltung, den Schutz, die Pflege und die Durchsetzung der Schutzgebiete, die Anwesenheit von Rangern hält Wilderer fern. Auf der anderen Seite hat das Ausbleiben der Touristen die abgelegene und wilde Schönheit der Inseln wieder zum Vorschein gebracht, und die Tierwelt kehrt in Gebiete zurück, die sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte. Auch auf Galapagos hat man begonnen darüber nachzudenken, wie die Zukunft des Tourismus aussehen sollte – insbesondere, wie er sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nachhaltiger werden kann.

Gambia

Das kleinste Land Afrikas bietet Palmenstrände, Lagunen, verschlafene Fischerdörfer und eine reiche Tierwelt. Ethical Destinations hat Gambia sowohl 2019 als auch 2020 mit dem Ethical Destinations Award ausgezeichnet. Wie in den meisten Ländern südlich der Sahara hat Corona zwar keine große Gesundheitskrise – verglichen mit Amerika und Europa – verursacht. Allerdings konnte sich Gambia den verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen nicht entziehen, vor allem weil es stark vom Tourismus abhängig ist, der 20 Prozent des gambischen BIP ausmacht und fast einem Fünftel der Gambier den Lebensunterhalt sichert.

Gambia
Foto: APA/AFP/STRINGER

Die Krise wird aber auch als Chance gesehen, den Tourismus in Gambia zum Positiven zu verändern. Das Land war zu sehr von einigen wenigen Reiseveranstaltern und Charterflügen abhängig, was dazu führte, dass es nur eine einzige Saison gab. Das Angebot richtet sich vor allem an Europäer. Daher hat das westafrikanische Land schon vor Corona Alternativen zum All-inclusive-Strandurlaub entwickelt, wie zum Beispiel den Ninki Nanka Trail, der es Besuchern ermöglicht, das reiche Natur- und Kulturerbe Gambias zu entdecken. Das Land hofft, eine nachhaltigere Tourismuswirtschaft zu schaffen, die Armut in ländlichen Gebieten durch gemeindebasierten Tourismus zu verringern und die Tourismussaison sowohl geografisch als auch saisonal zu verlängern.

Jamaika

Jamaika hat 2020 seinen ersten Ethical Destinations Award gewonnen. Als die am stärksten vom Tourismus abhängige Region der Welt ist die Karibik weltweit wirtschaftlich am heftigsten von dieser Pandemie betroffen. Zu dieser Region gehört auch Jamaika. Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) geht davon aus, dass Jamaika das am stärksten von der Pandemie betroffene Land weltweit ist, mit einem geschätzten Verlust von elf Prozent des BIP sowie einem Anstieg der Arbeitslosigkeit sowohl bei qualifizierten als auch bei ungelernten Arbeitskräften aufgrund des massiven Rückgangs der Touristenankünfte.

Jamaika
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Um die wirtschaftlichen Auswirkungen zu minimieren, gehörte Jamaika zu den ersten karibischen Nationen, die ihre Grenzen am 15. Juni 2020 wieder für Touristen öffneten. Eine Gratwanderung zwischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Interessen. Die jamaikanische Regierung hat außerdem ein soziales und wirtschaftliches Unterstützungsprogramm eingeführt, das Arbeitslose – einschließlich derjenigen, die informell arbeiten – und kleine Unternehmen unterstützt. Obwohl es viele nachhaltige Tourismusoptionen in Jamaika gibt, wird der Tourismus immer noch von Resorts und Kreuzfahrtschiffen dominiert. Es gibt jedoch mehrere Bemühungen das zu ändern. Man hofft, eine andere Art von Touristen anzuziehen – nicht unbedingt wohlhabendere, aber kultur- und umweltbewusstere. Die Krise könnte Jamaika helfen, dies zu verwirklichen, da sie einen drastischen Rückgang des Billigtourismus und der Besuche von Mega-Kreuzfahrtschiffen einläuten könnte.

Mongolei

Das Bemühen der Mongolei um Menschenrechte, den ökologischen Fortschritt und die Demokratie ist seit 2016 von Ethical Destinations anerkannt. Die Mongolei wurde für ihre Reaktion auf Corona gelobt, mit weniger als 1.000 Fällen und keinen Todesopfern bis heute. Die Weltgesundheitsorganisation produzierte einen Dokumentarfilm über die Bemühungen des Landes, und globale Experten lobten den erfolgreichen Umgang der Mongolei mit dem Virus, selbst als entwickeltere Länder wiederholt von Infektionswellen heimgesucht wurden.

Mongolei
Foto: APA/AFP/BYAMBASUREN BYAMBA-OCHIR

Doch während die Mongolei die Krankheit eindämmen konnte, litten Wirtschaft und Bevölkerung. Nach etwa einem Jahrzehnt positiven Wirtschaftswachstums wird das BIP der Mongolei in diesem Jahr um 9,7 Prozent sinken. Da der Reiseverkehr eingeschränkt ist, sind die Einnahmen aus dem Gastgewerbe und dem Tourismus eingebrochen. Um die Wirtschaft anzukurbeln, verabschiedete die Regierung Konjunkturpakete im Wert von über zehn Prozent des BIPs. Diese beinhalteten Maßnahmen zur Unterstützung sozial schwacher Gruppen, einschließlich Bargeldleistungen. Zusätzlich wurden die Rückzahlungen von Hypotheken, Verbraucher- und Geschäftskrediten gestundet und der Hypothekenzins gesenkt. Dennoch: Der Weg aus der Krise wird schwierig und lang. Zumal die Infektionszahlen in jüngster Zeit wieder kräftig gestiegen sind.

Nepal

Nepal ist ein Paradies für Wanderer, Heimat des majestätischen Sagarmatha (Mount Everest) und umfasst verschiedene Landschaften vom Himalaya im Norden bis zu den weiten Ebenen und Wäldern im Süden. Nepal wurde 2019 mit dem Ethical Destinations Award ausgezeichnet – aber mit Vorbehalt. "Wir sind nach wie vor besorgt über die versuchte Unterdrückung der Medien, den Umgang mit tibetischen Flüchtlingen und die Fälle von Korruption. Ethical Destinations möchte Nepal jedoch in seinen Bemühungen bestärken, diese Probleme anzugehen und seine positiven Bemühungen fortzusetzen", schreiben die Autoren von Ethical Traveler.

Mitarbeiter des Gesundheitswesens sprachen ab November 2020 von einer Pandemie bedingten "katastrophalen" Situation. Zeitweise war die Zahl der täglichen Infektionen in Nepal höher als irgendwo sonst in Südasien, außer in Indien. Die Regierung war schlecht auf die Situation vorbereitet und wurde dafür kritisiert, dass sie sich mehr mit politischen Auseinandersetzungen als mit der Pandemie beschäftigte.

Nepal
Foto: AFP/JEWEL SAMAD

Der Tourismus hat stark gelitten. Nepals Alpinindustrie war zu einer Lebensader für das Land geworden. Letztes Jahr brachte der Tourismus mehr als zwei Milliarden US-Dollar ein und beschäftigte eine Million Menschen. Das Ausbleiben von Bergsteigern und Trekkern haben der Wirtschaft des Landes einen schweren Schlag versetzt. Obwohl die Regierung das monatelange Reiseverbot im November aufhob, in der Hoffnung, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, kamen weniger als 150 Bergsteiger an – gegenüber tausenden im Jahr 2019. Unzählige Sherpas und erfahrene Bergführer sind arbeitslos geworden. Tourismusbeamte gehen davon aus, dass mindestens 800.000 Menschen ihre Arbeit verlieren werden, und viele Nepalis befürchten, dass die Krise die Nation um Jahre zurückwerfen könnte.

Es könnte jedoch einen ökologischen Silberstreif geben. Nach den schockierenden Bildern der Überfüllung des Gipfels im Jahr 2019 – die zum Tod von elf Bergsteigern führte – könnte 2020 dem Mount Everest Zeit geben, um sich zu regenerieren. Es könnte dem Land auch die Gelegenheit geben, über Veränderungen nachzudenken, die es in seiner Bergtourismusindustrie vornehmen möchte. Solche Änderungen werden bereits vorgenommen: Expeditionsveranstalter zum Beispiel müssen sich von der Regierung eine Genehmigung holen, nur nepalesische Staatsbürger dürfen als Führer tätig sein. Bei Ethical Traveler wünscht man sich noch weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit – diese würden der Umwelt, den lokalen Gemeinden und den Touristen zugutekommen.

Uruguay

Dank seiner Fortschritte und seines Bewusstseins für soziale, ökologische und menschenrechtliche Belange ist das Land seit 2014 mit dem Ethical Destinations Award ausgezeichnet worden. Uruguays schnelle Reaktion auf die Pandemie machte es zu einem positiven Ausreißer in einer Region, die von dem Virus verwüstet wurde. Präventive Maßnahmen wurden viel früher als anderswo in der Region umgesetzt, ergänzt durch ein hohes Maß an sozialem Zusammenhalt, öffentliches Vertrauen in die Regierung und Aufklärungskampagnen. Mit einem der umfassendsten Sozialsystemen Lateinamerikas konnte Uruguay sowohl die Gesundheit als auch die Finanzen der am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen schützen.

Foto: AFP/MARIANA SUAREZ

Dennoch verzeichnete Uruguay im Oktober einen besorgniserregenden Anstieg der Krankheitsfälle, der Befürchtungen aufkommen ließ, dass das Land nach einer langen Phase der Eindämmung der Pandemie einen Kurswechsel vollziehen könnte. Präsident Lacalle Pou kündigte an, dass die Grenzen Uruguays wieder geschlossen werden würden. Die Schließung war besonders für den Tourismus hart, der stark von der Sommersaison (Dezember bis Februar) abhängt. Jährlich besuchen rund drei Millionen Touristen Uruguay, und bringen einen Umsatz von 1,8 Milliarden US-Dollar. Um diesen Verlust auszugleichen, will die Regierung den Inlandstourismus fördern. Dazu gehört die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Hotel- und Beherbergungsdienstleistungen und die Senkung der Mehrwertsteuer auf Catering-Dienstleistungen. (red, 16.3.2021)

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