Sorgen für Foda.

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Es bleiben immer noch die Bettelbriefe an die deutschen Bundesligaklubs. Die dürften aber doch eher in Rundablagen zwischen Frankfurt, Gladbach, Hoffenheim, München und Stuttgart landen. Aber der Österreichische Fußballbund ÖFB möchte dem Vorwurf entgehen, nicht alles versucht zu haben. Fakt ist: Die Deutschland-Legionäre, zuletzt waren es 18, dürfen am 25. März nicht im Hampden Park von Glasgow kicken, um gegen Schottland die WM-Quali für die Endrunde in Katar 2022 zu eröffnen.

Nach Wien dürfen sie dann reisen, im Happel-Stadion wird am 28. März gegen die Färöer und drei Tage später gegen Dänemark gespielt. Hintergrund: In Deutschland gelten strenge Quarantänebestimmungen für Aufenthalte in Großbritannien (britische Mutation!). Der Weltverband Fifa hat die Vereine von der Abstellungspflicht befreit, sollten die Gesundheitsbehörden eine Quarantäne von mehr als fünf Tagen anordnen. In diesem Fall wären es zwei Wochen.

Bernhard Neuhold, der Wirtschaftsgeschäftsführer des ÖFB, gibt sich keinerlei Illusionen hin. "Es ist davon auszugehen, dass die deutschen Klubs hart bleiben. Man muss das akzeptieren und auch verstehen. Aber wir hoffen bis zuletzt, vielleicht gibt es ein oder zwei Ausnahmen." In dem Schreiben wurde darauf hingewiesen, wie gut die Präventions- und Hygienemaßnahmen im ÖFB funktionieren.

Zwei miese Optionen

Die Schotten lehnten einen Tausch des Heimrechts höflich, aber bestimmt ab. Zumal auch in Österreich ein Landeverbot für Flüge aus Großbritannien gilt, es hätte einer Sondergenehmigung bedurft. Die Verlegung an einen neutralen Spielort war keine Option. In der Champions League war das möglich, so verlor Leipzig gegen Liverpool zweimal in Budapest 0:2. Neuhold zum STANDARD: "Es ist für den gemeinen Bürger kaum nachvollziehbar, warum im Corona-Hotspot Budapest gespielt werden durfte. Wir akzeptieren die Regeln, mussten uns für eine von zwei nicht zufriedenstellenden Optionen entscheiden."

Hätten die Schotten einem Tausch zugestimmt, was eh nicht der Fall war, hätte die ÖFB-Auswahl beim nächsten Triple der WM-Quali im September binnen einer Woche in der Republik Moldau, in Israel und eben in Glasgow antreten müssen. Das wäre zu strapaziös gewesen, man hätte quasi nur im Flugzeug trainieren können. Neuhold sieht eine wirtschaftliche Komponente. "Vielleicht darf man im September wieder vor Fans spielen, da wär der Heimvorteil wichtig."

Gefasst

Teamchef Franco Foda regierte recht gefasst: "Es gab keine zufriedenstellende Option. Jetzt gilt es, den Fokus auf die Dinge zu legen, die wir beeinflussen können." Foda wird am Freitag einen Großkader nominieren, er könnte rund 40 Spieler umfassen. Jene aus der österreichischen Liga, aus Belgien (Holzhauser), Frankreich (Grbić), Schweiz (Schaub, Lindner), Türkei (Zulj) oder Griechenland (Schwab) würden sich am Montag, 22. März, in Wien treffen und am Mittwoch nach Schottland fliegen.

Die Deutschland-Legionäre würden erst am Donnerstag (Matchtag) in Wien eintrudeln und ab Freitag für Färöer und Dänemark trainieren. So auch der 23-jährige Saša Kalajdžić, der beim 2:0 von Stuttgart gegen Hoffenheim sein 13. Saisontor erzielte. Er hat in den jüngsten sieben Runden getroffen und den Vereinsrekord des berühmten Fredi Bobic eingestellt.

In Deutschland gibt es ein ähnliches Problem. Noch-Bundestrainer Joachim Löw muss auf fünf England-Legionäre (Gündogan, Werner, Leno, Rüdiger, Havertz) verzichten. Sie dürften zwar in Bukarest gegen Rumänien kicken, nicht aber in Duisburg gegen Island und Nordmazedonien. Pep Guardiola, Manager von Manchester City und somit Trainer von Ilkay Gündogan, findet den Terminplan absurd: "Es ergibt keinen Sinn, Ilkay wird nicht nach Deutschland fliegen, sicher nicht."

Dankesbrief

Adi Hütter, Trainer der Eintracht Frankfurt und zuständig für die ÖFB-Akteure Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker, hat sich auch festgelegt: "Grundsätzlich finde ich es nicht gerade intelligent, dass man diese Qualifikationsspiele austrägt." Neuhold: "Es gab keine Alternative."

Es könnte zu einer kuriosen Situation kommen. Gewinnt in Schottland das, was von Österreichs Nationalelf übrig geblieben ist, wären die Spieler zwar eine Art Helden, aber gleich wieder Heimschläfer. Es bliebe ein Dankesbrief. (Christian Hackl, 15.3.2021)