Peter Filzmaier, Dauergast im ORF-Studio, war diesmal auf Sebastian Kurz besonders schlecht zu sprechen.

Es gibt seltene Fälle, in denen die Vorgruppe besser ist als der Hauptact. Weil wir seit einem Jahr auf keine Konzerte dürfen, waren am Sonntagabend "Im Zentrum" der Hauptact und die "ZiB 2" davor die Vorband. Der Leadsänger dort stahl allen die Show. Politikwissenschafter Peter Filzmaier, Dauergast im ORF-Studio, hielt sich im Gespräch mit Martin Thür beim Austeilen gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz und dessen Führungsstil nicht zurück.

Vergangenen Freitag hatte Kurz auf einer Pressekonferenz die Impfstoffverteilung der EU mit einem Basar verglichen; bald darauf kam aus seiner Partei der Ruf nach Suspendierung zweier Spitzenbeamten aus dem Gesundheitsministerium.

Kriegserklärung an die Grünen

Für Filzmaier war dies eine Kriegserklärung an den Grünen Koalitionspartner – und ein Schwächezeichen des Kanzlers. Wäre Kurz souverän, so Filzmaier, dann würde er diesen Konflikt nicht öffentlich preisgeben. Er würde sich bemühen, hinter den Kulissen nach Lösungen zu suchen und diese dann der Bevölkerung als Erfolg zu präsentieren.

Dass der Kanzler die Verträge über die Impfverteilung nicht kennen will, fand Filzmaier kurios. "Das frage ich mich, was der Kanzler in diesem Jahr beruflich eigentlich gemacht hat." Seine Verteidigungstechnik sei immer die gleiche: "Ich hätte – nur die anderen lassen mich nicht."

Dann sprach der Politikwissenschafter noch von einem Vertrauensfiasko und bezeichnete den Kanzler nebenbei als Schredderchef.

Scharfe und bissige Analysen sind TV-Zuseher von Filzmaier gewöhnt. Diesmal hat er sich beim Austeilen übertroffen. Nach diesem Feuerwerk konnte die sachliche Diskussion bei "Im Zentrum" niemanden mehr vom Sessel reißen. (Vanja Nikolić, 15.3.2021)