Subaru ist ein wenig mit Alfa Romeo vergleichbar: große, eingeschworene Fangemeinde, kleine Stückzahlen – bei Subaru: zumindest in Europa. 2019, im letzten statistisch relevanten Jahr vor der Corona-Krise, setzte Alfa deutlich unter 100.000 Autos weltweit ab, Subaru kam auf mehr als eine Million – und bleibt ein zwar kleiner, aber profitabler Hersteller; in unseren Regionen halt ein Exot.
Die strengen europäischen Umweltreglements treffen nicht nur Suzuki, sondern auch den Allradpionier Subaru, man kann nur hoffen, dass die sich nicht unterkriegen lassen und das Handtuch werfen. Der Diesel wurde ja bereits komplett aus dem Programm genommen, leider, muss man sagen, war das doch der einzige Selbstzünder nach Boxer-Prinzip weit und breit. Lief kultiviert und schaffte Verbrauchswerte, von denen Subaru seither nur träumen kann, trotz der angelaufenen Mildhybrid-Offensive.
Wir hatten Gelegenheit, uns wieder einmal den Outback genauer ansehen zu können, Subarus Größten im heimischen Portfolio, und zwar in der neuen (Sondermodell-)Ausstattungsversion Selected Line. Zum Design lässt sich sehr hübsch Otto Wagner zitieren: "Etwas Unpraktisches kann nicht schön sein" – um dabei festzuhalten, dass auch der Umkehrschluss nicht immer zutrifft, dass nämlich etwas Praktisches zwangsläufig schön sein müsse. Der Outback tritt gewiss nicht an, um einen Schönheitspreis zu gewinnen, und das ist positiv gemeint: Das immer noch eigenwillige Erscheinungsbild mancher Subarus hebt sie positiv aus der uniformen Masse heraus.
Der eigenwillige Ansatz bezieht sich auch auf das Konzept, denn der Sehnsucht nach Australien weckende Wagen ist weder ein echter SUV noch einer dieser neuartigen Hochbeinkombis, sondern irgendwie irgendwas dazwischen.
Dem Diktat verweigert
Bei der Motorisierung lässt sich schön ablesen, dass die Ingenieure, ähnlich wie Mazda, dem Downsizing-Diktat der vergangenen Jahre trotzen, wir haben hier einen 2,5-Liter-Vierzylinder-Boxer vor uns, mit 175 PS, der unten überraschend spontan anpackt und sich oben als unaufgeregter Begleiter empfiehlt. Allerdings muss man sich im realen Autoleben schon auf einen Verbrauchswert zwischen neun und zehn Litern auf 100 km einstellen, oft näher bei zehn.
Allerdings steht auch beim Outback das bekannte Mildhybrid-Technikpaket in den Startlöchern: Zweiliter-Vierzylinder-Boxer mit 150 PS, Elektromotor mit 12,3 kW (16,7 PS) und kleine Lithium-Ionen-Batterie (Kapazität: 4,8 Ah),
Auch einem anderen Trend, einer Seuche hätten wir fast gesagt, verweigert sich Subaru hartnäckig, zumindest bis dato: der totalen Tatschorgie, wo das gesamte Bedienkonzept nur mehr über Berührungsbildschirme läuft. Hier herrscht noch herrlich viel analoge Welt, mit Knöpfen und Schaltern, wo es Sinn macht. Dass trotzdem alles an (Sicherheits-)Assistenz sowie Infotainment- und Vernetzungsumfängen an Bord ist, was man sich heute wünschen mag, sei nur am Rande erwähnt.
Die Allradkompetenz des Outbacks, der sich im Übrigen kommod fährt und ausgesprochen komfortabel federt, vermittelt(e) in Tagen des Gatschwinters viel Sicherheit, mit 20 Zentimeter Bodenfreiheit könnten wir uns sonst wohin wagen, und den "Symmetrical AWD" legt Subaru neuerdings zweistufig aus: Via X-Mode-Knopf links hinterm Ganghebel lassen sich die Modi Snow/Dirt und Deep Snow/Mud anwählen – je nach Bedarf, Witterung und Untergrund. Der rühmlich gute Einschlag rundet das Bild ab.
Dass der Outback ein ungemein vielseitiges Auto ist, hatten wir schon erwähnt? Ein sehr geräumiges obendrein. Was wir vermissten im Testwagen: Lenkradheizung. Klar, das ist ein Warmduscherkommentar. Die andere Beobachtung hat was mit Geduld zu tun. Die Heckklappe öffnet automatisch. Praktisch – aber gefühlt in dem Tempo, in dem eine Schnecke sich aus ihrem Haus wagt oder sich in selbiges zurückzieht. (Andreas Stockinger, 28.3.2021)