Gewöhnlich ist es um diese Zeit auf jeden Fall klar, meist heiter und oft wolkenlos. So war es jedenfalls in den vergangenen Jahren in den Wochen rund um die Sitzungstage des Nationalen Volkskongresses in Peking. Die Regierung ist mittlerweile gut darin geworden, zu wichtigen Tagen für klares Wetter und saubere Luft zu sorgen, um in der Welt auch den richtigen Eindruck zu erwecken.

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Auf dem einen oder anderen Hochzeitsfoto werden wohl Filter zum Einsatz kommen müssen.
Foto: Reuters / Tingshu Wang

In diesem Jahr allerdings ist das Vorhaben fehlgeschlagen. Seit Wochen vermelden offizielle Quellen "Nebel" in der chinesischen Hauptstadt, bei dem es sich allerdings in der Regel um Industrie-Smog gehandelt haben dürfte.

Die Sichtweite ging in der chinesischen Hauptstadt massiv zurück.
Foto: APA / AFP / Leo Ramirez

Nun ist auch noch ein massiver Sandsturm dazugekommen. Und obwohl China von weiteren großen Corona-Wellen verschont geblieben ist, trägt man dieser Tage in Peking wieder mit größerem Eifer Maske. Denn ohne fällt vielen das Atmen schwer. Wer kann, bleibt überhaupt zu Hause.

Aufforstung gegen die Erderwärmung

Ganz ungewöhnlich sind die Sandstürme in der Hauptstadt nicht, früher gab es sie sogar deutlich häufiger. So weit, so normal: Peking liegt nun einmal in der Nähe der Wüste Gobi, und wenn es im Frühjahr Westwind gibt, dann fliegt der Sand. So schlimm wie in diesem Jahr ist es aber schon lange nicht mehr gewesen – trotz großer Bemühungen, die Chinas Regierung in den vergangenen Jahren in den Sandsturm-Schutz gesteckt hat.

Die Richtwerte für Luftverschmutzung wurden stark überschritten.
Foto: Imago / Xinhua / Ziyang

Gebiete rund um die Hauptstadt wurden aufgeforstet, Bäume sollten eine natürliche Barriere bilden. Und strengere Industriestandards sollten verhindern, dass sich der Sand auch noch mit Smog mischt.

Schlimmer als in anderen Jahren

Aber: Zumindest in diesem Jahr hat es nicht geholfen. Zum einen, weil mehrere Fabriken trotz der Androhung schwerer Strafen in diesem Jahr auf Volllast laufen, um die während der Corona-Wellen im Vorjahr in China verlorene Produktion nachzuholen. Zum anderen auch, weil der Sturm in diesem Jahr schlicht schlimmer ist, als er dies in früheren Jahren oft war. Hintergrund dürften auch immer längere Trockenperioden und Desertifikation in der Umgebung Pekings sein.

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Sisyphus in Peking.
Foto: Reuters / Thomas Peter

Auch in der benachbarten Mongolei ist von besonders schlimmen Zuständen die Rede. Mehrere Hundert Menschen sind dort infolge des Sandsturms noch abgängig, mindestens sechs sind laut amtlichen Meldungen bereits gestorben. Mit einem Abklingen des Sandsturms wird erst für Mitte der Woche gerechnet. Dann wird der Stadt vorerst nur der "normale" Smog erhalten bleiben – wenn Chinas Propaganda nicht doch noch ein paar sonnige Frühlingstage für schöne Fotos schaffen will. (mesc, 15.3.2021)