Corona-Impfung von Lehrern und anderen Pädagogen in Wien – in einer Impfstraße.

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St. Pölten/Wien – Wie rasch in Österreich gegen Covid-19 geimpft werden kann, hängt davon ab, wie viel Vakzin die EU bestellt hat – und wie viel davon tatsächlich nach Österreich kommt. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch die Organisation der Impfaktionen selbst.

Derer gibt es in Österreich neun, denn wie das Serum ganz konkret in die Oberarme der Menschen kommt, obliegt den Bundesländern. Der Bund hat eine Impfstrategie samt Priorisierungsliste definiert, die festlegt, wer nach wem gegen Corona geschützt werden soll.

Ministerium: Bisher bei Impfungen bewährt

Die gesamte Logistik hingegen wurde, den föderalistischen Gepflogenheiten entsprechend, ausgelagert. Bei Impfungen habe sich das bisher bewährt, sagt eine Gesundheitsministeriumssprecherin.

Der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger findet das nicht ideal. "Ich hätte zu mehr Zentralisierung geraten. Nicht jedes Bundesland muss das Rad neu erfinden", sagt er. Jetzt jedoch gebe es Lösungen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen: "Ein Beispiel für gute Verwaltung ist das nicht."

Kärnten arbeitet mit ÖGK zusammen

Gut funktioniere es etwa in Kärnten. Der dortige Impfkoordinator Heimo Wallenko habe sich mit der Österreichischen Gesundheitskasse ÖGK zusammengetan. Deren Daten über Hochrisikopersonen würden genutzt, die Betroffenen vom Land aus kontaktiert.

Auch gebe es im südlichsten Bundesland einen "fliegenden Impfdienst", der Menschen aufsuche, die Schwierigkeiten haben, selber mobil zu sein.

Probleme in Niederösterreich

Weniger gut, so Bachinger, sei es bisher in seinem eigenen Bundesland gelaufen. Tatsächlich gab es in Niederösterreich Proteste wegen der zu Beginn stressigen First-Come-First-Serve-Impfanmeldung für über 85-Jährige sowie wegen Attesten für Hochrisikopersonen, die Pensionisten, Bauern und andere Selbstständige selbst bezahlen mussten.

Grund dafür: Die niederösterreichische Hochrisikopersonenregelung fürs Impfen basiert auf den Homeoffice-Bestimmungen, die Arbeitnehmern mit schweren Vorerkrankungen das Arbeiten von daheim ermöglicht. Dass Pensionisten, Bauern und andere Selbstständige keine Arbeitnehmer sind, hatte offenbar niemand bedacht.

Am Montag wurde das Problem entschärft, Betroffene können nun zum Beispiel auch Befunde vorweisen.

Sigrid Pilz will, dass in Wien auch Apotheker und Hebammen impfen

Insgesamt sei in allen Bundesländern belastend, dass man bei den Corona-Impfungen derzeit nur "auf Sicht fahren" könne, sagt die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz. Der Bundeshauptstadt stellt sie ein eher positives Impforganisationszeugnis aus.

Sinnvoll sei, "dass man vorhat, die schon etablierten Teststraßen zu Impfstraßen umzufunktionieren". So könnten viele Menschen in wenig Zeit immunisiert werden. Nötig wäre jedoch mehr Impfpersonal: "Nicht nur Ärzte sollen impfen dürfen, sondern auch Apotheker, Pflegekräfte und Hebammen." (Irene Brickner, 15.3.2021)