Wien – Jahrelange Mutmaßungen sind vorbei, ob ein Start-up aus dem kleinen Österreich den so heiß begehrten Einhorn-Status erreichen kann. Bitpanda hat in der zweiten Investmentrunde innerhalb eines halben Jahres 170 Millionen Dollar (143 Millionen Euro) eingesammelt, wie die Krypto-Firma am Dienstag mitteilte. Das lässt den Wienern das metaphorische Horn wachsen – ein Einhorn bzw. ein Unicorn zu sein bedeutet in der Start-up-Szene, eine Firmenbewertung von mehr als einer Milliarde Dollar zu haben. Auf insgesamt 1,2 Milliarden Dollar belaufe sich die Bitpanda-Bewertung nun.

Das Geld kommt von keinem Unbekannten. Angeführt wird die Investmentrunde vom Wagnisfinanzierer Valar Ventures rund um den deutsch-amerikanischen Tech-Milliardär Peter Thiel. Mit dabei sind auch Partner von DST Global. Thiel und seine Geschäftspartner dürften Gefallen an der heimischen Kryptobörse gefunden haben, denn bei einem 52 Millionen Dollar schweren Investment im September war Valar auch federführend beteiligt. Die aktuelle Finanzierung wurde vergangene Woche unterzeichnet und befindet sich derzeit im erforderlichen Genehmigungsprozess der österreichischen Finanzmarktaufsicht, heißt es bei Bitpanda.

Bitpanda stellt hierzulande sozusagen die Antithese zu dem berühmten Fabelwesen dar. Das Fintech ist das erste Einhorn.
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Rasches Kundenwachstum

Es handelt sich bei dieser Finanzspritze um ein sogenanntes Series-B-Investment. Eine Series-B-Runde dient primär dazu, das Wachstum eines gut laufenden Unternehmens weiter zu forcieren. Firmenangaben zufolge stieg die Anzahl der registrierten Bitpanda-Nutzer in den vergangenen sechs Monaten von 1,3 auf über zwei Millionen. Zudem hätten die Umsätze der ersten beiden Monate 2021 bereits die Gesamteinnahmen des Vorjahrs übertroffen.

Das ist wohl nur möglich, da sich am Kryptomarkt viel getan hat. Zur Erinnerung: Vergangenen März grundelte der Bitcoin-Kurs deutlich unter 10.000 Dollar. Aktuell herrscht Bullenmarkt, und kürzlich knackte das Aushängeschild der Kryptowährungen die 60.000-Dollar-Marke.

Wertpapiere und die Börse

"Privatanleger werden bald Zugang zu einer noch größeren Auswahl an digitalen Assets haben, und wir wollen unser Angebot in weitere neue Märkte bringen", sagt Bitpanda-Geschäftsführer und Mitgründer Eric Demuth zum STANDARD. Neben Krypto-Assets können über die Plattform seit 2019 auch Edelmetalle wie Gold und Silber gehandelt werden. Mitte Februar bekam Bitpanda dann die Konzession zum Wertpapierhändler. Ab April soll es möglich sein, in Teilaktien und ETFs zu investieren.

Regelmäßig steht bei Bitpanda das Thema Börsengang im Raum. "Sag niemals nie", meint Demuth. Man könne sich das schon vorstellen, aber erst irgendwann. Aktuell dominiere die Freude über den Unicorn-Status. Die Ziele sind jedenfalls hochgesteckt. Man will "Europas führende Investment- und Trading-Plattform" werden, heißt es immer wieder.

Partnerschaft mit Valar

"Das wertvollste Kapital, das ein renommierter Risikokapitalgeber bietet, ist dessen Glaubwürdigkeit – sozusagen als Beweis dafür, dass er sich mit seinem guten Namen auf deine Seite stellt", so Demuth. Das habe mitunter zur Folge, dass sich junge Talente aktiv bewerben und man das Kundenvertrauen schneller gewinne. "Wir befinden uns momentan in der angenehmen Lage, dass wir uns den Investor aussuchen können."

Das Portfolio von Valar Ventures zeigt einen eindeutigen Fokus auf Fintechs, Geld floss auch in N26, Transferwise, Stash und Qonto. Die Fäden zieht Peter Thiel gemeinsam mit Andrew McCormack und James Fitzgerald. Der in Deutschland geborene Donald-Trump-Unterstützer Thiel ist unter anderem Mitgründer der umstrittenen US-Datensammelfirma Palantir, die auch mit Regierungen zusammenarbeitet und im Herbst an die Börse ging. Weiters gründete Thiel Ende der 1990er-Jahre gemeinsam mit Max Levchin und Elon Musk (Tesla-Chef) den Online-Bezahldienst Paypal und war einer der ersten externen Kapitalgeber von Facebook.

Eric Demuth (li.) und Paul Klanschek (re.) gründeten Ende 2014 die Firma Bitpanda.
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Wer ist Bitpanda

Ursprünglich war Bitpanda ein Brokerdienst für Kryptowährungen und entwickelte sich mit der Zeit zu einer Onlinebörse. Das Fintech wurde 2014 von Eric Demuth, Paul Klanschek und Christian Trummer gegründet, der Firmensitz befindet sich in Wien. Aktuell beschäftigt das Unternehmen mehr als 350 Menschen aus 50 Nationen. Kürzlich weiteten sie ihre Geschäfte auf Frankreich, Spanien und in die Türkei, Italien und Polen aus. In Berlin, London, Paris, Madrid und auch Barcelona sollen neue Zweigstellen eröffnet und mit mit dem frischen Geld weitere Märkte erschlossen werden. (Andreas Danzer, 16.3.2021)