Kaiser Robert Palfrader und Kaiserin Lilian Jane Gartner haben es vorerst hinter sich: Mittwochabend übernehmen die "Science Busters" den schwierigen Sendeplatz auf ORF 1 gegen die "ZiB 2". "Wir sind Kaiser*in" blieb hier noch deutlich unter den Quoten der vorerst abgesetzten Late Night "Gute Nacht Österreich". Im Programmausschuss des Stiftungsrats am Mittwoch will Heinz Lederer (SPÖ), besorgt um junges ORF-Publikum, auf rasche Reformmaßnahmen für ORF 1 drängen.

Quotencheck: Palfrader vs. Klien

"Wir sind Kaiser*in" mit Rudi Roubinek, Robert Palfrader und Lilian Jane Gartner blieb Anfang 2021 knapp unter dem Quotenschnitt des abgesetzten "Gute Nacht Österreich" vom Herbst 2020.
Foto: ORF/Thomas Ramstorfer (Montage)

Mit überschaubaren 127.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Sendungsschnitt und fünf Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum verabschiedete sich die üblicherweise recht quotenstarke Hofgesellschaft Palfrader, Gartner und Rudi Rubinek fürs Erste vom ORF-1-Sendeplatz um 22 Uhr.

"Wir sind Kaiser*in" sahen von Jänner bis März 2021 im Schnitt 189.000 Menschen bei sieben Prozent Marktanteil im Gesamtpublikum und neun Prozent bei Zuschauerinnen und Zuschauern unter 50.

"Gute Nacht Österreich" mit Peter Klien kam auf diesem Sendeplatz im Herbst 2021 (September bis Anfang Dezember 2020) im Schnitt auf 211.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Marktanteilsschnitt beim Gesamtpublikum: acht Prozent. Beim Publikum unter 50, der Zielgruppe von ORF 1, hatte "GNÖ" zehn Prozent Marktanteil im Herbst 2020, beim raren TV-Publikum unter 30 elf Prozent Marktanteil laut Teletest.

Die letzten noch vertraglich vereinbarten Folgen von "Gute Nacht Österreich" verlegte der ORF im Jänner 2021 auf den späten Freitagabend nach "Was gibt es Neues". Dort kam Peter Kliens Late-Night-Satire besser an: 316.000 Menschen verfolgten die drei Jänner-Ausgaben im Schnitt, Marktanteil 18 Prozent beim Gesamtpublikum und beim Publikum unter 30, 17 Prozent im Schnitt beim Publikum unter 50 Jahren.

Stiftungsrat Lederer besorgt um ORF 1

Sorge um ORF 1: Heinz Lederer, Stiftungsrat der SPÖ.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ) spricht von "dramatischen Zahlen", zuletzt etwa auch im Vergleich mit ATV. Er will sie im Programmausschuss am Mittwoch beziehungsweise im Stiftungsratsplenum am Donnerstag thematisieren. Er verweist auf die Quotenentwicklung von "Wir sind Kaiser*in", auf das "fälschlich abgesetzte" "Gute Nacht Österreich" und das vorzeitig beendete "A-Team" mit Larissa Marolt. Lederer: "Warum funktionieren die vielen Anläufe mit Eigenproduktionen nicht?" Der ORF verliere mit der Entwicklung von ORF 1 Glaubwürdigkeit, Werbeeinnahmen und jüngeres Publikum, erklärt Lederer.

Lederers Themen vor dem Stiftungsrat am Donnerstag zudem:

  • Der ORF müsse die österreichischen Creative Industries fördern – insbesondere kleinere Unternehmen in der Branche und nicht vor allem große Produktionsfirmen. Die Filmwirtschaft verhandelt gerade mit dem ORF über eine Verlängerung der Vereinbarung über zumindest 100 Millionen Euro Auftragsvolumen pro Jahr.
  • Der ORF müsse Druck auf die Regierung machen, um Online-Beschränkungen loszuwerden. Die "überfällige" Streamingplattform ORF-Player sei eine "Überlebensfrage".
  • Ohne den Player würden die gerade ausgerufenen Traineeprogramme für Nachwuchskräfte obsolet.
  • In der Personalentwicklung sei der ORF mit seinem aktuellen Kollektivvertrag von 2014 "nicht wettbewerbsfähig".
  • Neuerlich appelliert Lederer an die Regierung, dem ORF durch Corona zunehmende GIS-Gebührenbefreiungen abzugelten. Die Republik hat das 2010 bis 2016 mit insgesamt 160 Millionen Euro getan.

Im kommenden Herbst, nach der Bestellung des ORF-Generals oder der Generaldirektorin ab 2022 und der ORF-Direktorinnen und -Direktoren, ist der nächste Antrag auf Gebührenerhöhung gesetzlich vorgesehen. ORF-Chef Alexander Wrabetz hat vorige Woche dazu auf Journalistenfragen nur recht ausweichend erklärt, er habe dazu keine Pläne. (fid, 16.3.2021)