Von der alten Vierkantreibe lasse ich mich jedenfalls scheiden.

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Schwere Entscheidungen stehen an. Ich hab einen Katalog zugesandt bekommen, den man im Wesentlichen als Küchenporno bezeichnen kann. Selbstverständlich ist mir klar, zu welchen Ergebnissen man gelangt, wenn man die Begriffe Küche und Porno in der Suchmaschine eingibt. Als Erstes poppt in diesem Zusammenhang übrigens die Mitteilung auf, dass ein Programm für mich gerade mindestens "eine Bedrohung gesichert" hätte. Schönen Dank auch einmal von dieser Stelle aus!

Im besagten Katalog allerdings werden höchstens die hochpreisigen Edelstahlmesser blankgezogen. Dazu präsentieren sich in äußerst geschmackvoll gehaltenen Bildern ungewöhnliche Küchenutensilien von ihrer verführerischsten Seite. Von diesen Kitchen-Toys wusste man bis jetzt gar nicht, dass es sie gibt. Man ahnt aber schon länger, dass alles, was man sich vorstellen kann, auch tatsächlich existiert.

Kochen schafft Leiden

Kochen hat mit Leidenschaft zu tun. Was das Finanzielle betrifft, braucht man Leidenschaft nur zu trennen und umgekehrt zu reihen (Wuchtel). Wenn man also die "Profi-Mandoline" betrachtet, eine Gemüseraspel, bei der man die Schneideinsätze mit Drehknopf sowie variabler Schnittstärke zwischen einem und acht Millimetern anwählt, kann beim Betrachter schon zärtliches Verlangen hochkommen: "Standsicher, rutschfest, gummiert, einklappbarer Fuß."

Leider muss man bei der Mandoline für knapp 60 Euro immer noch selbst Hand anlegen. Für nur 30 Euro mehr erledigt die "mobile Elektro-Gemüseraffel" diese Arbeit. Sie "schneidet Gemüse in zarte gewellte Scheiben, dickere oder feine Stifte und reibt Kartoffeln, Möhren, Hartkäse, Nüsse oder Schokolade". Ich jedenfalls lasse mich jetzt sofort von meiner alten Vierkantreibe aus dem Ein-Euro-Shop scheiden.

Das waren jetzt nur die mehr oder weniger klassischen Raspeln. Es gibt auch noch "Mini-Food-Processoren". Diese hätte man früher wohl als Mixer bezeichnet: "Quirl-Einsatz zum Sahneschlagen, Handwäsche empfohlen." Und ein Leben ohne "Edelstahl-Kräuterabstreifer" erscheint mir in Zukunft ebenfalls sinnlos. Für Leute, die nicht so gut kochen können, gibt es jetzt übrigens ein adäquates Kochbuch. Es nennt sich tatsächlich Zum Scheißen reichts. Prost, Mahlzeit. (Christian Schachinger, 17.3.2021)