Goodwill Zwelithini starb im Alter von 72 Jahren mit einer Corona-Infektion.

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Kaum hatte seine Majestät, der König der Zulus, seine Augen für immer geschlossen, liefen in Südafrika die Drähte für die Verherrlichung von Goodwill Zwelithini heiß. Der "vielgeliebte, visionäre Monarch" habe einen "wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität, nationalen Einheit und wirtschaftlichen Entwicklung" beigetragen, gab Staatspräsident Cyril Ramaphosa zu Beginn der Woche bekannt. Und sein Parteifreund Sihle Zikalala, Premierminister der KwaZulu-Natal-Provinz, fügte hinzu: Der König habe eine "Schlüsselrolle" bei der "Konsolidierung der Demokratie im Postapartheid-Staat" gespielt. "Wir werden ihn für immer als Vorkämpfer des Friedens und der Stabilität erinnern."

Südafrikaner, die sich tatsächlich erinnern, reiben sich indessen die Augen. Noch vor 25 Jahren zählte das traditionelle Oberhaupt der rund elf Millionen Zulus zu den Hauptfeinden der Befreiungsbewegung ANC: Zwelithini wurde vorgeworfen, mit der Apartheidregierung unter einer Decke zu stecken. Tatsächlich waren bei jahrelangen Kämpfen zwischen den "Comrades" des ANC und den traditionellen Zulus der Inkatha-Partei in seinem "Königreich" mehr als 30.000 Menschen ums Leben gekommen. Noch immer haben sich die Spannungen in den "killing fields" KwaZulu-Natals nicht ganz gelegt. Die Provinz zählt zu den gewalttätigsten, den ärmsten und am meisten vernachlässigten des Landes.

Sorge um eigene Macht

An der Haltung des Ende vergangener Woche an den Folgen einer Covid-Erkrankung verstorbenen Monarchen änderte sich im vergangenen Vierteljahrhundert wenig: Der 72-Jährige zeigte sich vor allem um den Erhalt seines Titels, seiner Privilegien und seines aus Steuermitteln finanzierten Budgets von jährlich rund 3,5 Millionen Euro besorgt. Noch vor drei Jahren beschwerte er sich über die südafrikanische Verfassung, die ihn "beleidige": "Es tut mir weh, dass ich zwar der Herrscher bin, dass da aber noch jemand über mir steht."

Und als die Regierung kürzlich mit dem Gedanken spielte, dem "Champion der Demokratie" die Verfügungsgewalt über fast drei Millionen Hektar Land in seiner Provinz zu nehmen, drohte er mit "Krieg". Nur am Rande sei erwähnt, dass der Monarch Ausländer gelegentlich als "parasitäre Flöhe" und Homosexuelle als "verrottet" bezeichnete.

Von Apartheidregime finanziert

Das ursprünglich Misstrauen der "Comrades" gegenüber dem achten Herrschers der Zulu-Nation war also nicht unbegründet. Schließlich hatte dieser – gemeinsam mit seinem Oheim und Gründer der "Inkatha"-Partei, Mangosuthu Buthelezi – auch den bewaffneten Kampf und Wirtschaftssanktionen gegen das Apartheidregime abgelehnt: Von diesem wurde Goodwill auch finanziert.

Erst als sich abzeichnete, dass Buthelezi im neuen, demokratisch gewählten Südafrika keine große Rolle mehr spielen würde, orientierte sich der Monarch kurz vor den Wahlen 1994 um und erklärte sich zur Zusammenarbeit mit den republikanischen "Comrades" bereit. Seine Bedingung: Auch in einem demokratischen Südafrika nicht auf sein Staatsgehalt verzichten zu müssen und zum Chef des Ingonyama-Trusts bestellt zu werden. Dessen drei Millionen Hektar Land verleiht der Herrscher seitdem unter anderen auch an seine Untertanen: In den Augen Mondli Makhanyas, des Chefredakteurs der Wochenzeitung "City Press", ein glatter Verfassungsbruch. "Auf diese Weise wurden Millionen an Menschen zu Bürgern zweiter Klasse erklärt."

Kein Thronfolger

Der Ursünde der egalitären Befreiungsarmee folgten bald weitere Vergehen. Der ANC wertete die Rolle der "traditionellen Führer" immer weiter auf: Ihnen werden inzwischen neben Kultur- auch in Landfragen entscheidende Befugnisse eingeräumt. Auf diese Weise will sich die Regierungspartei wenigstens in den ländlichen Gebieten langfristig Unterstützung sichern, nachdem ihr die urbanen Zentren wegen ihres geschundenen Rufs zunehmend aus der Hand gleiten.

So wird auch Zwelithinis noch gar nicht bestimmter Thronfolger damit rechnen können, einmal als "Vorkämpfer der Demokratie, des Friedens und der Stabilität" gepriesen zu werden. Selbst wenn er wie sein Vater darüber erzürnt sein sollte, dass ein anderer noch über ihm steht. (Johannes Dieterich aus Johannesburg, 17.3.2021)