In der Corona-Klausur haben viele von uns ihre kleinen Spleens entwickelt. Gerade jetzt sind jene besonders nützlich, die der Wutumleitung dienen: Doderers Dr. Horn hat seine Ordination für Nasenzangenapplikationen vorübergehend geschlossen, und Schreikrämpfe jedes Mal, wenn das Wort "Impfen" hör- oder sichtbar wird, machen sich bei den Nachbarn nicht so gut.

Mein persönliches Ventil sind zurzeit die Anmeldebildschirm-Variationen von Windows 10. Nicht die wechselnden schönen Bilder aus Gottes weiter Flur natürlich, sondern die sie begleitenden Texte. Ja, man kann diesen Sperrbildschirm völlig ausschalten – aber warum sich des kleinen Adrenalinkicks beim Einschalten des Rechners berauben? Wird heute die Landschaft "malerisch, wohin man auch blickt" sein, magisch, mystisch, oder wird sie gar "vor Geschichte und erhabener Natur strotzen"?

Das muss einem zu einer Ruine erst einmal einfallen: "In Anbetracht der jahrhundertelangen Abnutzung ist es ein Wunder, dass ein Teil des Schlosses noch steht." Oder: "Einige sind aus Stein, andere aus Stahl, manche befinden sich auf dem Land, andere hingegen in der Stadt" (Bildunterschrift zu einer Brücke in der Pampa). Am besten ist aber eine – völlig leere, kein lebendes Wesen zu sehen – Savanne: "Lassen Sie sich nicht durch die wenigen Zebras und Gnus täuschen ...". Die sind nämlich davongelaufen, weil sie mit so dummen Texten nichts zu tun haben wollen. (Gudrun Harrer, 17.3.2021)