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Angela Merkel wird eine große Lücke hinterlassen, wenn sie im September nach 16 Jahren Kanzlerschaft abtritt.

Foto: AP Photo/Markus Schreiber

Olaf Scholz, der deutsche Finanzminister, ist dieser Tage ziemlich gut gelaunt. Zwar nicht beim Blick auf die Umfragen, da krebst die SPD sechs Monate vor der Bundestagswahl nach wie vor bei 16 Prozent herum.

Doch der Sozialdemokrat verfügt bereits über nicht unerhebliches Rüstzeug für den Wahlkampf. Seine Partei hat ein Wahlprogramm vorgelegt, zudem ist Scholz als Kanzlerkandidat nominiert. Damit ist Scholz früher dran als andere.

In der Findungsphase hingegen sind nicht nur CDU und CSU, sondern auch die Grünen. Union und Ökopartei sind die Einzigen, von denen man eine Kanzlerkandidatur erwarten kann, alle anderen würden sich damit lächerlich machen.

Kein "Spaßwahlkampf"

Nicht einmal die FDP denkt daran. Die Zeiten, in denen sich der ehemalige Vorsitzende Guido Westerwelle "Kanzlerkandidat" nannte und im Rahmen eines "Spaßwahlkampfes" das Wahlziel – 18 Prozent – auf die Schuhsohlen klebte, sind fast 20 Jahre vorbei.

Doch auf Union und Grüne steigt der Druck. Offiziell gilt bei beiden das Motto: Wir lassen uns nicht hetzen, wir haben Zeit, Scholz hat der frühe Start ja auch keinen Popularitätsschub gebracht.

Stabile Mehrheiten

Aber es gibt einen gewichtigen Grund, warum es so lange dauert, diesen kommuniziert man allerdings nicht gern: Die Entscheidung ist da wie dort äußerst schwierig.

Als er das CDU-Debakel bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz analysierte, sagte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder, dass Personen bei Wahlen eine "wichtige Rolle" spielen.

Er betonte auch, dass es "ohne die stabilen Mehrheiten aus dem Süden auf Dauer keine stabilen Mehrheiten" gebe. Es klang wie eine unverhohlene Empfehlung für sich selbst.

Söder vor Laschet

Aber so richtig will auch Söder noch nicht aus der Deckung. Es heißt, dass er noch ein bisschen abwarten will, wie sich seine Umfragewerte entwickeln. Diese waren nach der ersten Corona-Welle und seinem zunächst viel gelobten harten Durchgreifen so hoch, dass er alle drei, vier Tage gefragt wurde, ob er nicht Kanzlerkandidat der Union werden wolle.

Doch im Februar ging es wieder bergab. Laut einer Civey-Umfrage für die Augsburger Allgemeine waren nur noch 48 Prozent der Befragten in Bayern mit Söder zufrieden. Mitte April waren es 71 Prozent, im August immerhin noch 60.

Andererseits: Nach wie vor liegt Söder in Umfragen zur Kanzlerkandidatur weit vor dem neuen CDU-Chef Armin Laschet, der auch Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist. 53 Prozent der Befragten in ganz Deutschland sind gemäß ZDF-Politbarometer der Meinung, dass Söder das Zeug zum Kanzler habe. Laschet hingegen kommt nur auf 28 Prozent.

Schwerer Stand im Norden

Andererseits weiß Söder, dass ein Bayer im Norden Deutschlands einen schweren Stand hat. Laschet hingegen wird vorgeworfen, er führe nicht genug und sei mehr Ministerpräsident als CDU-Chef. "Ich bin präsent", verteidigte er sich nach dem Wahldebakel in Berlin.

Das Präsenz-Problem haben die beiden Grünen-Chefs, Robert Habeck und Annalena Baerbock, nicht. Sie treten, wann immer es geht, gemeinsam auf. In Talkshows war früher eher Habeck der gefragte Gast. Das hat sich geändert. Eines haben die beiden noch gemeinsam: Sie sind von den ewigen Fragen nach der Kanzlerkandidatur schon ziemlich genervt.

Die treten gerade wieder gehäuft auf, da Habeck in der Talk-Show von Anne Will auf die Frage, ob er Baerbock den Vortritt lassen würde, so antwortete: "Wenn Annalena Baerbock als Frau sagen würde ‚Ich mache es, weil ich eine Frau bin‘ und die Frauen das erste Zugriffsrecht haben – dann hat sie es, natürlich."

Dann fügte er aber hinzu, dass Baerbock aber so nicht denke. Allerdings hätte unterm Strich und nach allen Abwägungen Baerbock einen nicht von der Hand zu weisenden Vorteil: Sie wäre, neben Scholz und wem auch immer von der Union, die einzige Frau im Rennen um das jetzige Kanzlerinnenamt.

Sowohl Union als auch Grüne wollen ihre Entscheidung zwischen Ostern und Pfingsten treffen, wobei Laschet für die Union präzisiert: "Das heißt übrigens nicht Pfingstsonntag, sondern es kann auch sehr schnell nach Ostern sein." (Birgit Baumann aus Berlin, 17.3.2021)