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Putin und Trump beim G20-Gipfel in Japan 2019. Russlands Präsident soll auch bei der US-Wahl 2020 versucht haben, mithilfe von Geheimdiensten und Internettrollen die gesellschaftliche Spaltung in den USA voranzutreiben.

Foto: AP/Susan Wals

Washington – Russland hat sich bei der US-Wahl im November nach Ansicht der US-Geheimdienste für den damaligen Präsidenten Donald Trump eingesetzt und sich bemüht, dessen Herausforderer Joe Biden zu schaden. Moskau wollte den Ausgang der Wahl beeinflussen und Unfrieden im Land säen, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht aus dem Büro von Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines. Präsident Wladimir Putin und seine Regierung hätten die Maßnahmen "genehmigt und durchgeführt".

Russland habe sich 2020 auf Desinformation konzentriert, sich aber im Gegensatz zur Wahl 2016 nicht darum bemüht, die Wahlinfrastruktur in den USA direkt zu untergraben, hieß es. Auch kein anderes Land habe die US-Wahl erfolgreich untergraben, erklärten das Justiz- und das Heimatschutzministerium unter Berufung auf die Geheimdienste. Es wurde demnach zum Beispiel keine Abstimmung verhindert, es wurden keine Wahlmaschinen gehackt und auch keine Ergebnisse manipuliert.

Vorwurf der Korruption

Russland habe sich bei seiner Kampagne auf seinen Geheimdienst, staatliche Medien, Internet-Trolls und Verbündete in der Ukraine gestützt, hieß es. Eine der wichtigsten Strategien Moskaus sei es gewesen, Biden und seiner Familie im Zusammenhang mit der Ukraine Korruption vorzuwerfen. Russlands Agenten hätten dafür auch gezielt Amerikaner angesprochen, die Verbindungen zu Trumps Regierung hatten, um ein Einleiten von Untersuchungen gegen Biden zu fordern. Es habe auch Bemühungen gegeben, Beamte der Trump-Regierung und bestimmte Medien dahingehend zu manipulieren.

Der Bericht nennt die Ziele der russischen Einflussnahme nicht konkret. Die von Russland verbreiteten Thesen zur angeblichen Korruption Bidens waren unter anderem von Trumps persönlichem Anwalt Rudy Giuliani vertreten worden. Auch konservative Medien wie Fox News griffen diese immer wieder auf. Auch Trump warf Biden und dessen Sohn Hunter mehrfach vor, sich mit krummen Geschäften bereichert zu haben.

Hunter Biden hatte zwischen 2014 und 2019 einen lukrativen Posten im Aufsichtsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma inne. Sein Vater war bis Ende 2016 als Vizepräsident federführend für die US-Politik gegenüber der Ukraine zuständig. Trump wiederum wird vorgeworfen, die Ukraine 2019 unter Druck gesetzt zu haben, um Korruptionsermittlungen gegen Biden zu erwirken. Dieses Vorgehen führte zur Einleitung des ersten Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump wegen Machtmissbrauchs. Das von Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus klagte ihn an, der Senat sprach ihn aber mit der Mehrheit der Republikaner frei.

Vertrauen in Wahlsystem untergraben

In dem neuen Bericht der Geheimdienste zur Wahl 2020 heißt es, Russland habe "die öffentliche Wahrnehmung der Kandidaten in den USA beeinflussen" wollen und das langfristige Ziel verfolgt, "das Vertrauen in das US-Wahlsystem zu untergraben und die gesellschaftliche Spaltung der Menschen in Amerika zu verstärken". Russland habe einen Wahlsieg Bidens als "nachteilig für russische Interessen" betrachtet. China hingegen habe nicht versucht, die Wahl zu beeinflussen. Der Iran wiederum habe versucht, den Wahlkampf zu beeinflussen, um die Chancen für eine Wiederwahl Trumps zu verringern und die Spaltung der US-Gesellschaft zu verstärken.

Bei der Wahl 2016 hatte Russland zugunsten Trumps interveniert, um die Demokratin Hillary Clinton auszubremsen. Ein Sonderermittler untersuchte später mögliche illegale Absprachen zwischen Russland und Trumps Team. Darauf gab es keine ausreichenden Hinweise, Ermittler Robert Mueller schloss aber eine Behinderung der Ermittlungen der Justiz durch Trump nicht aus. Trump verurteilte die Russland-Ermittlungen stets als "Hexenjagd". (APA, 17.3.2021)