Was "Perseverance" so sieht – in 3D-Umsetzung für den Browser.

Foto: Realitycloud/Nasa

Mit einer virtuell begehbaren 3D-Umgebung des Landeplatzes des US-Marsrovers Perseverance kann das niederösterreichische Start-up Realitycloud seit kurzem aufwarten. Die Basis für diese laut Moritz Wilhelm von Realitycloud erste frei zugängliche derartige Umsetzung sind die Farbbilddaten der Nasa, die der Rover nach seiner Landung zur Erde geschickt hat. Zunächst lässt sich der Landebereich erkunden, der Ausschnitt soll aber noch wachsen – vielleicht auch um Flugbilder.

Schon wenige Tage nach der Landung wurde das erste Überflugsvideo vom Landeplatz des Marsrovers im Jezero Crater, einem ausgetrockneten See mit einem Durchmesser von etwa 45 Kilometern, von österreichischen Bildanalysten von Joanneum Research und dem Wiener Forschungszentrum für Virtual Reality und Visualisierung (VRVis) erstellt. Auch Wilhelm und Kollegen haben sich auf die ersten veröffentlichten Bilddaten gestürzt, die vor allem von der an der Oberseite des Marsgefährts angebrachten Stereokamera "Mastcam-Z" stammen.

Überraschung

Mit der Nasa selbst oder den beteiligten österreichischen Forschungsgruppen arbeite man nicht zusammen, so Wilhelm im Gespräch mit der APA. Als man aber die Rohdaten gesehen habe, "haben wir uns gedacht, dass das eigentlich ziemlich ähnlich ist wie das Material, das wir hier auf der Erde verwenden würden. Wir haben das dann durch unsere Programme durchgeschickt und waren selbst etwas überrascht über das Ergebnis." Mittlerweile ist dies im Netz öffentlich einsehbar.

Bis dato lassen sich zwei "Modelle" aufrufen. Eines zeigt "was der Rover sieht", das andere zeigt die aus Aufnahmen von der Landung am 18. Februar erstellte Vogelperspektive der Umgebung. In verschiedenen Auflösungen kann im Blickfeld jeder einzelne Stein dreidimensional betrachtet werden und der User sich durch das Gelände bewegen. Nachdem nun der Rover auch die ersten Meter zurückgelegt hat, will man den sicht- und erkundbaren Bereich auch erweitern, sagte Wilhelm: "Das kommt immer auch auf die Daten an, die geliefert werden."

Demontration

Natürlich soll die Plattform auch als "Showcase" für die aus der auf das Erstellen von detaillierten Plänen von Umgebungen für Großveranstaltungen fokussierten Event Art GmbH entstandene Firma dienen. Diese ist auf genaue 3D-Erfassung von Umgebungen und Modellen mittels Lasertechnik spezialisiert. "Es geht viel um Archivierung und Erhaltung im kleinsten Detail", so Wilhelm, der mit seinem Team aktuell beispielsweise mit dem Stift Heiligenkreuz in Sachen Digitalisierung zusammenarbeitet.

An die Entwicklung der Online-Plattform habe man sich gemacht, da dabei unglaubliche Mengen an Daten entstehen, die nicht einfach und rasch in ihrer Gesamtheit hin und her geschickt werden können. Aus den rund 200 Gigabyte, auf denen die Marsumgebung fußt, werden nur immer jene Daten gestreamt, die der Nutzer online gerade genauer betrachten möchte.

"Wenn man bedenkt, dass der Rover tatsächlich ewig weit weg am Mars vor diesen Steinchen steht, die ich mir gerade dreidimensional anschauen kann, ist das schon relativ spannend", so Wilhelm. Da Perseverance auch die Helikopterdrohne Ingenuity an Bord hat, könnte man die Visualisierungen künftig vielleicht auch um Luftbilder erweitern. Dann könnte man "Unmengen mehr an Details und Umgebung rekonstruieren".

Dazu kommen soll auch noch eine Animation des Landeanflugs. Wilhelm: "Da diese Mission die erste ist, die praktisch nur mit Farbbildkameras ausgestattet ist, haben wir viel mehr Möglichkeiten, verschiedene Perspektiven zu kombinieren. In Ergänzung mit den Drohnenaufnahmen bekommt das eine ganz neue Dimension für Anwendungen wie 3D-Rekonstruktion aus Fotogrammetrie." (APA, 17.3.2021)