Die im Jahr 2000 entführte Journalistin Jineth Bedoya arbeitet heute für die Zeitung "El Tiempo".

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San Jose/Bogota – Nach dem Rückzug Kolumbiens hat der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof die öffentliche Anhörung im Fall der kolumbianischen Journalistin Jineth Bedoya wegen Entführung, Folter und sexueller Gewalt gegen das südamerikanische Land ausgesetzt. Dies geht aus einer Mitteilung des Gerichts mit Sitz in Costa Ricas Hauptstadt San José am Dienstag hervor. Eine Begründung wird darin nicht genannt.

Bedoya, die heute für die Zeitung "El Tiempo" arbeitet, war 2000 entführt worden, als sie als junge Reporterin auf ein Interview mit inhaftierten Paramilitärs im berüchtigten Gefängnis "La Modelo" in Bogotá wartete. Sie wurde brutal vergewaltigt und gequält. Seitdem kämpft sie für Gerechtigkeit und könnte einen Präzedenzfall für Tausende Opfer sexueller Gewalt im jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt in Kolumbien schaffen.

"Fehlende Garantien für Objektivität der Richter"

Bedoya hatte am Montag zunächst Fragen der Verteidigung und dann der Richter beantwortet, woraufhin Kolumbiens Vertreter Camilo Gómez "fehlende Garantien für die Objektivität der Richter" beklagte. Er warf den Richtern vor, den kolumbianischen Staat zu vorverurteilen und forderte, die Anhörung zu unterbrechen.

Als das Gericht dies verweigerte, zog Gómez sich zurück. "In der Geschichte des Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof hat noch nie ein Staat eine Anhörung verlassen", schrieb die Nichtregierungsorganisation "Human Rights International" auf Twitter. "Heute im Fall von Jineth Bedoya hat Kolumbien das gemacht." (APA/dpa, 17.3.2021)