Im neuen Kölner "Tatort" nimmt Natalie Förster (Tinka Fürst) den Wohnungslosen Thomas Stranz (Jean-Luc Bubert) fest.

Foto: ORF/ARD/WDR/Martin Valentin Menke

Köln/Wien – Eine obdachlose Frau wird in Köln getötet – jemand hat sie angezündet und verbrannt. Ein Fall für die "Tatort"-Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt). War es eine Tat "im Milieu", oder wer steckt dahinter? Doch in der Folge "Wie alle anderen auch", die am Sonntag um 20.15 Uhr auf ORF 2 zu sehen ist, geht es nicht nur um den Tod einer Frau. Es geht auch um Einsamkeit, Verzweiflung und soziale Ungerechtigkeit.

Das Opfer, Monika Keller (Rike Eckermann), lebte schon lange auf der Straße und kümmerte sich immer wieder um "Neulinge" – zuletzt um Ella Jung (Ricarda Seifried). Diese war mehrfach von ihrem Ehemann verprügelt worden und hatte sich endlich einmal zur Wehr gesetzt. Als ihr Mann dann reglos am Boden gelegen war, war sie davongerannt. Als Ella und Monika sich in einem Schnellrestaurant aufwärmen, lernen sie Alex Fahl (Nikolas Kohrt) kennen, der dort arbeitet. Ella überredet ihn dazu, sie für einige Zeit bei sich aufzunehmen. Doch Fahl kommt damit nicht zurecht.

Unterdessen befragen Ballauf und Schenk Regine Weigand (Hildegard Schroedter), die eine Suppenküche leitet und die Geschichten vieler Wohnungsloser kennt. Von der engagierten Helferin erfahren die Kommissare auch, dass Monika vor einiger Zeit Anzeige wegen Vergewaltigung gegen den ebenfalls obdachlosen Thomas Stranz (Jean-Luc Bubert) erstattet hatte. Laut Monika soll er außerdem Kaja Fischer (Jana Julia Roth) in einer Notunterkunft missbraucht haben – doch die bestreitet das.

Sozialkritik als Markenzeichen

Sozialkritik ist seit jeher ein Markenzeichen des Kölner "Tatort"-Krimis. Für Ballauf und Schenk ist es nach "Platt gemacht" (2009) der zweite Fall, in dem es um Obdachlosigkeit geht. In "Wie alle anderen auch" (Drehbuch: Jürgen Werner) stehen Schicksale obdachloser Frauen im Mittelpunkt.

"Der fertige Film hat mich extrem bewegt", sagt Schauspieler Bär. Er hoffe, dass die Folge auch beim TV-Publikum ein stärkeres Bewusstsein für dieses Thema wecken wird. Das könnte gelingen. Denn die Einsamkeit, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit der Protagonisten werden auch für die Zuschauer eindrücklich spürbar.

Während ihrer Recherchen habe sie festgestellt, dass viele obdachlose Frauen regelrecht unsichtbar seien, sagt Regisseurin Nina Wolfrum. "Sie wollen unentdeckt bleiben, nicht als obdachlos erkannt werden." Besonders beeindruckt habe sie die Erkenntnis, dass ein solches Schicksal "grundsätzlich passieren kann, vielleicht jedem von uns".

Dies spiegelt sich auch im Film wider. Da ist die Altenpflegerin, die wegen ihrer negativen Wirtschaftsauskunft keine Wohnung findet und deshalb in ihrem Auto schläft. Da sind Senioren, die ihre magere Rente mit Flaschensammeln aufbessern. Da ist die Frau, die eine Erhöhung der Miet- und Nebenkosten an ihre finanziellen Grenzen bringt. Das bittere Fazit zieht die Suppenküchen-Leiterin Weigand: "Ohne Wohnung hast Du keine Chance. Egal, wie viel Du kämpfst und machst und tust, um wieder auf die Beine zu kommen – am Ende gewinnt immer die Straße." (APA/dpa, 17.3.2021)