Single Malt ist für viele Menschen der der einzig wahre Whisky.

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Er ist dem Anschein nach der beliebteste Single auf dem Markt. Immer schon und seit der Pandemie noch mehr: der Single Malt ist für viele der der einzig wahre Whisky.

2019 wechselte gar eine Flasche "The Macallan Fine & Rare, 1926" für satte 1,5 Millionen Pfund den Besitzer. Aber auch im Preissegment darunter ist Single Malt heiß begehrt. Robert Groger, seit 25 Jahren Whiskyhändler im salzburgerischen Saalfelden, bestätigt: "Single Malts sind gerade extrem gefragt, die Pandemie hat einen regelrechten Hype ausgelöst." Vielleicht weil wir uns in Zeiten wie diesen nach Handfestem sehnen.

Nach einem Tumbler Whisky, an dem wir uns festhalten können, nach einem Schluck Schottland, in das wir gerade schwer reisen können, und nach Dingen, die vor der Pandemie schon sehr lange so waren, wie sie eben sind, zum Beispiel die Whiskyproduktion.

Korn und Rauch

Für so einen rauchigen Single Malt wie ihn Liebhaber von der schottischen Insel Islay kennen, muss schließlich, zumindest in unserem Kopf, zuerst der rothaarige Schotte ins Moor steigen und dort Torf stechen. Nur um dann die Gerste über Torffeuer zu darren, sprich: zu trocknen.

Das macht den Rauchton der Spirituose aus, die in ihrer nackten Form ein schlichter Getreidebrand ist. Bevor es zum Darren kommen kann, muss das Getreide keimen, muss vom Getreide zum Malz werden. Dadurch entsteht erst der nötige Zucker, der im Gärprozess zu Alkohol wird und somit eine destillierbare Maische ergibt.

Ob diese dann in der Kolonne oder in der Brennblase zwei- oder dreifach gebrannt wird und Whiskey oder Whisky geschrieben wird, ist Ländersache. Und unter Fans jahrhundertealtes Diskusssionsthema, neben jenem, welcher Grundstoff den einzig wahren Whisky ergibt.

Der millionenschwere The Macallan zum Beispiel wird zum Single Malt, weil er aus reinem Gerstenmalz und in einer Destillerie gebrannt wurde. In dem Fall stammte die Flasche sogar aus nur einem Fass. Das macht ihn zum Single Cask Whisky, von dem nur 40 Flaschen aus der Region Speyside in die Welt gingen.

Auswahl des Fasses

Whiskys wie Johnny Walker oder der Chivas Regal haben hingegen jedes Jahr in tausendfacher Ausführung gleich zu schmecken und sind daher Verschnitte verschiedener Brände und Destillerien und somit das Gegenteil vom Single Malt. Mit der Auswahl des Fasses, in dem der Getreidebrand jahrelang ruhen und reifen darf, geht das Brimborium um die Whiskyherstellung in die nächste Runde.

Schottische Destillerien kaufen ganze Sherry-Bodegas in Andalusien auf, weil der Whisky, der in alten Sherryfässern reift, so beliebt ist. Neben Portweinfässern sind sie das althergebrachte Nonplusultra in der Whiskyproduktion.

Seltener reift Whisky in Champagnerfässern. Die Tropfen von Bruichladdich, so erzählt Händler Groger, reifen gar in Fässern vom burgenländischen Winzer Willi Opitz. Diese Flaschen sind seit Jahren innerhalb weniger Tage vergriffen.

Whisky am Weißensee

Thomas Domenig kann der amerikanischen Whiskyvariante, die in amerikanischer Eiche reift und in der Mais als Hauptrohstoff neben anderen Getreidesorten fungiert, mehr abgewinnen. Er hat ein umfassendes Buch über amerikanischen Whiskey geschrieben.

"Bourbon ist unprätentiöser und nicht so verkopft", so der Kärntner Gastronom, der nach Jahren als Barkeeper im Ausland bald eine Bar am Weißensee eröffnet. Selbstredend wird es dort Bourbon geben. "Er ist auch ein super Cocktail-Partner", so Domenig.

Zum Glück lässt der Neo-Barbesitzer europäische Single Malts dennoch nicht außen vor. Denn das weiß wiederum der Salzburger Groger nach jahrzehntelanger Erfahrung genau: "Jeder hat seine Geschichte mit dem Whisky. Und so kommt man mit jedem ins Gespräch. Für den Whisky muss man sich Zeit geben. Einen Single Malt will ich genießen und erforschen."

Und das funktioniert praktischerweise weit besser, wenn der digitale Wahnsinn für ein Whisky-Weilchen auf Hold steht. (Nina Wessely, RONDO exklusiv, 24.4.2021)