Hannes Reichelt war 20 Jahre lang im Weltcup unterwegs.

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Er holte 2007/08 Super-G-Kristall.

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2014 triumphierte er in der Abfahrt auf der Streif.

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2015 avancierte er in Vail/Beaver Creek zum Super-G-Weltmeister.

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Lenzerheide – Ex-Super-G-Weltmeister Hannes Reichelt hat am Mittwoch seinen Rücktritt vom alpinen Skisport erklärt. Der 40-jährige Salzburger gewann in seiner Karriere 13 Weltcup-Rennen und holte in der Saison 2007/08 den Super-G-Wertungssieg. Dem Vater eines Sohnes gelang es nach seinem in der Bormio-Abfahrt im Dezember 2019 erlittenen Kreuzbandriss im rechten Knie nicht mehr, an die Weltspitze anzuschließen. Eine Knieblessur verhinderte zuletzt ein Antreten in Saalbach-Hinterglemm.

"Ich habe das Gefühl gehabt, dass nach 20 Jahren im Ski-Weltcup der Zeitpunkt gekommen ist, mich zu verabschieden. Bei den Rennen habe ich mir zunehmend schwergetan, mich zu überwinden und an das Limit zu gehen. Für mich war klar, entweder fahr ich voll oder gar nicht, ich wollte es in dieser Saison unbedingt noch einmal versuchen. Ich denke, ich habe nach dem Kreuzbandriss alles probiert und kann mir nichts vorwerfen", sagte Reichelt, der sich am Donnerstag beim alpinen Saisonfinale in Lenzerheide als "Vorläufer" verabschieden wird.

44-mal bei 305 Einsätzen auf dem Podest

Reichelt bestritt sein erstes Weltcuprennen am 7. Dezember 2001 beim Super-G-Sieg von Stephan Eberharter in Val d'Isere, laut Fis-Datenbank brachte er es auf 305 Weltcup-Einsätze, 44-mal stand er auf dem Podest. Neben dem WM-Titel 2015 in Beaver Creek stach auch der Kitzbühel-Abfahrtssieg Ende Jänner 2014 hervor. Herausgefahren unter enormen Rückenschmerzen, die nur zwei Tage später als schwerer Bandscheibenvorfall diagnostiziert wurden.

Statt an den Olympischen Spielen in Sotschi teilzunehmen, musste er sich sofort einer Operation unterziehen. Schon Anfang Dezember meldete sich Reichelt mit dem Sieg im Weltcup-Super-G von Beaver Creek an der Spitze zurück. Der letzte Weltcupsieg gelang dem stets besonnen auftretenden Ruhepol im ÖSV-Herren-Speedteam am 16. März 2017 beim Weltcupfinale in Aspen im Super-G, der letzte Stockerlplatz im Jänner 2018 als Dritter in der Hahnenkamm-Abfahrt.

"Zum Glück hatte ich sehr viele und auch sehr schöne Erfolge. Es gibt ein paar Situationen, die immer wieder durch meine Gedanken schwirren und einfach der Wahnsinn waren. Zum Beispiel, dass ich bei meinem zweiten Weltcuprennen in Gröden gleich am Stockerl gestanden bin", erinnerte sich Reichelt. "Oder, dass ich neun Monate nach meinem Kreuzbandriss im Jahr 2005 den Super-G von Beaver Creek gewinnen konnte, aber auch, dass ich mit meinem Kindheitsidol Stephan Eberharter ein Podium teilen konnte, bleibt mir in schöner Erinnerung."

Der Gewinn der Super-G-Kugel "mit dem Herzschlagfinale gegen Didier Cuche war natürlich auch etwas Besonderes, wie der Sieg 2014 auf der Streif. Natürlich wird mir auch Super-G-Gold in Beaver Creek immer in sehr guter Erinnerung bleiben. Ich blicke sehr stolz auf meine Karriere zurück", sagte Reichelt.

Pläne für die Zeit danach

Auch nach seiner Karriere wird dem Skirennläufer vom SC Radstadt nicht langweilig werden: "Ich habe mir immer vorgenommen, nach meiner Karriere studieren zu gehen, das spielt immer noch eine Rolle in meinen Überlegungen. Natürlich möchte ich auch dem Skisport in irgendeiner Form erhalten bleiben, wie genau weiß ich jedoch noch nicht." Außerdem freue er sich schon sehr auf die Zeit mit seiner Familie.

Andreas Puelacher bedauerte das Karriereende von Reichelt. "Es ist schade, wenn so ein großer Sportler zurücktritt. Hannes ist eine tolle Persönlichkeit, war überall voll akzeptiert und hatte stets eine Leaderposition eingenommen", wurde der Herren-Rennsportleiter des ÖSV in einer Aussendung zitiert. (APA, red, 17.3.2021)