Frei über die Arbeitszeit verfügen zu können und Vertrauen entgegengebracht zu bekommen sind laut der Bewertungsplattform Kununu Faktoren, die am besten bewertete Arbeitgeber auszeichnen. Der Wunsch nach Flexibilität und Vertrauen ist in der Arbeitswelt zwar nicht neu, gerade während der Pandemie habe sich dieser jedoch verstärkt.

Die Plattform hat eine Auswertung von mehr als 230.000 gesammelten Datenpunkten ihres sogenannten "Kulturkompass" von Frühjahr 2020 bis Februar 2021 veröffentlicht. Eine weitere Erkenntnis: Die vermehrt bekundete Zufriedenheit der Beschäftigten habe nach dem ersten Lockdown wieder nachgelassen. Denn positive Arbeitgeberbewertungen seien in den Zeiträumen danach weniger abgegeben worden.

Personen, die während des ersten Lockdowns eine Bewertung zur Unternehmenskultur auf der Plattform abgegeben haben, gaben öfter an, im Job "sie selbst sein" zu können, als dies noch in Vergleichszeiträumen vor der Pandemie der Fall war. Auch Werte wie "sich etwas trauen", "kritisch mitdenken" und "die eigene Meinung sagen" seien öfter genannt worden. Auffällig sei laut der Plattform auch, dass die gemeinsame Identität stärker wahrgenommen wurde und der Stolz auf das eigene Unternehmen gewachsen ist. Gleiches gilt für die Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber.

Die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort gehört für viele zu einer attraktiven Unternehmenskultur.
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Verbesserte Kommunikation

Inwieweit Arbeitgeber in der Lage sind, die Flexibilität ihrer Beschäftigten zu steigern, zeigte sich während des ersten Lockdowns besonders deutlich. Den "Mitarbeitern Freiräume geben", "flexibel sein" und "Mitarbeitern vertrauen" war in vielen Unternehmen angesichts der besonderen Umstände wohl öfter möglich – und wurde von den Mitarbeitenden auch so wahrgenommen. Die Begriffe wurden um jeweils ein Viertel öfter genannt als noch vor der Corona-Krise.

Eine gute Unternehmenskultur ist jedoch auch von guter interner Kommunikation geprägt. Mitarbeitende sollten über die wesentlichen Leitlinien und strategischen Weichenstellungen ihres Unternehmens informiert sein. Auch hier zeigte sich eine positive Tendenz. Die Nennung "offen und transparent informieren" nahm um ein Drittel zu.

Dieser positive Gesamteindruck verfestige sich, wenn man die Entwicklung negativ konnotierter Wertebegriffe in den Blick nimmt. Denn die Nennungen solcher Wertebegriffe nahm im ersten Lockdown ab, die Befragten beschreiben ihre Unternehmenskultur also weniger kritisch. Außerdem ging die Zahl der Beschäftigten, die "nur auf den eigenen Vorteil achten" und "Kollegen im Stich lassen" als charakteristisch für das eigene Unternehmen wahrnimmt, deutlich zurück.

Weniger Homeoffice

Zieht man jedoch als Vergleich den Sommer 2020 heran, lassen die Effekte wieder deutlich nach. Im Zeitraum zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown – einer Phase, die von vielen Beschäftigten wieder als relative Normalität empfunden wurde – wurden weniger positive Bewertungen abgegeben. Auch im Zeitraum vom November des Vorjahres bis Februar stagnierten die Werte. Zwar sind insgesamt wieder Steigerungen zu verzeichnen, allerdings weniger signifikant und im Vergleich zu den Zahlen des ersten Lockdowns deutlich niedriger.

Ein Erklärungsansatz könnte die Tatsache sein, dass im zweiten Lockdown weitaus weniger Beschäftigte im Homeoffice tätig waren. Bewegungsdaten der österreichischen Mobilfunkanbieter zeigen, dass die Mobilität im ersten Lockdown um etwa 70 Prozent zurückgegangen sei, beim zweiten Lockdown waren es nur noch etwa 45 Prozent und beim dritten Lockdown maximal 27 Prozent.

"Dass sich die Werte wieder dem Vor-Corona-Niveau annähern, sollte viele Unternehmen alarmieren. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, wer aus der Krise gelernt hat und die richtigen Schlüsse für die Herausforderungen von morgen zieht", sagt Yenia Zaba aus dem Kununu-Führungsteam. (red, 18.3.2021)