Steht seit Anfang Jänner an der Spitze von Verbund: Michael Strugl.

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Während viele Unternehmen unter der Belastung ihrer Bilanz wegen der Corona-Pandemie leiden, ist dies beim Verbund anders. Österreichs größter Stromkonzern hat trotz herausfordernder Rahmenbedingungen im Vorjahr deutlich mehr verdient als vor Corona. Davon sollen auch die Aktionäre etwas haben: Vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung wird die Dividende auf 75 (2019: 69) Cent je Aktie angehoben.

Darüber kann sich auch der Finanzminister freuen, schließlich ist der Bund über die Staatsholding Öbag mit 51 Prozent am Verbund beteiligt. Im Beteiligungskomitee der Öbag ist seit Jänner auch Ex-Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber vertreten, dessen Vertrag beim Stromkonzern Ende 2020 ausgelaufen ist. Das beratende Organ muss möglichen neuen Beteiligungen der Öbag oder Garantien derselben zustimmen.

Preislotterie

Michael Strugl, der mit Anfang Jänner an die Verbundspitze gerückt ist, sprach bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch von einem "schwierigen Jahr", das "von Corona geprägt" gewesen sei. Teams mussten zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit gesplittet, rund 1300 Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt werden. Gleichzeitig habe man einen extremen Einbruch bei den Strompreisen gesehen mit Tiefstständen um 36 Euro je Megawattstunde (MWh) auf den Termin- und 20 Euro auf den Spotmärkten. Über das Jahr betrachtet, sei der Stromverbrauch in Österreich um 3,5 Prozent zurückgegangen.

Wie kommt es dann, dass der Verbund dennoch sein Ergebnis kräftig steigern konnte (siehe unten stehende Grafik), wo doch Menge und Preis ausschlaggebend sind für das, was in der Bilanz unterm Strich übrig bleibt? Das hat mit deutlich über dem Markt liegenden Absatzpreisen zu tun, die sich der Verbund sichern konnte: 44,6 Euro je MWh im Jahresschnitt gegenüber 39 Euro im Jahr 2019.

"Rund 80 Prozent unseres Absatzes war gehedgt," sagte Finanzvorstand Peter Kollmann. Für heuer seien 66 Prozent der Mengen zu einem Preis von 44,1 Euro je MWh abgesichert, für 2022 rund 15 Prozent für 44,6 Euro. Weil die Marktpreise jetzt schon darüber lägen, gebe es entsprechendes Aufwärtspotenzial. Heuer rechnet der Verbund mit einem Ebitda zwischen 108o und 1300 Millionen Euro, das Konzernergebnis in einer Bandbreite von 540 bis 590 Millionen.

480 Millionen Euro für Bau von Speicher Limberg III

Kräftig Gas geben will der Verbund beim Ausbau erneuerbarer Energien. Der Anteil von Strom aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen (PV) soll bis 2030 auf ein Fünftel bis ein Viertel der Gesamterzeugung von derzeit etwas mehr als 30 Milliarden Kilowattstunden (kWh) steigen. Bei PV komme man derzeit auf rund eine Million kWh; bei Wind seien es knapp eine Milliarde kWh aus drei Windparks in Deutschland, Österreich und Rumänien. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, werde man auch Projekte bzw. Bestandsanlagen in Regionen mit viel Sonnenstunden oder guten Windverhältnissen zukaufen.

Neben der Ertüchtigung bestehender und, wo es möglich ist, auch dem Bau neuer Wasserkraftwerke will der Verbund seine Speicherkapazitäten vergrößern. Noch vor dem Sommer soll die Grundsteinlegung für den Bau von Limberg III in der Kraftwerksgruppe Kaprun erfolgen. Knapp 480 Millionen Euro werden investiert, die Fertigstellung ist für 2025 geplant. (Günther Strobl, 17.3.2021)