Mit ÖVP-Stiftungsrat Zach "einer Meinung, dass hohe journalistische Standards und Pluralität erhalten bleiben müssen": Lothar Lockl, Sprecher der grünen Stiftungsräte im ORF.

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Das oberste ORF-Organ tagt nur noch zweimal, bevor es Österreichs weitaus größtem Medienkonzern im August einen Chef oder eine Chefin ab 2022 bestellt. Die Wahl schwingt im Hintergrund stets mit im ORF-Stiftungsrat – ob es nun um Vielfalt im Newsroom geht, um die Streamingplattform ORF-Player oder um die nächste Generation von Journalistinnen und Journalisten.

"Alarmsignal": Weniger als 100 Mitarbeiter unter 30 im ORF

In den kommenden Jahren gehen 600 bis 700 ORF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pension. Alexander Wrabetz, amtierender ORF-Chef mit großen Ambitionen auf Verlängerung, hat ein großes Traineeprogramm für journalistische, technische und auch Management-Nachwuchskräfte angekündigt.

Für Lothar Lockl, Sprecher der drei den Grünen zugerechneten ORF-Stiftungsräte unter 35, ist das "nur ein erster, wenn auch sehr positiver Schritt: Wenn der ORF beim jungen Publikum punkten will, brauchen wir auch junge Leute als Redakteurinnen und Redakteure." Derzeit sind laut Wrabetz weniger als drei Prozent der ORF-Beschäftigten, weniger als 100 insgesamt, unter 30. "Das ist ein Alarmsignal", sagt Lockl im Gespräch mit dem STANDARD.

"300, 400, 500 junge Redakteurinnen und Redakteure"

Der Stiftungsrat auf einem Regierungsmandat: "Der ORF braucht ein Programm, wie man einige hundert neue Mitarbeiterinnen – 300, 400, 500 junge Redakteurinnen und Redakteure an den ORF bindet, neue Jobbilder entwickelt für multimediales Arbeiten."

Multimediales Arbeiten ist das erklärte Ziel des gerade gebauten neuen ORF-Newsrooms für TV, Radio und Onlinemedien. Er soll bis Mitte 2022 bezogen und bespielt werden. Wie diese vereinte ORF-Information geführt wird, wollte sich Wrabetz bisher nicht festlegen.

In Sachen Pluralität "einer Meinung" mit ÖVP-Fraktionssprecher

Lockl zeigt sich erfreut, dass der Sprecher der Mehrheitsfraktion im Stiftungsrat sich schon festgelegt hat: Einen zentralen Chefredakteur kann sich Thomas Zach (ÖVP) "nicht vorstellen", erklärte er am Wochenende im Gespräch mit dem STANDARD.

Lockl: "Wir ziehen da am gleichen Strang und sind einer Meinung, dass die hohe Qualität der journalistischen Arbeit, die hohen journalistischen Standards in ihrer ganzen Pluralität erhalten bleiben müssen."

"Geist des Schwarz-Weiß-Fernsehens"

Deutlich weniger erhaltenswert findet der ORF-Stiftungsrat der Grünen Onlinebeschränkungen im ORF-Gesetz, die insbesondere die geplante Streamingplattform ORF-Player erschweren.

Lockl: "Ich hoffe, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert werden." Die geltenden Mediengesetze verströmten noch den "Geist des Schwarz-Weiß-Fernsehens", findet er. Unter dem Druck internationaler IT-Giganten wie Google und Facebook, die weltweit längst die weitaus größten Werbeumsätze machen und auch in Österreich den Werbemarkt dominieren, gehe es um "Chancengleichheit für die österreichische Medienlandschaft" und ein gemeinsames Auftreten der österreichischen Medien. (fid, 18.3.2021)