Steht der Corona-Politik der Regierung generell eher skeptisch gegenüber: Nina Proll.

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Eines kann man Nina Proll nicht vorwerfen: mangelnde Entschlossenheit, die Dinge anzupacken, von denen sie überzeugt ist. Über die Kunstinitiative Florestan haben der Pianist Florian Krumpöck und der Kulturmanager Florian Dittrich eine Verfassungsklage eingebracht. Das Höchstgericht soll klären, ob die jüngste Corona-bedingte Schließung von Kulturstätten verfassungskonform war. Proll unterstützt, wie zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die Initiative.

Das ist insofern konsequent, als die 47-jährige Schauspielerin der Corona-Politik der Regierung generell eher skeptisch gegenübersteht. Proll sieht durch die Maßnahmen Grundrechte verletzt und zieht dagegen ins Feld. Eigenverantwortung werde durch das paternalistische Verhalten des Staates verhindert, sagt Proll. Auf Facebook ruft sie dazu auf, eine Petition gegen Maskenpflicht im Unterricht zu unterschreiben, und zitiert Impfkritiker, sie ist Gast bei Talk im Hangar-7 von Servus TV, wo Corona-Leugner zu Gästen zählen, und schickt im Leserbrief "Grüße aus dem Mutationsgebiet". *

Gegen jede Vernunft aufzutreten ist Proll nicht neu. Im Zuge der #MeToo-Debatte vor rund drei Jahren zeigte sie sich vom "kollektiven Jammern" von Frauen genervt, die ihre Erlebnisse von sexueller Belästigung öffentlich kundtaten. Sie selbst fände sexuelle Annäherungsversuche "grundsätzlich erfreulich". Den darauffolgenden Shitstorm nahm sie tapfer hin.

Dass solche Aussagen jedes Mal eine breite Öffentlichkeit finden, liegt an der künstlerischen Biografie der gebürtigen Waldviertlerin. Die kann sich nämlich sehen lassen. Ihr Debüt im Mainstream-Film hatte sie in Hinterholz8, bis heute meistgesehen in österreichischen Kinos. Schauspielerisches Können stellt sie seit mehr als zwei Jahrzehnten unter Beweis, mit Hauptrollen in prägenden Werken wie Suzie Washington, Ternitz Tennessee und Nordrand. Seit 2014 ist sie im ORF eine der gerngesehenen Vorstadtweiber. Weniger glückte hingegen der Versuch, selbst ein Drehbuch zu schreiben. Anna Fucking Molnar gilt als Komödie schlichten Humors.

Privat lebt Proll mit dem Schauspieler Gregor Bloéb und ihren beiden Kindern in Tirol. Als Sängerin steht sie auf Musical- und Konzertbühnen. Mit ihrer Meinung hält sie auch hier nicht hinterm Berg: Im Song Willkommen in der Demokratie singt sie für Freiheit vom "virologischen Imperativ". (Doris Priesching, 18.3.2021)

Update:

Wir haben aus diesem Porträt den Satz entfernt, Nina Proll habe öffentlich erklärt, sie werde sich nicht zur Impfung anmelden. Er bezog sich auf ein Zitat aus einem Interview für das "Seitenblicke Magazin": "Erstens bin ich eine Frau, zweitens unter 65 Jahre alt und drittens ohne Vorerkrankungen. Warum sollte ich mich also für die Impfung anmelden?" Dieser Schluss, sie werde sich nicht zur Impfung anmelden, sei nicht zulässig, erklärte die Schauspielerin, Autorin und Sängerin dem STANDARD. (red, 19.2.2021, 17:31)