Eine ewige Baustelle macht etwas mit einem Viertel.

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Das ganze von Corona gebeutelte Land ist gefühlt eine Dauerbaustelle, auf der es ständig Verzögerungen gibt und Pfusch an der Tagesordnung ist. Passend also, dass es auch in meiner Straße eine ewige Baustelle gibt.

Schon vor Corona ging ich jeden Tag an einem Rohbau vorbei, der zum Wohnhaus werden sollte, aber an dem nur sporadisch gearbeitet wurde. Das ärgert mich. So eine ewige Baustelle mit ihren leeren Fenstern, dem verbarrikadierten Eingangstor, dem Baustellenzaun und dem Müll, der sich ansammelt, macht etwas mit einem Grätzel. Sie ist ein schwarzes Loch, das in die Straße ausstrahlt.

Keine Spur von den Arbeitern

Vor kurzem ist Betriebsamkeit eingekehrt. Styroporplatten wurden geliefert und als Dämmung angebracht. Und der Abfall auf der Straße wurde liegengelassen. Es war windig, weshalb die Kügelchen längst über die ganze Straße verteilt und wohl auch in der Kanalisation gelandet waren, als ich am nächsten Tag vorbeiging.

Von Arbeitern fehlte jede Spur. Ich rief den Entwickler an, der nicht abhob. Dann die Baufirma, die auf einem Transparent eine Handynummer plakatiert hatte. Der Herr, der abhob, war freundlich – er arbeitet nur seit eineinhalb Jahren nicht mehr bei dem Unternehmen. Warum seine Nummer auf einer Hausfassade prangt? "Keine Ahnung, aber Sie sind nicht die Erste, die mich heute anruft." Dann probierte ich es bei der Baupolizei.

Auf einer Mission

Aber ganz ehrlich: Wer außer einer Immobilienjournalistin auf einer Mission tut sich das an? Sollte es nicht einfacher sein, Verantwortliche zu erreichen? Und wären Entwickler, die sich weder um Anrainerkommunikation noch um die Umwelt scheren, nicht stärker in die Pflicht zu nehmen?

Ich schrieb noch eine Mail und gab auf. Am nächsten Tag wurde das Transparent mit der falschen Nummer entfernt. Dann putzte jemand das Styropor, das noch da war, weg. Seither ist es still geworden. Also hoffentlich geht das mit der Corona-Baustelle schneller. (Franziska Zoidl, 19.3.2021)