Die Stimmung zwischen den Vertretern Washingtons und Pekings war am Donnerstag in Alaska eher kühl.

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Anchorage – Die höchstrangigen Außenpolitiker der Supermächte USA und China haben sich gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht. Das erste Treffen von Antony Blinken mit Yang Jiechi in Anchorage in Alaska sollte die Grundlage für neue Beziehung zwischen Washington und Peking legen. Los ging es aber in einem wenig diplomatischen Tonfall. Die Handlungen Chinas bedrohten die globale Stabilität, warnte Blinken am Donnerstag. Die Vertreter Chinas wiederum rieten den USA von einer Einmischung in Pekings innenpolitische Angelegenheiten ab.

"Das Verhältnis der Vereinigten Staaten mit China wird konkurrierend sein, wenn nötig, zusammenarbeitend, wenn möglich, und feindselig, wenn es sein muss", sagte Blinken. China verbat sich entschlossen jegliche Einmischung in innere Angelegenheiten, wie Videoclips der Gespräche zeigten. "Es ist für unsere beiden Länder wichtig, dass wir unsere Angelegenheiten jeweils gut führen, anstatt die Schuld auf jemand anders in der Welt abzuschieben", sagte Yang einer Übersetzung zufolge. "Es ist eine Tatsache, dass es mit Blick auf die Menschenrechte viele Probleme in den Vereinigten Staaten gibt", sagte er und erwähnte die Black-Lives-Matter-Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt.

Treffen soll am Freitag fortgesetzt werden

An dem Treffen in der Hauptstadt Alaskas nahmen Blinken und Yang, der höchste Außenpolitiker der Kommunistischen Partei, sowie der im chinesischen Machtapparat untergeordnete Außenminister Wang Yi und Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan teil. Die US-Regierung hatte nach eigenen Angaben darauf bestanden, dass das Treffen auf amerikanischem Boden stattfindet.

Nach den Eröffnungsreden tagten beide Seiten hinter verschlossenen Türen weiter. Die Gespräche sollten noch bis in den Abend und am Freitag weitergehen. Die US-Regierung hatte erklärt, man hoffe dabei nicht auf ein bestimmtes Ergebnis. Es gehe vielmehr darum, mit einer "offenen und ehrlichen Diskussion" die Grundlagen für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen.

Mehr Zusammenhalt bei internationalen Themen

Blinken wiederum erklärte, die USA seien besorgt angesichts der Menschenrechtslage in der Metropole Hongkong und in der Provinz Xinjiang, wo die ethnische Minderheit der Uiguren lebt. Zudem warf er China vor, für Cyberangriffe verantwortlich zu sein und US-Verbündete mit wirtschaftlichen Druck zu erpressen. Zudem kritisierte er Pekings Haltung in Bezug auf Taiwan, das die kommunistische Volksrepublik als Teil Chinas beansprucht. "Jede dieser Handlungen bedroht den auf Regeln basierenden Rahmen, der die globale Stabilität bewahrt. Deswegen sind dies nicht nur innere Angelegenheiten", sagte Blinken.

An weiteren konfliktreichen Themen dürfte es bei den Gesprächen der beiden weltgrößten Volkswirtschaften nicht fehlen. Die USA sind unter anderem auch besorgt über Pekings Handelspraktiken und den chinesischen Expansionsdrang im Indo-Pazifik-Raum. China wiederum wirft den USA vor, sich wie ein globaler Hegemon zu verhalten. Peking fordert zudem die Aufhebung der unter Donald Trump verhängten Strafzölle.

Bei anderen Themen von globaler Bedeutung, etwa der Bekämpfung des Klimawandels, wollen beide Regierungen aber zumindest grundsätzlich zusammenarbeiten. Auch bei internationalen Konflikten wie zum Beispiel in Bezug auf die Atomprogramme des Irans und Nordkorea müssen beide Seiten kooperieren. (APA, 19.3.2021)