EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat in einem Interview mit der "Presse" und weiteren europäischen Zeitungen dem Pharmakonzern Astra Zeneca wegen der Schwierigkeiten bei der Produktion des Corona-Impfstoffs AZD1222 gedroht.

Die Deutsche zeigte sich verärgert über die Lieferausfälle und stellte scharfe Exportverbote in den Raum, alle Optionen seien auf dem Tisch. "Die Botschaft an das Unternehmen ist klar: Zuerst halten Sie Ihren Vertrag ein, bevor Sie exportieren", sagte von der Leyen. Je schneller die Unternehmen Impfstoffe liefern würden, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass Exporte toleriert werden können. In Europa produzierende Unternehmen sollten europäische Lieferungen priorisieren.

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Ursula von der Leyen ist verärgert über Astra Zeneca.
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Aufforderungsschreiben an Astra Zeneca

Im Europäischen Rat solle kommende Woche die erst Ende Jänner eingeführte Exportkontrolle verschärft werden. Es sei an der Zeit, darüber zu sprechen, dass Astra Zeneca auch Impfstoff liefere, der in Großbritannien hergestellt wird, und nicht nur in die andere Richtung. Am Donnerstag habe die Kommission wegen der Verzögerungen ein Aufforderungsschreiben an Astra Zeneca geschickt

Die Kritik von Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an der Impfstrategie der EU kommentierte von der Leyen nur indirekt. Sie erklärte, dass der Vorschlag der Kommission von Beginn an eine Verteilung der Impfstoffe auf Basis des Pro-Kopf-Verhältnisses gewesen sei. Dies sei der fairste Zugang, sagte die Kommissionschefin. Einzelne Staaten wollten jedoch die Gewichtung der Anteile der verschiedenen Impfstoffhersteller ändern. Durch die großen Ausfälle bei Astra Zeneca sei ein Ungleichgewicht entstanden.

Zusatzdosen für Österreich nicht bestätigt

"Darum habe ich ausverhandelt, dass zehn Millionen Dosen Biontech/Pfizer vom Herbst ins zweite Quartal vorgezogen werden. Meine Empfehlung ist nun, das zu verwenden, um die Lücke zu füllen. Das wäre genug, um die Verteilung wieder auszugleichen. Dafür müssten allerdings andere Mitgliedstaaten auf ihren im Dezember schon fixierten Anteil an diesen zehn Millionen Dosen verzichten. Das ist angesichts des europaweiten Mangels an Vakzinen höchst fraglich. Im Steuerungskomitee der 27 Regierungen wird über diese Frage noch gestritten werden", sagte von der Leyen.

Die Frage, ob Österreich 400.000 zusätzliche Dosen aus dieser vorgezogenen Lieferung bekomme, beantwortete von der Leyen laut Samstagsausgabe der "Presse" nicht. (red, 19.3.2021)