Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) beim Ermitteln.

Foto: ORF/ARD/WDR/Martin Valentin Menke

Ella hatte einen Job, eine Wohnung, einen Mann. Eigentlich hätte alles gut sein können. "Daran habe ich wirklich geglaubt." Es kam anders. Von Ellas Stirn tropft Blut, sie ist auf der Flucht vor ihrem Mann, der sie halb totgeprügelt hat, und landet am Sonntag um 20.15 Uhr in der Tatort-Folge Wie alle anderen auch auf der Straße. Kein Job, keine Wohnung, kein Mann. Nur Monika, die viel älter und schon ewig ohne Dach überm Kopf lebt und Ella in die Gesetze der Straße einführt. Die missachtet Monika aber offenbar selbst, denn kurze Zeit später ist sie tot.

Wer ist der Mörder? Die Obdachlose, mit der es zuvor Streit gegeben hatte? Ellas seltsame Bekanntschaft, bei der sie Unterschlupf findet? Wer saß in dem Auto, das vom Tatort davonfuhr? Warum müssen Frauen, die Gewaltopfer und älter sind, auf der Straße leben? Und warum tut eigentlich keiner was dagegen?

Zu viel gewollt

Diese und andere Fragen beschäftigen die Kommissare Ballauf und Schenk, und es ist einer dieser Tatorte, die wieder einmal zu viel wollen. Obdachlosigkeit, Gewalt, Missbrauch, weibliche Armut, soziale Ungleichheiten und zusätzlich noch Ansichtskartenmotive der Stadt Köln – das ergibt einen engagierten Krimi, der nach dem Buch von Jürgen Werner und in der Regie von Nina Wolfrum besonders im ersten Drittel Längen hat. Das hängt auch mit fehlender Atmosphäre und schleppenden Dialogen zusammen. In der zweiten Hälfte nimmt das Geschehen wieder Fahrt auf, und am Ende stellt sich am anderen Rheinufer bei Currywurst mit Ketchup die Frage, was Frauen denn tun können, wenn sie das alles nicht mehr wollen. Ein neues Leben anfangen? Ja, sicher – nur wie? (Doris Priesching, 20.3.2021)