Da lassen wir lieber gleich geschlossen. Diesen Satz hört man schon länger und besonders laut, seit Vorarlberg zur Testregion der Lockerungen wurde. Viele Wirte – angeblich zwei Drittel – verzichten dort auf die Rückkehr zur Normalität. Natürlich gibt es gute Gründe dafür. Rigorose Abstände im Lokal sind dem Geschäft ebenso wenig zuträglich wie nächtliche Ausgangsbeschränkungen und Corona-Tests als Eintrittsbarriere. Gleichzeitig fallen jede Menge Kosten an – vom Personal bis zum Wareneinkauf. All das lässt viele Unternehmer lieber im freiwilligen Lockdown verharren. Von Öffnungseuphorie keine Spur.

Rigorose Abstände im Lokal sind dem Geschäft ebenso wenig zuträglich wie nächtliche Ausgangsbeschränkungen und Corona-Tests als Eintrittsbarriere.
Foto: APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Was mittlerweile zum guten Ton gehört: Die Wirte sprechen offen über wegfallende Hilfen, die beim Aufsperren von Restaurants oder Kaffeehäusern drohen. Die Klage ist keineswegs nur in Vorarlberg und in der Gastronomie zu vernehmen, sondern bundesweit, wenn über Lockerungen gesprochen wird. Daraus lässt sich ableiten, dass die Staatshilfen für Betriebe mittlerweile ein feinmaschiges Auffangnetz bilden, was ja von der Öffentlichkeit auch lautstark gefordert wurde. Allerdings scheinen sich viele Unternehmen immer stärker in den Garnen des Sicherheitsnetzes zu verfangen.

Rezession

Tatsächlich weisen bereits einige Indizien darauf hin, dass die Hilfen zwar für viele Betriebe und Beschäftigte lebensnotwendig sind, doch der Volkswirtschaft schaden. Der Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden ist in Österreich am höchsten, die Rezession war in den letzten drei Monaten 2020 eine der tiefsten in der EU. Fixkostenersatz I und II, Ausfallbonus, Kurzarbeit sowie Umsatzersatz halfen beim Überwintern, aber für das Auftauen der Wirtschaft sind sie hinderlich.

Also einfach alles pleitegehen lassen? Natürlich nicht, aber selbst eine Steigerung der Insolvenzen um zwei Drittel würde das Land lediglich auf Vor-Corona-Niveau hieven, wäre also alles andere als eine Katastrophe. Wer kann vertreten, Betrieben viel Steuergeld nachzuwerfen, die es wohl auch ohne Krise nicht geschafft hätten? Um den künstlichen Tiefschlaf nicht noch weiter zu verlängern, sollten jetzt – Hand in Hand mit weiteren Lockerungen (ja, die wären bei einer effizienten Impfstrategie möglich) – rasch die Hilfen zurückgefahren und Insolvenzen zugelassen werden. Steuersenkungen und Klimainvestitionen wären gesellschaftspolitisch wie konjunkturell wichtiger als verlorene Zuschüsse an Betriebe.

Ob das nicht zu einem Aufschrei der Wirtschaft führen würde? Ja, aber Jammern ist ohnehin des Kaufmanns Gruß. (Andreas Schnauder, 20.3.2021)