Ein Selbsttest-Kit.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – In dieser Woche hat es an Österreichs Schulen bei 1,6 Millionen Corona-Schnelltests 1.325 positive Resultate gegeben. Das teilte das Bildungsministerium der APA mit. In dieser Zahl noch nicht enthalten sind die heute erstmals durchgeführten Freitags-Tests. Ab dieser Woche wird statt zwei- insgesamt dreimal wöchentlich per anterio-nasalem Schnelltest auf eine Covid-19-Infektion untersucht. Insgesamt blieb die Zahl der positiven Tests gegenüber der Vorwoche in etwa gleich, in Wien legte sie zu.

Unter den 1,1 Millionen Schülern haben 1.015 (Vorwoche: 810) ein positives Schnelltestergebnis erhalten, beim Lehr- und Verwaltungspersonal waren es 310 Personen (Vorwoche: 378).

Entwarnung in Favoriten

Entwarnung hat es an einer Volksschule in Wien-Favoriten gegeben, wo am vergangenen Mittwoch 62 Kinder und eine Mitarbeiterin mit sogenannten Nasenbohrertests positivgetestet worden waren. Bei 39 Nachtestungen mit den weitaus aussagekräftigeren PRC-Testungen hat sich bisher kein einziger Verdachtsfall bestätigt. Da noch Ergebnisse ausständig sind, bleibt der Schulbetrieb aus Sicherheitsgründen vorerst eingestellt.

Das Infektionsgeschehen in der Bundeshauptstadt wird mittlerweile von der britischen Variante dominiert, die laut Krisenstab 80 Prozent der Neuinfektionen ausmacht. Infektionsherde sind weiterhin in erster Linie Familie und Freunde, auch am Arbeitsplatz steigen die Ansteckungszahlen. "Die Leute werde leider immer unvorsichtiger", bedauerte der Sprecher.

Auch die Ampel-Kommission nimmt laut Sitzungsprotokoll Schulen neben Kindergärten schon länger als problematischen Bereich wahr. Nach wie vor wird dabei der Großteil der im Bildungssetting erworbenen Cluster von Pädagogen ausgelöst. Die Positivitätsrate bei der Lehrerpopulation ist rund zehn Mal höher als in der Schülerpopulation.

606 positive Schnelltests in Wien

In Wien wurde mit 606 positiven Schnelltests eine deutliche Zunahme verzeichnet (Vorwoche: 345). In allen anderen Bundesländern gab es zum Teil Stagnation bzw. zum Teil sogar deutliche Rückgänge. In Niederösterreich wurden 195 positive Schnelltests verzeichnet (Vorwoche: 212), in Oberösterreich 139 (217), in der Steiermark 134 (122), in Salzburg 100 (90), in Kärnten 53 (84), im Burgenland 49 (41), in Tirol 43 (66) und in Vorarlberg nur mehr sechs (11). Wegen gehäufter Infektionen im Distance Learning sind im Moment 24 der 5.800 Schulen (Vorwoche 15).

Dem Vernehmen nach hat in Wien dabei nicht nur die Zahl der Infektionen im Schulumfeld zugenommen, es sind auch bei Clustern mehr Kinder als früher betroffen, vor allem an den Volksschulen, wo es keinen Schichtbetrieb und im Unterricht am Sitzplatz keine Maskenpflicht gibt. Zurückgeführt wird das auf die Verbreitung der ansteckenderen Virusvarianten, als Reaktion wurden zuletzt die Regelungen für die Unter-Zehnjährigen verschärft: Ab zwei infizierten Kindern werden Kindergartengruppen, Volksschulklassen oder Hortgruppen geschlossen.

Mit dem neuen Testregime am Montag, Mittwoch und Freitag wird unter der Woche damit alle 48 Stunden in der Nase gebohrt. Damit werden an den Schulen wöchentlich rund zwei Millionen Antigen-Selbsttests durchgeführt. "Wir streben einen möglichst sicheren Schulbetrieb an und intensivieren unsere Anstrengungen", so Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).

Offene Fragen für Schulbetrieb nach Ostern

Nach wie vor unklar ist der Schulbetrieb nach Ostern. Hier soll es am Montag gemeinsam mit anderen Bereichen eine Entscheidung geben. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner meinte im Ö1-Morgenjournal, dass man angesichts der drohenden Überlastung der Intensivstationen nichts ausschließen könne. Allerdings müssten Schulen und Kindergärten das "letzte Mittel sein, das man zum Gegensteuern verwendet".

Der Epidemiologe Gerald Gartlehner würde angesichts der hohen Infektionszahlen eine Verlängerung der Osterferien um eine Woche befürworten. Damit könnte man das Infektionsgeschehen abbremsen, ohne dass zu viel Unterricht verloren ginge. "Wir sehen wirklich, dass es in den Schulen zu vermehrten Infektionen kommt. Das ist wahrscheinlich aufgrund der britischen Variante", so der Experte für Evidenzbasierte Medizin von der Donau-Universität Krems in der ZiB2 am Donnerstagabend. Dass das Infektionsgeschehen an Schulen trotz der geltenden Schutzmaßnahmen – regelmäßige Antigenschnelltests, Schichtbetrieb ab der fünften Schulstufe, Masken- bzw. FFP2-Maskenpflicht für die Älteren – zunimmt, liegt laut Gartlehner an einer vermutlich nicht optimalen Umsetzung vor Ort.

Anders der Simulationsexperte Niki Popper: Er würde die Schulen nach Ostern öffnen – eben weil dort mit dreimal wöchentlich durchgeführten Tests breite Screenings möglich seien, so Popper zur APA. Das wäre allemal besser, als die Kinder und Jugendlichen ungetestet zu lassen.

Elternvertreter protestieren unterdessen gegen einen möglichen Unterrichtsentfall nach Ostern. Sollte dies tatsächlich umgesetzt werden, müsse stattdessen an den Schulen an allen Wochentagen Lernunterstützung und Betreuung angeboten werden, hieß es in einer Aussendung des Dachverbands der Elternverbände an den Pflichtschulen. Lehrer wiederum müssten die ausgefallenen Stunden dann im August in einer für die Schüler freiwilligen Sommerschule "nachunterrichten".

Die FPÖ fordert ganz normalen Unterricht nach Ostern – ohne Masken und Testpflicht. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem nur mehr eine Rückkehr zur Normalität noch größere Kollateralschäden verhindern kann", so Bildungssprecher Hermann Brückl in einer Aussendung. (APA, red, 19.3.2021)