Mercedes-Star Lewis Hamilton geht auf den alleinigen Rekord, seinen achten Weltmeistertitel in der Formel 1, los.

Foto: imago images/Motorsport Images

Am Sonntag hebt in Bahrain die mit 23 Großen Preisen bisher ausführlichste Saison der Formel 1 an. Bis zum Finale der 72. WM am 12. Dezember im Abu Dhabi stellen sich viele Fragen.

Frage: Wo sind die Rennen zu sehen?

Antwort: In Österreich teilen sich ORF und Servus TV die Rechte an den Rennen zu gleichen Teilen. Die Ausnahme: der Grand Prix in der Steiermark wird von beiden Sendern parallel gezeigt. ServusTV kümmert sich um den Auftakt in Bahrain. Wer alles auf einem Sender haben will, der kann sich das Abo von Sky zulegen – die sind ab dieser Saison für die Ausstrahlung in Deutschland zuständig, RTL überträgt lediglich vier Rennen.

Frage: Was hat sich im Fahrerlager getan?

Grafik: APA

Antwort: Einer der wichtigsten Namen der Rennwelt ist zurück im Zirkus: Schumacher. Mick Schumacher, der Sohn des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher feiert sein Debüt im Haas F1 Team. An der Seite des amtierenden Formel-2-Champions ist Debütant Nikita Masepin, der mit einem russischen Oligarchen als Vater ein vielversprechendes Angebot mit ins Team gebracht hat. Der dritte Newcomer ist Yuki Tsunoda im AlphaTauri, der für Daniil Kwjat ins Team rutscht. Abseits der Neulinge ist wohl Fernando Alonso die größte Überraschung, der Weltmeister von 2005 und 2006 will es mit seinen 39 Jahren noch einmal wissen und steigt ins Cockpit des neuen Alpine-Teams. Sebastian Vettel fährt heuer für Aston Martin. Carlos Sainz übernimmt für ihn im Ferrari. Dessen Platz bei McLaren hat Daniel Ricciardo. Sergio Perez konnte sich den begehrten Platz neben Max Verstappen im Red Bull sichern.

Frage: Sind Teams weggefallen oder neu?

Antwort: Racing Point, das vergangene Saison mit dem "pinken Mercedes" einige Erfolge feiern konnte, heißt nun Aston Martin und ist deswegen auch auf eine dunkelgrüne Außenfarbe umgestiegen. Gleiches gilt für Alpine. Das vorherige Renault-Team ist nicht mehr Schwarz-Gelb, sondern in der Mehrheit Blau. Ansonsten hat nur das Haas mit einer sehr eigenwilligen Farbwahl auf sich aufmerksam gemacht. Der VF-21 erinnert stark an die russische Nationalflagge, ein komischer Zufall – siehe Masepin.

Frage: Wie schaut der Rennkalender aus?

Antwort: Der klassische Start in Melbourne, Australien, fällt wieder aus. Stattdessen geht es am Wochenende in Bahrain los. Die Strecke in Zandvoort, Niederlande, die schon vergangenes Jahr hätte dabei sein sollen, feiert nach 36 Jahren ihr Comeback. Saudi-Arabien ist das erste Mal Austragungsort. Auch Hanoi, Vietnam, hätte 2020 dabei sein sollen, ist aber auch dieses Jahr nicht im Kalender. Dafür sprint Portimao, Portugal, nach dem erfolgreichen Rennen 2020 wieder ein. Insgesamt 23 Rennen stehen auf dem Programm. Der Große Preis von Spielberg steigt am 4. Juli. Ob Fans bei den Rennen zugelassen werden, soll laut Chloe Targett-Adams, der Direktorin für Rennpromotion, nach Ort und Corona-Lage entschieden werden.

Frage: Gab es Regeländerungen?

Antwort: Der große Sturm wurde Corona-bedingt auf nächste Saison verschoben. Trotzdem ist auch dieses Jahr einiges anders, hier nur eine Auswahl: Die Autos werden langsamer. Reifenlieferant Pirelli möchte aus Kostengründen keine neuen Pneus entwickeln und die immer schneller werdenden Autos aus den vergangenen Jahren fressen Gummi in rasender Geschwindigkeit auf. Also wird nun der Unterboden beschnitten, das soll den Fahrzeugen Abtrieb wegnehmen. Darüber hinaus sind die Freitagstrainings nun nicht mehr 90, sondern 60 Minuten lang, das umstrittene DAS-System (Zweiachsenlenkung) von Mercedes ist heuer verboten und die Budgetobergrenze pro Team liegt bei maximal 145 Millionen Euro – Tendenz abnehmend.

Frage: Was zeigten die Tests in Bahrain?

Antwort: Kurz gesagt: das ist nicht genau zu sagen. Der Wintertest, dieses Jahr ausnahmsweise nur drei statt sechs Tage lang, ist keine gute Grundlage für Spekulationen. Mercedes schien sich mit einigen Komplikationen herumzuschlagen und musste sich von vielen Fans vorwerfen lassen, zu bluffen. Mit 1.645 zurückgelegten Kilometern lag Mercedes aber nach dem Wochenende auf dem letzten Platz. Aston Martin, das vor allem am Auto von Vettel zu arbeiten hatte, kam nur auf 1.699 Kilometer. Zum Vergleich: Spitzenreiter Alpha Tauri hat 2.284 Kilometer geschafft.

Frage: Ist eine Prognose zu wagen?

Antwort: Aber natürlich. Insgesamt scheint das Feld etwas zusammengeschrumpft zu sein, was auf eine spannende Saison hoffen lässt. Das Haas-Team dürfte auf keinem guten Weg sein. Das ist keine Überraschung, haben doch die Verantwortlichen schon vorher angekündigt, sich eher auf die Umstellung im Jahr 2022 konzentrieren zu wollen. Williams und Alfa Romeo sahen im Test stabil aus, für das Mittelfeld reicht es aber eher nicht. Das liegt in erster Linie an der Konzentration der zweiten Reihe: Aston Martin, Alpha Tauri, Alpine, Ferrari, McLaren. Diese Teams werden sich die Plätze sieben bis drei ausmachen.

Aston Martin musste in diesem Konglomerat wohl die größten Rückschläge einstecken, AlphaTauri hat vor allem mit Neuling Tsunoda ein paar beeindruckende Runden hingelegt, Alonso ist zurück am Steuer eine Naturgewalt im Alpine, Ferrari bleibt ein Rätsel und McLaren scheint aus der ganzen Masse dank des neuen Mercedes-Motors und Ricciardo herauszustechen.

Bleibt also der Titelkampf: Mercedes oder Red Bull? Wie bereits erwähnt, Mercedes war im Test alles andere als souverän. Ob nun Bluff oder nicht, lässt sich nicht zu hundert Prozent sagen. Die Onboards haben aber einige ungewöhnliche Unruhen in den Cockpits von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas aufgezeigt. Red Bull hingegen fuhr mit breiter Brust voraus. Und die Fahrerpaarung mit Verstappen und Perez ist vielleicht die beste. Die vergangene Saison hat gezeigt, dass die Formel 1 wieder für spannende Rennen zu haben ist, trotzdem hat die Mercedes-Dominanz auf Dauer gelangweilt. Die Saison 2021 könnte endlich ein wenig Abwechslung bringen. (Thorben Pollerhof, 22.3.2021)