Kristall zum Abschluss einer Traumsaison: Weltmeisterin Katharina Liensberger ist die Nummer eins im Slalom. Das freut auch den scheidenden Präsidenten Peter Schröcksnadel.

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Mit dem zweiten Weltcupsieg des Tirolers Manuel Feller endete am Sonntag im Slalom zu Lenzerheide eine Saison im alpinen Skiweltcup, die auch abgesehen von den äußeren Umständen für Athletinnen und Athleten des österreichischen Skiverbandes (ÖSV) tatsächlich Triumphe und Tragödien bereithielt.

Die sportliche Bilanz der letzten Saison in der Amtszeit von Präsident Peter Schröcksnadel gewann vor allem im Finish an Glanz. Unter dem Strich gab es in 67 Rennen zehn Siege, acht bei den Herren, zwei beiden Damen. Katharina Liensberger, Marco Schwarz (beide Slalom) und Vincent Kriechmayr (Super-G) sicherten sich kleine Kristallkugeln. Dieses Trio hatte auch bei der WM in Cortina d'Ampezzo für die fünf Goldenen gesorgt.

Schweiz dominant

Um die große Kugel plauderten nur Liensberger und Schwarz ein wenig mit. 513 Punkte fehlten der fünftplatzierten Vorarlbergerin schließlich auf die Slowakin Petra Vlhova, die erstmals triumphierte. Schwarz schloss als Dritter ab, allerdings auch 446 Zähler hinter dem Franzosen Alexis Pinturault, der ebenfalls seine erste große Kugel in Empfang nahm. Einmal mehr deutlich fiel die Niederlage im Nationencup aus. 876 Punkte fehlten auf die Schweiz, wobei Österreichs Herren nur knapp den Kürzeren zogen.

Schröcksnadel, in Lenzerheide an der Piste, wollte diese Pleite nicht überbewerten. "Das kann man verkraften." Viel lieber sah der 79-Jährige die Anzahl der Podestplätze thematisiert, die gegenüber der Vorsaison von 30 auf 40 gesteigert wurde. Die Lücke, die Marcel Hirscher hinterlassen habe, sei nicht sofort zu schließen gewesen. Dennoch ging am Sonntag die drittschwächste ÖSV-Weltcupsaison seit der Jahrtausendwende zu Ende.

Die Herren von Rennsportleiter Andreas Puelacher stellten das klar beste Slalomteam, Kriechmayr und Matthias Mayer holten die großen Punkte im Speedbereich, die Schwäche im Riesentorlauf wurde erst zu Saisonende kaschiert.

Retterin in der Not

Liensberger hieß die Retterin einer besonders schwierigen Saison für die Damen des ÖSV. Sie wendete im Finish mit ihren ersten beiden Siegen die erste völlig erfolglose Weltcupsaison ab. Zudem besorgte die 23-Jährige acht der zwölf Podestplätze.

Im Speedbereich war Tamara Tippler ein Lichtblick einer laut Rennsportleiter Christian Mitter insgesamt ganz schwierigen Saison. Covid-19-Infektionen und schwere Verletzungen warfen viele seiner Läuferinnen zurück oder völlig aus der Spur. Nicole Schmidhofer, Nina Ortlieb und Bernadette Schild, die schließlich Abschied vom Rennsport nahm, erlitten gravierende Knieverletzungen. Ricarda Haaser fiel wegen eines Bandscheibenvorfalls aus, Katharina Truppe wegen muskulären Problemen und Stephanie Brunner im Finish wegen einer Sprunggelenkverletzung.

"Es waren keine Allerweltsverletzungen", sagte Mitter. "Im Jänner habe ich mir schon oft gedacht: Jede, die in Form kommt, ist zwei Wochen später mit einer acht- bis neunmonatigen Pause belegt. Das war schon hart. Aber wir müssen uns da durchkämpfen und auch in den anderen Disziplinen schauen, dass wir herankommen."

Musterweg

Das Muster soll Liensbergers Weg an die Spitze sein. Mikaela Shiffrin und Vlhova waren noch vor Kurzem bewunderte Vorbilder, am Ende der Saison wunderten sich die Slowakin und die Weltcupweltrekordsiegerin aus den USA über die Weltmeisterin und Slalomweltcupsiegerin aus Göfis. "Sie hat Selbstvertrauen gewonnen bei uns", sagte Schröcksnadel. Im Lauf der Saison habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Konkurrenz auch nur mit Wasser koche. Schröcksnadel: "Man hat vor zwei Jahren schon gewusst, die wird eine, die das praktisch übernehmen kann."

Mitter wünscht seinem Star, dass "sie zu Beginn der nächsten Saison dort anknüpfen kann, wo sie aufgehört hat." Gefragt wäre sie also wieder am 23. Oktober im Riesentorlauf in Sölden. (Sigi Lützow, 22.3.2021)

Weltcup-Wertungen:

Damen:

Slalom (nach 9 Rennen)

1. Katharina Liensberger (AUT) 690
2. Mikaela Shiffrin (USA) 655
3. Petra Vlhova (SVK) 652
4. Michelle Gisin (SUI) 491
5. Wendy Holdener (SUI) 415
6. Lena Dürr (GER) 235
7. Kristin Lysdahl (NOR) 227
8. Laurence St-Germain (CAN) 224
9. Chiara Mair (AUT) 193
10. Martina Dubovska (CZE) 188

Weltcup-Gesamtwertung (31)

1. Petra Vlhova (SVK) 1416
2. Lara Gut-Behrami (SUI) 1256
3. Michelle Gisin (SUI) 1130
4. Mikaela Shiffrin (USA) 1075
5. Katharina Liensberger (AUT) 903
6. Marta Bassino (ITA) 876
7. Federica Brignone (ITA) 867
8. Corinne Suter (SUI) 753
9. Sofia Goggia (ITA) 740
10. Wendy Holdener (SUI) 535

Mannschaft Damen (31)

1. Schweiz 4758
2. Österreich 3953
3. Italien 3799
4. USA 2154
5. Norwegen 1523
6. Slowakei 1416
7. Slowenien 943
8. Frankreich 850
9. Deutschland 794
10. Kanada 712

Herren:

Slalom (11):

1. Marco Schwarz (AUT) 665
2. Clement Noel (FRA) 553
3. Ramon Zenhäusern (SUI) 503
4. Manuel Feller (AUT) 488
5. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 431
6. Henrik Kristoffersen (NOR) 406
7. Alexis Pinturault (FRA) 364
8. Linus Straßer (GER) 347
9. Loic Meillard (SUI) 327
10. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 310

Super-G (6):

1. Vincent Kriechmayr (AUT) 401
2. Marco Odermatt (SUI) 318
3. Matthias Mayer (AUT) 276
4. Mauro Caviezel (SUI) 225
5. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 172
6. Andreas Sander (GER) 169
7. Kjetil Jansrud (NOR) 160
8. Christian Walder (AUT) 145
9. Adrian Smiseth Sejersted (NOR) 140
10. Ryan Cochran-Siegle (USA) 132

Weltcup-Gesamtwertung (35)

1. Alexis Pinturault (FRA) 1260
2. Marco Odermatt (SUI) 1093
3. Marco Schwarz (AUT) 814
4. Loic Meillard (SUI) 805
5. Filip Zubcic (CRO) 764
6. Henrik Kristoffersen (NOR) 722
7. Matthias Mayer (AUT) 700
8. Vincent Kriechmayr (AUT) 675
9. Beat Feuz (SUI) 607
10. Manuel Feller (AUT) 595

Mannschaft Herren (35)

1. Schweiz 5329
2. Österreich 5258
3. Frankreich 4141
4. Norwegen 3068
5. Italien 1936
6. Deutschland 1867
7. USA 1151
8. Kroatien 841
9. Slowenien 729
10. Kanada 377

Nationencup (67)

1. Schweiz 10087
2. Österreich 9211
3. Italien 5735
4. Frankreich 4991
5. Norwegen 4591
6. USA 3305
7. Deutschland 2661
8. Slowenien 1672
9. Slowakei 1533
10. Kanada 1089