Wieder kam es zu einem sogenannten Zwischenfall mit Migranten im Mittelmeer, wieder einmal wiegen die Vorwürfe schwer. Beamte der griechischen Küstenwache sollen Schutzsuchende verprügelt, gefesselt und anschließend ins Wasser geworfen haben. Eine neue Eskalationsstufe der sowieso schon angespannten Situation vor Ort? Vorgetragen wurden die Anschuldigungen vom türkischen Innenminister Süleyman Soylu, was Raum für Spekulationen eröffnet, ob damit nicht von Problemen innerhalb der Türkei abgelenkt werden soll – etwa dem Austritt aus der Istanbul-Konvention oder dem geplanten Verbot der prokurdischen Oppositionspartei HDP.

Ein Sprecher der griechischen Küstenwache dementiert die Vorwürfe gegen die eigenen Beamten naturgemäß, doch steht schlussendlich für die Öffentlichkeit einmal mehr das Wort des einen gegen das Wort des anderen.

Es braucht endlich eine unabhängige Kontrolle des Vorgehens an der europäischen Außengrenze. Es muss eine Möglichkeit geben, solche Vorwürfe rasch und objektiv auszuräumen. Warum keine Bodycams für Beamte im Einsatz? Oder einen klaren Auftrag an Frontex, Einsätze zu überwachen und zu dokumentieren, damit kein Platz für solch heftige Anschuldigungen bleibt? Denn die Menschenrechte müssen auch an der EU-Außengrenze gewahrt werden – daran darf es nicht einmal den kleinsten Zweifel geben. (Bianca Blei, 21.3.2021)