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Oberbank-Chef Franz Gasselsberger blickt optimistisch in die Zukunft.

Foto: Reuters / Heinz-Peter Bader

Die Corona-Pandemie hat Österreich noch immer fest im Griff. Doch Franz Gasselsberger, Chef der Oberbank, sieht Licht am Ende des Tunnels. Er ist optimistisch, was das laufende Jahr betrifft. Die Auftragslage in der Industrie habe sich erholt – hier gebe es Auftragseingänge wie zuletzt vor zwei Jahren, im Maschinenbau laufe es wieder rund, ebenso in der Baukonjunktur. "In Summe stehen wir vor einem großen Wirtschaftsaufschwung", sagt Gasselsberger. Ein guter Frühindikator dafür sind die Kosten für Frachtraum, die zuletzt stark angestiegen sind.

Warten auf Konsum

Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Erholung in Asien und den USA voranschreitet. Das helfe auch der österreichischen Exportwirtschaft. Man müsse daher aufpassen, "dass wir die momentane Situation nicht in die Zukunft projizieren". Die Österreicher hätten zudem in den vergangenen Monaten viel Geld gespart. Durch die Lockdowns hätte sich ein Konsumstau ergeben, der von einem Konsumrausch abgelöst werden wird.

Klar sei es furchtbar, wie einzelne Branchen – etwa der Gastronomiesektor oder der Tourismus – noch zu leiden haben. Aber der Chef der Oberbank ist auch hier optimistisch. Die Investitionsprämie hätte vor allem im Tourismus dafür gesorgt, dass Investitionen vorgenommen worden sind, die sonst noch hintangehalten worden wären. Hinzu komme die lockere Geldpolitik, an der die wichtigsten Notenbanken festhalten.

Einen Insolvenz-Tsunami erwartet man bei der Oberbank daher nicht. Im Vergleich zu 2019 – dem "letzten Normaljahr" – werde es 20 bis 25 Prozent mehr Insolvenzen geben, so die Einschätzung der Oberbank. Das vergangene Jahr war für die Bank selbst freilich auch von der Pandemie geprägt. Stundungen von Kreditraten waren ein großes Thema. In der Spitze habe es ein Stundungsvolumen von 1,6 Milliarden Euro gegeben. Doch schon zum Jahresende gab es laut Gasselsberger kaum mehr eine Stundung. Die betroffenen Kunden hätten zurückgezahlt oder neue Vereinbarungen getroffen.

Risikovorsorge deutlich erhöht

Die Risikosituation sieht der Bankchef nach wie vor als günstig an. Die Risikovorsorge wurde dennoch von 12,2 Millionen Euro auf 41,8 Millionen Euro verdreifacht. Die Quote der notleidenden Kredite (non-performing loans/NPL) lag Ende 2020 bei 2,05 Prozent. Neben der Risikovorsorge wurde das Ergebnis der Bank vor allem von einem negativen At-Equity-Beteiligungsergebnis belastet. Auch geringere Bewertungen von Finanzanlagen sowie einem höheren Beitrag zur Einlagensicherung führten dazu, dass unterm Strich ein Gewinn nach Steuern von 123,5 Millionen Euro steht – ein Minus zum Vorjahr von 42,8 Prozent. Das Eigenkapital konnte um 2,6 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro erhöht werden, die harte Kernkapitalquote lag bei 18,17 Prozent (Ende 2019: 17,92 Prozent).

Für die Aktionäre soll es eine unbedingte Dividende von 0,58 Euro je Titel geben und zusätzlich eine bedingte Dividende von 0,17 Euro, die ausbezahlt werden soll, wenn die Empfehlung der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Beschränkung der Dividende nicht mehr aufrecht ist. Die Aktionäre müssen dem Vorschlag bei der Hauptversammlung am 11. Mai noch zustimmen.

Neue Wertpapierkunden

Das Wertpapiergeschäft ist im Vorjahr gut gelaufen. Rund 3.000 neue Wertpapierdepots wurden eröffnet. Damit einher ging auch ein hoher Beratungsbedarf. Die Neukunden hätten vor allem das günstige Kursniveau genutzt, um in den Markt einzusteigen. Einen großen Switch von Spareinlagen Richtung Veranlagung hat es dennoch nicht gegeben, denn auch angespart haben die Menschen im vergangenen Pandemiejahr deutlich. Aufgefallen sei laut Gasselsberger, dass die Kunden bei Korrekturen im Vorjahr ruhig geblieben sind. Geholfen habe hier freilich, dass die Börsen nach den Corona-Korrekturen sehr rasch wieder nach oben gezogen sind. Für Gasselsberger zeigt das, "dass Kunden eine bessere Kapitalmarktreife haben".

Inflation wird kommen

Als nächstes Thema erwarte uns die Inflation, sagt Gasselsberger. In den kommenden zwei Jahren erwartet der Oberbank-Chef eine Preissteigerung von bis zu drei Prozent. Das liege vor allem daran, dass viele Lager leer sind, die Nachfrage nach Rohmaterialien aber groß ist und die Rohstoffpreise entsprechend ansteigen. Bei manchen Materialien komme es schon zu gar keinen richtigen Preisverhandlungen mehr, weil die Industrie nehme, was sie eben kriegen könne. Diese Phase der Überhitzung werde sich aber wieder legen, so Gasselsberger. Inflationsszenarien mit Anstiegen von fünf Prozent und mehr sieht der Oberbank-Chef aktuell jedenfalls nicht.

Den Filialausbau will die Bank auch heuer weitertreiben. Wichtigster Expansionsmarkt sei nach wie vor Deutschland. "Dort sind die Banken massiv im Umbruch", so Gasselsberger. Zudem gebe es dort entsprechendes Personal und Marktpotenzial.

Im Streit mit der Unicredit warte man weiterhin auf das Urteil des Obersten Gerichtshofes, bisherige Urteile in darunterliegenden Instanzen seien aber in einer Vielzahl zugunsten der Oberbank entschieden worden, sagte der Bank-CEO. "Ich bin optimistisch und zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, die Unabhängigkeit der Drei-Banken-Gruppe erfolgreich zu verteidigen." (bpf, 22.3.2021)