Alternative Bundeshymne, Musical, Durchhalteschlager – und jetzt auch noch im Einsatz bei Demos gegen die Corona-Maßnahmen: Rainhard Fendrichs "I am from Austria".

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Die Älteren unter uns werden sich noch daran erinnern: Voriges Jahr in Zeiten des ersten Lockdowns beschallte die Exekutive das Land aus den Lautsprechern der Polizeiautos mit Rainhard Fendrichs Evergreen I am from Austria. Während durch die geschlossenen Parks und über die Wüsteneien vor den großen Einkaufszentren die Strohballen wirbelten, sollte uns dieses Lied Trost spenden und der Erbauung der Bevölkerung dienen. Wirt, Baumarkt und Fast-Fashion-Store hatten zwar geschlossen. Man musste aber tapfer sein. Alles würde eines Tages wieder gut werden: "I bin dei Apfel, du mein Stamm ..."

Fendrich, der sich stets gegen eine politische Vereinnahmung seiner alternativen Bundeshymne wehrte, konnte und wollte sich den patriotischen Liedeinsätzen nicht entgegenstellen. Zwar überhören viele Bewohner unseres Landes nach wie vor die kritischen Untertöne in I am from Austria. Ein Schicksal, das das Lied bekanntlich mit Bruce Springsteens Born in the U.S.A. teilt. Wenn es aber der guten Sache dient, ja, warum denn nicht.

Ein Jahr nach seinem Einsatz als Durchhalteschlager taucht das Lied nun bei den Anti-Corona-Demos als Soundtrack zur Revolte gegen den gesunden Menschenverstand auf; als Waffe gegen Restriktionen und eine vermeintliche Diktatur in Österreich. Nicht nur Fendrich leidet wieder einmal unter diesem Missbrauch. Vielleicht sollte die Polizei mit einer anderen heimischen Hymne kontern: "Zwickt’s mi, I glaab I tram / Des derf net woar sein, wo samma daham?" (Christian Schachinger, 23.3.2021)