Roboter und KI werden unser Leben verbessern, sagt MIT-Informatikerin Daniela Rus im Gastkommentar. Ein "Aufstieg der Roboter" wie im Film "Terminator" bleibe Science-Fiction. Regeln für deren Einsatz brauche es dennoch.

Hält testweise die Flure eines Münchner Krankenhauses sauber: Putzroboter "Franzi".
Foto: AFP / Christof Stache

Während es in den letzten Jahren entscheidende Durchbrüche im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) gab – von der Entwicklung selbstfahrender Autos über Online-Sprachübersetzungs-Tools bis hin zu persönlichen Assistenten wie Siri –, haben immer mehr Menschen begonnen, wesentliche Fragen über die längerfristigen sozialen Auswirkungen von Robotern und KI zu stellen.

Als langjährige Robotik- und KI-Forscherin am MIT konzentriere ich mich darauf, besser zu verstehen, wie Roboter und Menschen interagieren, Informationen austauschen und gemeinsam Aufgaben lösen können. Wir haben eine Reihe von Forschungsprojekten ins Leben gerufen, die sich mit der Entwicklung von "nützlichen" Robotern beschäftigen, die ihre Form verändern, sich selbst organisieren und mit Menschen interagieren können. Wenn ich diese Technologien in der Öffentlichkeit präsentiere, teilen mir die Menschen auch immer wieder ihre Ansichten mit. Einige äußern mit einem Augenzwinkern die Sorge vor einem Terminator-ähnlichen "Aufstieg der Roboter", während sich andere erhoffen, dass selbstfahrende Autos und intelligente Systeme unser tägliches Leben verbessern werden.

Großer Optimismus

Wir haben Grund zu großem Optimismus. Denn Menschen haben praktisch ein Monopol auf Wahrnehmung, Abstraktion, komplexes Denken, hochentwickelte Kommunikation und Kreativität. So leistungsfähig KI auch sein mag, in diesen Bereichen kann sie es nicht mit dem Menschen aufnehmen. Gleichzeitig wirft die Automatisierung ernstzunehmende Bedenken auf, was Arbeitsplatzsicherheit betrifft. Entscheidungsträger sehen zu Recht die Notwendigkeit, sich mit den möglichen Auswirkungen der Automatisierung auf die Arbeitsplätze in der Zukunft zu befassen. Und sie versuchen, diese Bedenken durch Innovation, Gesetzgebung und Regulierungen auszuräumen, die auch beeinflussen, wie wir über KI denken und wie wir mit KI arbeiten.

Letztendlich muss der Erfolg der Robotik sowohl aus sozialem als auch aus wirtschaftlichem Blickwinkel betrachtet werden. Roboter helfen uns bei körperlich schwerer Arbeit, selbstfahrende Autos werden die Zahl der Verkehrstoten verringern und für eine ständig verfügbare Mobilität sorgen. Robotermülltonnen bewegen sich selbst zum Gehsteig, wo sie von selbstfahrenden Müllautos abgeholt werden. Roboter werden uns von eintönigen, dreckigen und gefährlichen Arbeiten in Branchen wie dem Baugewerbe, dem Bergbau und der Notfallhilfe freispielen. Uns Menschen bleibt mehr Zeit für Aktivitäten, die Fähigkeiten wie Kreativität oder Kommunikation erfordern, die von Computern nicht erfüllt werden können.

Regeln notwendig

Vor nicht allzu langer Zeit waren Computer sperrig, teuer und schwer zugänglich. Heute hat jeder ein Smartphone. KI und Robotik werden die digitale Revolution beschleunigen und ähnlich tiefgreifende Veränderungen herbeiführen. Smartphones haben die Rechenleistung nutzbar gemacht, die einst den Wissenschaftern vorbehalten war. KI und Robotik können uns helfen, uns auf interessantere Arbeiten zu konzentrieren, und bieten praktisch jedem Menschen Chancen und Innovationen. Wir müssen aber regeln, was die Technologie tun kann und was nicht, was sie tun sollte und was nicht, was sie tun muss und was nicht.

Allerdings müssen wir auf diese Zukunft gut vorbereitet sein. Tech-Unternehmen wie Google und Facebook investieren Milliarden in die Ausbildung, um ihr Personal auf dem neuesten Stand zu halten. Die Arbeit am MIT hat mir klargemacht, dass Städte wie Cambridge, aber auch Wien, genauso proaktiv sein müssen wie das Silicon Valley.

Chance für Österreich

Österreichs KI-Zukunft sieht vielversprechend aus, mit zahlreichen KI-Start-ups, die Arbeitsplätze schaffen und neue Projekte starten. Das Wachstum stellt eine große Chance für Fachkräfte, Wissenschafter, Investoren, Mitarbeiter und Entscheidungsträger dar, die Diskussion über die finanziellen, sozialen und ethischen Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft in den kommenden Jahren fortzusetzen.

Bereits jetzt sind Robotertechnologien allgegenwärtig. Sie arbeiten neben uns in Fabriken und Krankenhäusern. Sie mähen Rasen, saugen Böden und melken sogar Kühe. Roboter und künstliche Intelligenz werden sich natürlich auf unsere Arbeitsplätze auswirken, aber auf eine Art und Weise, die den Arbeitnehmern zugutekommt. Ich freue mich darauf, Teil dieser aufregenden Reise zu sein – vor allem, wenn ich dabei in einem sicheren selbstfahrenden Auto sitze. (Daniela Rus, 23.3.2021)