Gene Simmons von der Band Kiss plädiert für das Maskentragen. Er muss es wissen.

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Vernunft ist nicht das Erste, mit dem man Gene Simmons assoziiert. Eher Ausschweifung, Angeberei und Promiskuität – und natürlich seine Bühnenperson: Gene Simmons ist der "Dämon" der Rockgruppe Kiss. Das sind die vier Typen mit den angemalten Gesichtern, die in den 1970ern die Weltherrschaft via Hardrock anvisierten: Mit dem bescheidenen Kampfspruch "You wanted the best, you got the best!" eröffnen sie bis heute ihre Konzerte.

Simmons ist Gründungsmitglied, Bassist und der zweite Leadsänger und zudem wegen seines Schleckers berühmt. Mit dessen beachtlicher Länge und Beweglichkeit deutet er dem Publikum unzweideutig an, was er in der Damenwelt damit anzustellen gedenkt. Aber bei der Promiskuität waren wir schon, es soll ja um die Vernunft gehen.

Ein schmales Kapitel

Die besonnenen Einträge in seiner Biografie ergeben ein schmales Kapitel. Aber zurzeit rittert der 71-Jährige auf Twitter für das Tragen von Masken. Er, der eine Karriere lang zumindest eine geschminkte Maske trug, maßt sich dabei keine besondere Expertise an. Simmons argumentiert mit Hausverstand: Ob die Leute glaubten, Chirurgen würden Masken beim Operieren aus politischen Gründen tragen? Das gefällt nicht allen Fans, doch Simmons ist nicht dafür bekannt, klein beizugeben. Große Zunge, großes Ego.

Geboren wurde er als Chaim Witz 1949 in Haifa in Israel. Seine Mutter wurde 1945 aus den KZ Mauthausen befreit. Mit ihr wanderte er im Alter von acht Jahren nach New York aus, wo er zu Gene Klein wurde, als Bühnennamen wählte er später Gene Simmons.

Skandal? Schulterzucken

1973 gründete er mit Paul Stanley, Ace Frehley und Peter Criss die Band Kiss. Wobei die beiden "S" im Bandnamen in derselben Art geschrieben wurden, wie die Nazis ihre sogenannte Schutzstaffel abkürzten – ein erster von vielen Skandalen, die den zweifachen Vater meist nicht mehr als ein Schulterzucken kosteten.

Politisch ist er ein Flip-Flopper, seine Ansichten wirken launisch, seinen egomanischen Wesenszug konnte er in der Reality-Doku Gene Simmons Family Jewels (2006–2012) ausleben. Schon lange lebt er vollkommen abstinent; als Motivation führt er seine Promiskuität an, dabei lebt er seit 1983 mit seiner Frau Shannon Tweed. Na ja. Immerhin bei Masken ist er konsequent, da kennt er sich aus. Als Kiss die ihren fallen ließen, stöhnten die Fans weltweit auf. Das 1980 erschienene Album Unmasked gilt als eines ihrer schlechtesten. Zurecht. (Karl Fluch, 22.3.2021)