Da hat er groß geschaut, der ältere Sohn von meinem Vater. Das eine Mal vorm Einsteigen in den Suzuki Across, das andere Mal vorm Einsteigen in den Mercedes-Benz GLA 250 e.

Beim Suzuki deswegen, weil die Autos dieser Marke ja als zierlich, eher spartanisch und ein wenig exotisch abgespeichert sind. Und dann steht da so ein Waschl von einem Auto, das dann auch noch ausschaut wie der verschollen geglaubte Zwilling eines Toyota RAV4. Außen schon, innen überhaupt, weil da ist bis auf das Suzuki-Logo wirklich alles gleich wie beim RAV4.

Zwei doch unterschiedliche Autos – der GLA e...
Foto: Gluschitsch

Jo eh, ka Wunder, schießt es ein, 2019 haben Suzuki und Toyota erklärt zusammenzuarbeiten. Und das ist eines der Ergebnisse, quasi ein RAV4 von Suzuki. Eh g’scheit, denn Toyota hat bei den Hybriden schon jahrelang Erfahrung, während Suzuki zuletzt mit dem 12-Volt-Hybriden auf sich aufmerksam machte. Von da ist es noch ein langer Weg zu einem Plug-in-Hybriden mit 75 Kilometer rein elektrischer Reichweite, die der Across hat. Und Toyota hat den Wagen zwar schon im Programm, wenn auch noch nicht in Österreich – er wird aber bald kommen. Also ein klarer Vorteil für den Suzuki.

... und der Suzuki Across – und dennoch jeweils die gleiche Überraschung. Einmal die schiere Größe und dann die elektrische Reichweite.
Foto: Stockinger

Der Plug-in-GLA

Beim kleinsten SUV von Mercedes-Benz, dem GLA, den es nun auch als Plug-in-Hybrid mit 73 Kilometer elektrischer Reichweite gibt – ebenfalls Staunen. Denn auch der Wagen ist riesig und grad einmal 20 Zentimeter kürzer als der Across. Das Design verstärkt den bulligen Eindruck. Sitzt man erst einmal im Auto, fühlt man sich in der AMG-Line ohnedies in einem Luxuswagen. Da spielt der Benz dann doch in einer ganz anderen Liga als der Suzuki. Leder dort und da statt Plastik, die Sitze komfortabel und sportlich zugleich, die eher konservative Bedienung der modernen Infotainmentwelt, die man nicht betatschen muss, kommt zumindest mir persönlich sehr entgegen – und dann ist da noch das Acht-Gang-Doppelkupplungsgetriebe im Benz, das halt schon edler wirkt als das sonst eh auch problemlose CVT-Getriebe im Suzuki.

Foto: Gluschitsch

Was bei beiden Autos sehr beeindruckend ist und was sie hier zusammenführt, ist die rein elektrische Reichweite von mehr als 70 Kilometern. Und seit der WLTP-Testzyklus gilt, wissen wir, dass man die Angaben auch ohne eigene Schulung für effizientes Fahren erreichen kann.

Damit schaffen beide einen spannenden Spagat. Sie holen Personen ab, die sich zwar für die E-Mobilität interessieren, aber wegen der langen Ladezeiten und geringeren Reichweiten, als sie ein Diesel aufweist, vor einem Kauf zurückschrecken. GLA e und Across können nämlich weit fahren, schnell tanken und mit rund 70 Kilometern wird man fast immer das Auslangen finden.

Foto: Stockinger

Bleibt die Krux, dass man zwei Antriebe und ein ordentliches Packl Batterien mitführen muss. Am obersten Ende der Effizienz sind diese Fahrzeuge also nicht, das können sie aber schon allein wegen ihrer Größe und Höhe nicht sein. Samma uns ehrlich.

Auf der anderen Seite hat man durch die Kombination der beiden Antriebe auch Vorteile abseits der zuvor erwähnten. So bedient man sich einer Patzen Systemleistung, einmal von fast 220 PS beim Benz und einmal von mehr als 300 PS beim Suzuki. Dazu kommt das fette Drehmoment aus dem E-Antrieb. Man verfügt folglich über Beschleunigungswerte, die vor ein paar Jahren noch Sportwagen vorbehalten waren.

Niedriger Schwerpunkt

Grafik: Der Standard
Grafik: Der Standard

Kommt dazu: Das hohe Gewicht der Autos hat ja nicht nur Nachteile. Die Akkus sind so tief wie möglich in den Fahrzeugen untergebracht, sorgen so für einen niedrigen Schwerpunkt, und das Fahrverhalten ist ob des Gewichts sehr solid. Kein Nachteil ohne Vorteil.

Aber auch: kein Vorteil ohne Nachteil. Und damit sind wir bei den Preisen. Der fesch aufgemascherlte GLA kommt auf fast 57.000 Euro, für einen Fronttriebler, der größere Across, der einen Allradantrieb hat, beginnt es überhaupt erst bei fast 58.000 Euro. Was der RAV4 als Plug-in-Hybrid kosten wird, wissen wir noch nicht.

Bleibt unterm Strich: Wer einen SUV braucht oder will, etwa auch, um Hänger zu ziehen, gerne die E-Mobilität ausprobieren möchte, ihr aber noch nicht ganz über den Weg traut, wird hier gut bedient. Einmal sehr nobel und fein, einmal noch eine Nummer größer und robuster.

Und beide nehmen dem wohl größten Vorwurf, der Plug-in-Hybriden gemacht wird, dass sie zu selten angesteckt werden, die Kante. Denn bei mehr als 70 Kilometer Reichweite lohnt sich das Anstecken erstmals auch für die breite Masse tagtäglich. (Guido Gluschitsch, 12.4.2021)