Gesundheitsminister Rudolf Anschober war Montagabend zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB 2".

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Das Einzige, was so richtig aufwärtsgeht, sind offenbar die Infektionszahlen. Folglich ist wieder einmal melancholisch an die alte Weisheit von Philosoph Karl Valentin zu erinnern, wonach die Zukunft "früher auch besser" war. Gesundheitsminister Rudi Anschober wird nun zum wiederholten Male wohl Ähnliches denken wie der lustige Pessimist aus München. Dennoch stellt sich Anschober wieder einmal der "ZiB 2". Ist ja dort nicht immer sehr gemütlich.

Der Grüne sucht natürlich in der gewohnten Tonlage des gelassenen Managers zu verharren, der auch tröstender Pfarrer sein könnte. Armin Wolf kennt das. Er will gegensteuern, was auch Sinn macht, und Anschober wird, wie soll man sagen, offensiver.

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Die Rolle des tragischen Helden, der sich am Montag bei den Verhandlungen nicht durchgesetzt hat, möge man ihm nicht umhängen. Er sieht sich als Bollwerk gegen Unvernunft, Leichtsinn und Öffnungswünsche. Seine Notbremse hat er aber nicht durchgebracht. Bisweilen sei man als Gesundheitsminister im Kampf eben alleine, meint Anschober und wird rhythmisch: "Ich dränge, ich drücke, ich fordere!", sagt er; auch tue er alles, was in seiner "Kraft steht", damit Notwendiges geschehe.

Tja. Es spricht für ihn, nicht (um besser dazustehen) auf die skurrile Situation beim Nachbarn verwiesen zu haben. Bürger des Merkel-Landes dürfen nach Mallorca fliegen, im eigenen Land aber besser nicht herumreisen ... Anschober erwähnt es nicht. Er dankt Wolf und verabschiedet sich mit einem verbeugenden Nicken. Und wohl mit dem Gefühl, zumindest die "ZiB 2" ohne Gesichtsverlust überstanden zu haben. (Ljubiša Tošić, 23.3.2021)