Die schwerwiegendsten Folgen liegen hinter uns, sagt Holzmann.

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Wien – Der Kampf gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise macht sich auch in der Bilanz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) deutlich bemerkbar. Das geschäftliche Ergebnis schmolz auf zehn Millionen Euro zusammen. Davon sind acht Millionen Gewinnanteil des Bundes, teilte die Nationalbank am Dienstag mit. Die ausgeweiteten Hilfsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) blähten indessen die Bilanzsumme auf einen neuen Höchstwert von 228 Milliarden Euro auf.

"Natürlich haben diese volkswirtschaftlich erforderlichen geldpolitischen Maßnahmen auch die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung der OeNB beeinflusst. Das geschäftliche Ergebnis wurde im Vergleich zum Vorjahr deutlich geschmälert", sagte der Notenbank-Gouverneur Robert Holzmann am Dienstag laut einer Aussendung. Im Jahr 2019 hatte das geschäftliche Ergebnis noch mehr als 300 Millionen Euro ausgemacht, davon waren rund 250 Millionen an den Bund gezahlt worden.

Rekord in der Bilanzsumme

Das Nettozinsergebnis halbierte sich von 681 Millionen auf 374 Millionen Euro. Erhöhten Einlagen der Kreditinstitute, die deutliche Zinserträge brachten, standen Zinsaufwendungen in Höhe von 370 Millionen Euro für längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, sogenannte TLTROs, gegenüber. Weiters lasteten Abschreibungen auf Fremdwährungen in Höhe von 297 Millionen Euro auf dem Ergebnis – diese konnten jedoch durch die Auflösung einer Risikorückstellung in gleicher Höhe aufgefangen werden. Gleichzeitig wurde eine neue Risikorückstellung von 225 Millionen Euro getätigt.

Die Bilanzsumme stieg indessen im Vergleich zum Jahr 2019 um 74 Milliarden auf einen neuen Höchstwert von 228 Milliarden Euro an. Auch hier schlugen sich die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte nieder. Diese Geldspritzen wurden von der EZB eingeführt, um den unter dem Negativzinsumfeld leidenden Banken die Kreditvergabe zu erleichtern. Insgesamt mache diese Art von Geschäften bereits 66 Prozent der Aktiva (152 Milliarden Euro in der Bilanzsumme) aus, so die OeNB. Die Einlagen der Banken auf Girokonten bei der OeNB haben sich unterdessen auf 101 Milliarden Euro erhöht. Im Jahr 2019 lagen sie noch bei 36 Milliarden Euro.

Die Hoffnung lebt

Der heimische Bankensektor sei jedoch gut durch das Krisenjahr 2020 gekommen. "Die temporären aufsichtlichen Erleichterungen sowie die staatlichen Hilfsmaßnahmen aufgrund der Covid-19-Pandemie haben den Banken – insbesondere in den ersten kritischen Monaten – geholfen, die Realwirtschaft mit Krediten zur Deckung des Liquiditätsbedarfs zu versorgen", erklärte der Vizegouverneur der OeNB, Gottfried Haber. Auch die Bargeldversorgung sei zu jedem Zeitpunkt gesichert gewesen, sagte OeNB-Direktor Eduard Schock.

Für das laufende Jahr ist der Notenbankchef vorsichtig optimistisch. Es bestehe die Hoffnung, "dass die schwerwiegendsten Folgen bereits hinter uns liegen", so Holzmann. Für 2021 dürfte die Wirtschaft um zwei Prozent wachsen, die Lücke beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach dem Einbruch 2020 dürfte sich aber nur langsam wieder schließen. "Dennoch bin ich überzeugt: Mit umfassenden Tests, den anlaufenden Impfungen und den gesetzten geld- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen werden wir diese Pandemie schließlich hinter uns lassen", so Holzmann.

Wachstumsprognose

Nach dem massiven Konjunktureinbruch im Corona-Jahr 2020 rechnet die OeNB in einer Zwischenprognose heuer wieder mit einem Wirtschaftswachstum. Die Prognose für die Wirtschaftsleistung sieht ein BIP-Plus von 2,2 Prozent vor und für 2022 in Plus von 5,5 Prozent.

Sollte der Lockdown jedoch bis zum Sommer dauern, könnte man in ein negativeres Szenario abrutschten, das nur noch ein Plus des BIPs von 0,2 Prozent für heuer vorsieht. In diesem Szenario wäre jedoch der Aufholeffekt 2022 mit einem Plus von 6,8 Prozent etwas stärker. Unterm Strich würde die BIP-Lücke bis Ende 2022 aber auf 0,9 Prozent anwachsen.

"Der Aufschwung kommt", ist sich Holzmann sicher. Vor allem die exportorientierte Industrie erhole sich bereits wieder. Aber auch im Dienstleistungssektor sehe man, dass eine Öffnung durchaus rasch wieder zu einer Erholung führe.

Inflation steigt moderat

Auch Sorgen um eine stark steigende Inflation halten sich beim OeNB-Gouverneur in Grenzen. Zwar dürfte es heuer eine kurzfristige Erhöhung geben, wenn es zu einer Wiederbelebung der Wirtschaft kommt. Wenn die Nachfrage wieder ansteigt und sich eventuell auch das Angebot verkürzt, werde es unausweichlich zu Preisveränderungen, insbesondere bei Vorprodukten, kommen, so Holzmann. Ob sich das auch in den Preisen für Endprodukte niederschlagen wird, werde sich aber erst zeigen.

Im Durchschnitt rechnet Holzmann damit, dass die Inflation heuer und 2021 moderat unter zwei Prozent bleiben werde, eventuell sei jedoch ein Anstieg über zwei Prozent Anfang des kommenden Jahres möglich. 2020 lag die Inflation (harmonisierte Rate/HVPI) mit 1,4 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,8 Prozent. Allerdings könnten in Zeiten des Lockdowns keine Marktpreise beobachtet werden, was die Inflationsberechnung erschwert habe. (APA, 23.3.2021)