Für einige armutsbetroffene Kinder ist am Ende des Monats Toastbrotzeit. Da bei den Eltern das Geld für anderes Essen nicht mehr reicht.

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Armutsbetroffene Kinder sind trauriger und einsamer als andere. Im Vergleich zum Sommer beurteilen doppelt so viele Eltern die Lebensqualität ihrer Kinder als nicht genügend. Jeder fünfte Elternteil sieht die Lage seiner Kinder derzeit derart desaströs. Das geht aus einer Umfrage der Volkshilfe Österreich hervor, bei der im Februar 100 armutsbetroffene Familien in ganz Österreich telefonisch befragt wurden.

Diese Familien leben mit einem Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.671 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind. An der Befragung haben 87 Mütter und 11 Väter teilgenommen, 50 Prozent sind Alleinerzieher. Die Umfrage sei zwar aufgrund des Samples nur bedingt repräsentativ, biete jedoch einen guten Indikator für die aktuelle Problemlage betroffener Familien, heißt es von der Volkshilfe.

Kinder haben Zukunftsängste

"Die Kinder haben massive Sorgen und Angst, die Schule nicht ausreichend positiv abzuschließen", sagt Volkshilfe-Bundesgeschäftsführer Erich Fenninger. Knapp die Hälfte der Kinder hat Angst, dass ihnen die Freundinnen und Freunde abhandenkommen.

Sechs von zehn Kindern sind laut ihren Eltern einsamer als vor der Corona-Krise. Mehr als die Hälfte der Mütter und Väter (57 Prozent) schätzen ihre Kinder jetzt trauriger ein. Eine Mutter habe erzählt: "Meine Tochter lacht nicht mehr, ist nicht mehr so fröhlich wie früher und will ihre Aufgaben nicht mehr machen", zitiert Fenninger aus der Befragung. Ein Drittel der Kinder würde auch schlechter schlafen, sei unruhiger und gestresster.

Vergleicht man diese Ergebnisse mit einer aktuellen Studie der Universität Salzburg, wird deutlich, dass armutsbetroffene Kinder härter durch die Corona-Krise getroffen werden: Während in der allgemeinen Befragung der Uni Salzburg zwei von zehn Kindern trauriger und einsamer sind, liegt der Anteil bei den Armutsbetroffenen dreimal so hoch.

Nicht ausreichend mit Essen versorgt

20 Prozent der armutsbetroffenen Kinder machen sich auch finanzielle Sorgen. "Die Armut in Österreich ist nicht überwunden. Es gibt Kinder, die am Ende des Monats nicht ausreichend mit Essen versorgt werden können", sagt Erich Fenninger. Ein Kind habe das in einem Gespräch als Toastbrotzeit bezeichnet, weil es nur noch Toastbrot zu essen gebe in den letzten Tagen des Monats. Betroffen davon seien jedoch viele.

"Wir fordern daher, dass es jetzt Zeit ist für eine staatliche Kindergrundsicherung", sagt Fenninger. Jedes Kind und jeder Jugendliche sollte 200 Euro monatlich bekommen. Kinder aus Familien mit einem Jahreseinkommen bis zu 20.000 Euro sollten mit 425 Euro zusätzlich unterstützt werden, so der Vorschlag.

Alleingelassen mit Homeschooling

Einige Kinder hätten auch Angst vor den Kosten des Homeschoolings etwa durch Ausdrucke oder verbrauchtes Internetguthaben, schildert Fenninger die Situation. Bei vielen seien auch die Wohnverhältnisse beengt, es sei laut und für die Kinder schwierig, sich zu konzentrieren. Gründe dafür, dass rund 20 Prozent durch den Umstieg auf E-Learning nicht mehr an die Schule angedockt waren.

Dass ein Notbetrieb in den Schulen organisiert worden ist, sehen die Eltern zu 46 Prozent als sehr positiv. Allerdings wusste jeder fünfte armutsbetroffene Elternteil nicht, dass es diesen Notbetrieb an den Schulen gibt. 42 Prozent der Eltern haben die Mehrkosten für die Ausstattung für den Fernunterricht selbst getragen, obwohl sie prekär leben. Nur sieben Prozent sind unterstützt worden. 11 Prozent haben noch immer nicht den digitalen Anschluss an das Schulsystem ausreichend geschafft.

Hilfen erreichen viele Betroffene nicht

Mehr als die Hälfte der befragten Eltern ist unzufrieden mit der Regierungspolitik in der Krise. Nur sieben Prozent der Armutsbetroffenen sagten, die Regierung habe uns sehr gut durch die Krise geleitet. "Vermutlich liegt das daran, dass die Hilfen zu wenig sind, nicht ausreichend vermittelt wurden und deshalb nicht ankommen", sagt Erich Fenninger. 49 Prozent kennen die Möglichkeit des Familienhärtefonds nicht. Deshalb müsse die Unterstützung vereinfacht werden, meint der Volkshilfe-Chef. Die Sozialreferate sollten Betroffene aktiv anschreiben und sie auf die Einmalzahlung hinweisen.

"Zusammengefasst kann man sagen, dass es eine eklatante Verschlechterung gibt", sagt Erich Fenninger. Die Tiefe der Krise sei beispiellos in der Sozialarbeit in Österreich. "So viele Menschen wie noch nie wenden sich an uns, mit der Bitte, sie zu unterstützen", betont der Volkshilfe-Bundesgeschäftsführer. (Stefanie Ruep, 23.3.2021)